Gezähmt von sanfter Hand
vertrautes »Hmmm«.
»In ein paar Tagen werde ich schon einmal mit dem Kofferpacken anfangen, Sir. Ich erledige solche Dinge nur ungern erst in letzter Minute, und der Januar nähert sich bereits seinem Ende.«
Es trat eine kurze Pause ein. Schließlich fuhr Worboys fort: »Nach den Aussagen von Henderson und Huggins kann das Tauwetter nun jeden Tag einsetzen. Ich vermute zwar, dass es noch eine gute Woche dauern wird, bis die Straßen wieder passierbar sind – aber je weiter südlich wir gelangen, desto besser werden die Landstraßen ja ohnehin.«
»Hmmm.«
Catriona, die wie erstarrt draußen vor der Tür stand, ihr Herz bleischwer, ihre Hände plötzlich eiskalt, hörte, wie Worboys fortfuhr: »Die Räumlichkeiten in der Jermyn Street müssen natürlich erst einmal gründlich gereinigt und durchgelüftet werden. Und darum hatte ich mir überlegt … vielleicht möchtet Ihr ja der Herzoginwitwe und dem Herzog und der Herzogin einen Besuch abstatten? Wenn ja, dann könnte ich unterdessen nämlich schon einmal nach London weiterreisen und dort alles für Eure Rückkehr vorbereiten.«
»Hmmm.«
»Schließlich möchtet Ihr Euch ja sicherlich noch vor dem Ball der Richmonds wieder häuslich eingerichtet haben. Wenn ich also vorschlagen dürfte… ein paar neue Jacketts wären da sicherlich angemessen. Und Eure Stiefel, nun ja – wir müssen unbedingt daran denken, dass Hoby nicht wieder diese Quasten daran anbringt. Und was Eure Leibwäsche betrifft …«
Richard, der in einen Brief von Heathcote Montague vertieft war, ließ Worboys' Monolog an sich vorbeirauschen. Nach acht Jahren wusste Worboys mittlerweile genau, wann Richard ihm nicht zuhörte – und Richard wiederum wusste genau, wann sein Kammerdiener sich gerade in einem Dilemma befand.
In Worboys' Fall war das Dilemma nicht sehr groß. Es gefiel ihm hier auf Casphairn Manor – und das konnte er irgendwie selbst nicht so recht fassen. Er staubte gerade die Bücher auf den Regalen ab – eine äußerst aufschlussreiche Geste, die nur allzu deutlich erkennen ließ, was er von ihrem Aufenthaltsort hielt – und versuchte, Einsatz zu zeigen und einen gut gelaunten Eindruck zu machen. Versuchte, sie beide davon zu überzeugen, dass sie bereits in Kürze wieder aufbrechen würden – obwohl er genau wusste, dass Richard in Wahrheit nicht einmal ansatzweise solche Absichten hegte und dass er selbst auch nicht mehr von hier fortwollte.
Denn was Worboys zunächst für ein kulturelles Notstandsgebiet gehalten hatte, hatte sich für ihn schließlich geradezu als Himmel auf Erden entpuppt.
Das bedeutete zwar nicht, dass Worboys hier eine Geliebte gefunden hätte, aber doch zumindest einen Haushalt, in den er perfekt hineinpasste, ähnlich wie ein fehlendes Glied in eine Kette. Der Haushalt des Gutshauses war ein wenig ungewöhnlich und ohne die strenge Rangordnung, die Worboys während seiner bisherigen beruflichen Laufbahn erfahren hatte. An diesem Ort basierte die Zusammenarbeit auf Kameradschaft. In diesem Haushalt mussten sich die einzelnen Mitglieder aufeinander verlassen und sich gegenseitig rückhaltlos vertrauen können. Nur so konnten sie den langen, strengen Winter – der durch die einsame Lage des Tales umso stärker auf ihnen lastete – einigermaßen überstehen.
Dies war ein Ort, an dem die Menschen um ihrer selbst willen geschätzt wurden. Und darum war auch Worboys sofort mit offenen Armen aufgenommen worden – und Worboys hatte sich in diesen Ort verliebt.
Doch im Augenblick hatte er sich in eine recht widersprüchliche Situation verwickelt – Richard erkannte die Anzeichen hierfür genau. Er ließ seinen Kammerdiener darum einfach weiterreden – denn eigentlich sprach er ja nur mit sich selbst und konnte mit seinem Gerede niemanden überzeugen. Wann immer Worboys eine Pause einlegte und eine Reaktion erwartete, gab Richard ein zustimmendes Brummen von sich. Er sah einfach keinen Sinn darin, sich in eine Diskussion um Dinge hineinziehen zu lassen, die ohnehin nie eintreten würden.
Der Brief, den er erhalten hatte, war dagegen wesentlich interessanter. Angeregt durch den Besuch der Potts, hatte Richard an Montague geschrieben und sich dabei nach dem derzeitigen Zustand des Zuchtviehs erkundigt. Außerdem hatte er Montague gebeten, herauszufinden, wer der angesehenste Züchter in den Ridings war – diese Gebirgskette verlief knapp unterhalb der südlichen Grenze des Tales und war nicht sehr weit entfernt.
»Also, Sir.« Worboys machte
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