Gezeiten der Liebe
und das Bad unten auch nicht. Ich muß noch die Hähnchen braten. Ich dachte, dazu mache ich eine Schüssel Kartoffelsalat, damit ihr später nichts aufzuwärmen braucht, wenn Cam und Anna nach Hause kommen. Anschließend muß ich noch die Küche in Ordnung bringen, deshalb habe ich einfach keine Zeit mehr, Ethan.«
»Wer mich kennt, weiß, daß ich aufwische, nachdem ich das Bad benutzt habe.«
»Das ist nicht dasselbe. Du kannst es nicht benutzen.«
Verwirrt nahm er seine Mütze ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Na, dann haben wir aber ein Problem, weil nämlich drei Männer sehnsüchtig darauf warten, sich eine dicke Schmutzschicht vom Körper spülen zu können.«
»Die Bucht liegt direkt draußen vor eurer Haustür.«
»Aber ...«
»Hier.« Sie öffnete das Schränkchen unter dem Waschbecken und holte ein ungebrauchtes Stück Seife heraus. Um keinen Preis der Welt würde sie zulassen, daß sie die hübschen Seifenstücke für Gäste benutzten, die sie bereits in die Schalen gelegt hatte. »Ich hole Handtücher und frische Sachen für euch.«
»Aber ...« »Geh jetzt, Ethan, und richte den anderen aus, was ich gesagt habe.« Sie drückte ihm die Seife in die Hand. »Du hast schon überall eine Schmutzspur hinterlassen.«
Finster blickt er auf die Seife, dann schaute er wieder sie an. »Man könnte meinen, die Royals hätten sich zu einem Staatsbesuch angesagt. Verflixt, Grace, ich ziehe mich doch nicht in aller Öffentlichkeit nackt aus und springe vom Steg.«
»Ach, als hättest du das noch nie getan.«
»Nicht, wenn eine Frau in der Nähe war.«
»Ich hab’ in meinem Leben schon hin und wieder mal einen nackten Mann gesehen, und außerdem werde ich abgelenkt sein, da ich vorhabe, haufenweise Fotos von dir und deinen Brüdern zu machen. Ethan, ich habe fast den ganzen Tag damit zugebracht, dieses Haus auf Hochglanz zu bringen. Ihr macht jetzt nicht wieder alles dreckig.«
Verärgert steckte er die Seife in seine Tasche – mit einer Frau zu diskutieren, deren Meinung längst feststand, war seiner Erfahrung nach genauso nutzlos und schmerzhaft, wie mit dem Kopf gegen eine Mauer zu schlagen. »Ich hole die blöden Handtücher schon.«
»Nein, das tust du nicht. Du hast schmutzige Hände. Ich bringe sie euch nach draußen.«
Grummelnd ging er nach unten. Phillip zuckte nur die Schultern, als er erfuhr, was Grace angeordnet hatte. Seth jubilierte. Er flitzte nach draußen, rief die Hunde und ließ auf dem Weg zum Anlegesteg Schuhe, Socken und Shirt fallen.
»Er wird wahrscheinlich nie wieder ein normales Bad nehmen wollen«, bemerkte Phillip und setzte sich auf den Steg, um seine Schuhe auszuziehen.
Ethan blieb stehen. Er würde kein einziges Kleidungsstück ablegen, bevor Grace nicht Handtücher und Klamotten gebracht hatte und wieder im Haus verschwunden war. »Was machst du denn da?« fragte er aufgebracht, als Phillip sein schweißfleckiges T-Shirt über den Kopf zog.
»Ich ziehe mein Shirt aus.«
»Na, dann zieh es gleich wieder an. Grace kommt raus.«
Phillip hob den Blick, sah, daß sein Bruder es völlig ernst meinte, und lachte. »Krieg dich wieder ein, Ethan. Sie wird beim Anblick meiner zugegebenermaßen umwerfend männlichen Brust schon nicht in Ohnmacht fallen.«
Um es ihm zu beweisen, stand er auf und grinste, als Grace den Rasen überquerte. »Ich hab’ was von Brathähnchen gehört!« rief er ihr zu.
»Ich fange gleich an zu kochen.« Am Steg angekommen, legte sie Handtücher und Kleider in zwei ordentlichen Stapeln auf den Boden. Dann richtete sie sich auf und lächelte Seth zu, der bereits mit den Hunden im Wasser tobte. Vermutlich hatten sie jeden Vogel und Fisch im Umkreis von zwei Meilen verscheucht. »Denen gefällt diese Art zu baden jedenfalls.«
»Warum springst du nicht mit uns rein?« schlug Phillip vor. Er hätte schwören können, daß Ethan mit den Zähnen knirschte. »Du könntest mir den Rücken schrubben.«
Lachend sammelte sie die bereits abgelegten Kleider auf. »Es ist eine ganze Weile her, seit ich das letztemal nackt gebadet habe, und so verlockend es auch klingt, ich habe im Moment zuviel zu tun, um Unsinn zu machen. Wenn ihr mir eure restlichen Sachen gebt, wasche ich sie noch, bevor ich gehe.«
»Das wäre nett, danke.« Als Phillip nach seinem Gürtel griff, stieß Ethan ihm den Ellbogen in die Rippen.
»Du kannst sie später waschen, wenn du unbedingt willst. Geh ins Haus.«
»Er ist schüchtern.« Phillip hob die Augenbrauen.
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