Gezaehmt im Bett einer Lady
beschwichtigend. „Das ist auch der Grund, warum er sich als mein Beschützer fühlt. Aber die Verbindung bringt Vorteile mit sich. Er hat Bertie unter seine Fittiche genommen, was bedeutet, dass du mit den zukünftigen finanziellen Schwierigkeiten meines Bruders nicht belastet werden wirst.“
Dain brütete stumm, bis sie in die Kutsche stiegen. Dann schloss er seufzend die Augen und lehnte den Kopf an die Rückenpolster. „Romantisch. Nervös. Und du meinst, es sei beruhigend, dass der Liebhaber deiner Großmutter deinen hirnlosen Bruder unter seine Fittiche nimmt. Ich fürchte, Jess, dass du so übergeschnappt bist wie alle anderen Mitglieder - und zukünftigen Mitglieder - deiner gesamten verrückten Familie.“
„Willst du schlafen?“, erkundigte sie sich.
„Vielleicht, wenn es dir gelingt, drei Minuten lang den Mund zu halten.“
„Ich bin auch müde“, sagte sie. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mich an deinen Arm lehne? Ich kann nicht aufrecht sitzend schlafen.“
„Nimm aber erst diesen idiotischen Hut ab“, verlangte er.
Das tat sie und lehnte sich gegen seinen muskulösen Arm. Nach einem Moment rutschte er zur Seite und bettete ihren Kopf an seine Brust. Das war bequemer.
Das war auch alle Beruhigung, die Jessica für den Moment brauchte. Später würde sie versuchen herauszufinden, was ihn während ihrer Umarmung so gestört hatte - und warum er so angespannt gewesen war, als sie von der Familie seiner Mutter zu sprechen begonnen hatte. Gegenwärtig war sie zufrieden, das zu genießen, was sich so wunderbar nach liebevoller Zuneigung ihres Ehemannes anfühlte.
Sie verschliefen den Großteil der Reise, bis sie zur Grenze nach Devon gelangten. Trotz ihres späten Aufbruchs und der Pause für den Besuch von Stonehenge erreichten sie Exeter am späten Nachmittag. Sie überquerten den Fluss Teign kurz darauf und fuhren dann weiter nach Bovey Tracey, über den Fluss Bovey. Ein paar gewundene Straßen westlich davon erhaschte Jessica ihren ersten Blick auf die seltsamen Felsformationen von Dartmoor.
„Haytor Rocks“, sagte ihr Ehemann und deutete aus dem Fenster auf seiner Seite auf den gewaltigen Felsvorsprung oben auf einer Anhöhe. Sie setzte sich auf seinen Schoß, um besser sehen zu können.
Er lachte. „Du musst dir keine Sorgen machen, ihn zu verpassen. Es gibt noch reichlich. Hunderte davon, wohin du auch schaust. Hügel, Steinhaufen, Hügelgräber. Du hast mich geheiratet, nur um am Ende doch an dem ,abgelegenen Außenposten der Zivilisation zu landen, den du vermeiden wolltest. Willkommen, Lady Dain, in der öden Wildnis von Dartmoor.“
„Ich finde es wunderschön hier“, erwiderte sie leise.
Wie dich, hätte sie am liebsten hinzugefügt. Im orangefarbenen Schein der untergehenden Sonne war die raue Landschaft auf eine düstere, wilde Art schön - wie er auch.
„Ich werde noch eine Wette gewinnen müssen“, erklärte sie in das drückende Schweigen. „Damit du mich zu diesen Felsen bringst.“ „Wo du dir ein Lungenfieber holen wirst“, antwortete er. „Es ist kalt da, windig und nass, und das Klima ändert sich abrupt von kühlem Herbst zu bitterem Winter und wieder zurück, zehnmal in der Stunde.“
„Ich werde nie krank“, erklärte sie. „Ich bin kein nervöser Vollblüter - anders als gewisse Leute, die ungenannt bleiben sollen.“ „Du gehst besser von meinem Schoß“, bemerkte er. „Wir werden in Kürze in Athcourt eintreffen, und die Dienerschaft wird in voller Kriegsrüstung bereitstehen. Ich gebe auch so schon ein armseliges Bild ab - du hast mich unrettbar zerknittert und verknautscht. Im Schlaf windest du dich und rutschst hin und her, noch mehr als wenn du wach bist. Bis Exeter habe ich kaum ein Auge zubekommen.“ „Dann musst du aber mit offenen Augen geschnarcht haben“, stellte sie fest, nachdem sie wieder auf ihren Platz neben ihm zurückgerutscht war.
„Ich habe nicht geschnarcht.“
„Über meinem Kopf“, sagte sie. „Und mehrere Male genau in mein Ohr.“ Sie hatte das tiefe, männliche Brummen unaussprechlich liebenswert gefunden.
Er betrachtete sie unter finster zusammengezogenen Brauen. Jessica beachtete ihn nicht weiter, sondern richtete ihren Blick auf die vor dem Kutschenfenster vorüberziehende Landschaft. „Warum heißt dein Stammsitz Athcourt?“, erkundigte sie sich. „Nach einer großen Schlacht wie Bienheim?“
„Die Ballisters lebten ursprünglich weiter im Norden“, teilte er ihr mit. „Einer von ihnen
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