Gezaehmt im Bett einer Lady
nahm wieder die inzwischen vertraute spöttische Maskenhaftigkeit an, als er auf den Eintrag schaute, auf den sie zeigte. „Man stelle sich nur vor - mein ehrenwerter Erzeuger hat meinen Namen ja gar nicht geschwärzt. Ich bin restlos erstaunt.“
„Soll ich etwa glauben, dass du niemals in dieses Buch gesehen hast?“, fragte sie. „Dass du nicht an deinen Vorfahren interessiert warst - obwohl du alles über Guy de Ath weißt?“
„Mein Hauslehrer hat mir von meinen Vorfahren erzählt“, erklärte er. „Er hat versucht, das Geschichtspensum aufzulockern mit regelmäßigen Ausflügen in die Ahnengalerie. ,Der erste Earl of Blackmoor, verkündete er dann immer mit getragener Stimme, wenn er vor einem Gemälde mit einem Chevalier mit langen goldenen Locken stehen blieb. ,Der Titel wurde erworben während der Regentschaft von König Charles II.‘ wurde ich daraufhin unterrichtet. Dann führte mein Lehrer aus, was sich während der Herrschaft dieses Königs ereignet hatte und wie mein edler Vorfahr dahinein gehörte und was er getan hatte, um die Earlswürde zu erringen.“ Sein Lehrer hatte es ihm erzählt, nicht sein Vater.
„Ich würde gerne auf die gleiche Weise in der Familiengeschichte unterwiesen werden“, erklärte sie. „Vielleicht kannst du mich morgen mit zur Ahnengalerie nehmen. Sie muss wohl zehn oder zwölf Meilen lang sein, denke ich.“
„Einhundertachtzig Fuß“, sagte er und sein Blick kehrte wieder zu der Seite vor ihr zurück. „Du scheinst eine übertriebene Vorstellung von Athcourts Größe zu haben.“
„Ich werde mich schon noch daran gewöhnen“, erwiderte sie. „Es ist mir gelungen, nicht zu auffällig zu starren und meinen Mund geschlossen zu halten, als man mich in die Kathedrale geführt hat, die hier auch als .Räumlichkeiten Ihrer Ladyschaft bekannt sind.“ Er starrte immer noch auf die Seite, auf der seine Geburt verzeichnet war. Seine sardonische Miene hatte sich nicht verändert, aber in seinen schwarzen Augen stürmte es. Jessica fragte sich, ob es der Eintrag direkt darunter war, der dafür verantwortlich zeichnete. Es hatte sie mit Trauer erfüllt, und sie hatte für ihn getrauert.
„Ich habe meine Eltern ein Jahr nachdem deine Mutter gestorben war verloren“, bemerkte sie. „Sie sind bei einem Kutschenunfall umgekommen.“
„Fieber“, sagte er. „Sie ist an einem Fieber gestorben. Das hat er ebenfalls eingetragen.“ Dain klang erstaunt.
„Wer hat den Tod deines Vaters hier vermerkt?“, fragte sie. „Das ist nicht deine Handschrift.“
Er zuckte die Achseln. „Sein Sekretär, vermute ich. Oder der Vikar. Oder irgendein anderer übereifriger Wichtigtuer. “ Er schob ihre Hand zur Seite und schlug die alte Bibel zu. „Wenn du Familiengeschichte willst, so finden sich hier in den Regalen am anderen Ende jede Menge Wälzer. Da ist alles in allen ermüdenden Einzelheiten vermerkt, bis zur römischen Eroberung, wette ich.“
Sie öffnete die Bibel wieder. „Du bist das Oberhaupt der Familie und musst mich dort eintragen“, teilte sie ihm sanft mit. „Du hast eine Frau bekommen, und das musst du hineinschreiben.“
„Muss ich das genau jetzt? “ Er hob eine Augenbraue. „Und nimm einmal an, ich entscheide am Ende, dass ich dich gar nicht behalten will? Dann werde ich deinen Namen wieder tilgen müssen.“
Sie ließ ihn beim Buchständer stehen, ging zu dem Studiertisch, nahm Tintenfass und Schreibfeder und kam zu ihm zurück. „Ich würde gerne sehen, wie du mich loszuwerden versuchst“, sagte sie.
„Ich könnte die Ehe annullieren lassen“, teilte er ihr mit. „Unter Verweis darauf, dass ich nicht bei Verstand war, als sie geschlossen wurde. Lord Portsmouths Ehe wurde mit demselben Grund aufgelöst, und das war erst vorgestern.“
Er nahm ihr dennoch die Schreibfeder ab und machte großes Aufhebens daraus, ihre Eheschließung in seiner kühnen Handschrift zu vermerken, mit schwungvollen Bögen, um die Wirkung zu verstärken.
„Ah, gut gemacht“, sagte sie und lehnte sich über seinen Arm, um den Eintrag anzusehen. „Danke, Dain. Jetzt bin ich Teil der Geschichte der Ballisters.“ Sie war sich bewusst, dass ihr Busen auf seinem Arm lag.
Und er auch. Er riss sich los, als wäre es ein Paar heißer Kohlen. „Ja, du bist in der Bibel unsterblich gemacht worden“, stellte er fest. „Ich vermute, als Nächstes verlangst du ein Porträt, und ich muss einen berühmten Ahnen in die Besenkammer auslagern, um für dich Platz zu
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