Gezähmt von sanfter Hand
eine Pause und atmete einmal tief durch. »Lasst mich bitte, sobald Ihr Euch entschieden habt, wissen, welchen Abreisetag Ihr wählt – ich werde dann umgehend alles genauso in die Wege leiten, wie wir es eben besprochen haben.«
Richard hob den Kopf und begegnete Worboys' Blick. »In Ordnung. Wenn ich mich entscheiden sollte, abzureisen, dann seid Ihr der Erste, der es erfährt.«
Worboys neigte würdevoll den Kopf. Nun, da er sich seine sinnlosen Pläne von der Seele geredet hatte, fühlte er sich schon viel besser. Er ergriff den Staubwedel und einen Topf mit verwelkten Blumen und marschierte zur Tür.
Richard wartete, bis sich die Tür hinter Worboys geschlossen hatte, bevor er die Lippen zu einem belustigten Lächeln verzog. Dann las er den Brief zu Ende, legte ihn beiseite und reckte sich ausgiebig.
Als er einen leichten Luftzug spürte, blickte er sich erstaunt um und entdeckte die Tür, die so geschickt in die hölzerne Wandvertäfelung der Bibliothek eingepasst war, dass er sie zuvor nicht bemerkt hatte. Er drückte die angelehnte Tür weiter auf und sah einen matt beleuchteten Seitenkorridor. Achselzuckend schloss er die Tür – sie konnte schließlich schon die ganze Woche über offen gestanden haben, ohne dass er es bemerkt hatte.
Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und zog eine Landkarte der umliegenden Grafschaften heraus. In Hexham lebte ein gewisser Mister Owen Scroggs, dem der Ruf vorauseilte, ein außergewöhnlich guter Viehzüchter zu sein. Er fragte sich, wie weit Hexham von ihrem Tal entfernt war.
Denn wenn seine Ehefrau ihm irgendwann einmal genügend Vertrauen entgegenbrachte, um ihn um seine Unterstützung zu bitten und ihn um Rat zu fragen, wollte Richard alle Antworten parat haben. Dann wollte er alles, was Catriona wissen wollte, quasi aus dem Ärmel schütteln können.
13
Man konnte ihn nicht gerade einen geduldigen Mann nennen.
Seit Richard die Nachrichten von Montague erhalten hatte, lauerte er bereits – wartete er ungeduldig – auf eine passende Gelegenheit, um die Sache einmal mit seiner Ehefrau zu erörtern. Um die Schatten in ihren Augen, die von Tag zu Tag dunkler zu werden schienen, endlich wieder zu vertreiben.
Doch stattdessen war es ihm nun, vier Tage später, noch immer nicht gelungen, den richtigen Augenblick abzupassen und mit ihr darüber zu sprechen. Düster vor sich hin grübelnd stand Richard in einem der Bogengänge unweit von Catrionas Büro, den Blick fest auf die Eichenpaneele ihrer Tür gerichtet, und wartete.
Er hatte eine aus tiefstem Herzen empfundene Abneigung dagegen, geschäftliche Dinge in ihrem Ehebett zu diskutieren. Dort sollte Catriona ganz einfach sie selbst bleiben können, heiß und wollüstig, sollte ihn weiterhin einfach nur sanft in sich aufnehmen und ihn fest an sich drücken, sollte auch weiterhin darauf bestehen, ihre lustvollen Schreie in den Kissen zu ersticken – kurz gesagt hatte Richard also einen tiefen Widerwillen gegen alles entwickelt, das die Offenheit, die dort zwischen ihnen entstanden war, wieder zerstören könnte.
Allerdings hatte Catriona tagsüber zumeist sehr viel zu tun; sie schien nahezu ununterbrochen in Besprechungen zu stecken oder in Diskussionen verwickelt zu sein oder einfach damit beschäftigt, den Haushalt zu koordinieren. Und wenn sie einmal nicht mit einer dieser Aufgaben beschäftigt sein sollte, dann war sie von einer ganzen Schar von Leuten umringt – von McArdle, Mrs. Broom oder, noch schlimmer, Algaria. Und sogar in den seltenen Momenten, in denen Richard Catriona einmal allein antraf, eilte sie zumeist gerade nur zur nächsten, drängenden Verpflichtung.
Doch noch schlimmer als all das war, dass Richard sich mittlerweile ernsthafte Sorgen um Catrionas Gesundheit machte. Er lag mit ihr schon viel zu sehr auf einer Wellenlänge, als dass er nicht ihre innere Anspannung gespürt hätte, die Zerbrechlichkeit, welche sie unter ihrem Deckmantel heiterer Gelassenheit verbarg. Richard konnte nicht anders, als sich im Stillen zu fragen, ob die Ursache von alledem vielleicht eine Schwangerschaft war – wenngleich Catriona ihm gegenüber noch kein Wort davon erwähnt hatte. Ob dies die Ursache war für ihre plötzliche Kurzatmigkeit, für ihre Launenhaftigkeit und Empfindlichkeit, die sie so mühsam zu verbergen suchte.
Wenn Catriona sich nachts in Richards Arme schmiegte, waren die Symptome nämlich plötzlich alle wieder verschwunden. Er kam also nicht umhin, sich zu fragen, ob Catriona sich
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