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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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gab.
    »Hackbraten.«
    »Sieht ekelhaft aus. Warum können wir keine Pizza essen?«
    »Weil es nun mal Hackbraten gibt.«
    Seth machte Würggeräusche, als Ethan Tomatensuppe in einen Topf goß. »Widerlich. Da esse ich lieber gleich Dreck.«
    »Draußen kannst du dich nach Herzenslust bedienen.«
    Seth trat von einem Fuß auf den anderen, dann stellte er sich auf die Zehenspitzen, um noch einen Blick in die Schüssel zu werfen. Der Regen machte ihn wahnsinnig. Es gab nicht das geringste zu tun. Er starb fast vor Hunger, hatte sich sechs Millionen Mückenstiche eingefangen, und im Fernsehen liefen nur alberne Kindersendungen und Nachrichten.
    Nachdem er sich Seth’ Klagen angehört hatte, zuckte Ethan nur die Schulter. »Geh zu Cam und fall ihm auf die Nerven.«
    Cam hatte ihm gesagt, er solle Ethan auf die Nerven fallen. Aus eigener leidvoller Erfahrung wußte Seth, daß es viel länger dauerte und mehr Mühe kostete, Ethan in Rage zu bringen.
    »Wie kommt’s, daß du soviel anderen Mist da reintust, wenn es doch Hackbraten heißt?«

    »Damit es nicht wie Mist schmeckt, wenn man es ißt.«
    »Ich wette, es schmeckt trotzdem wie Mist.«
    Für einen Jungen, der noch vor wenigen Monaten nicht gewußt hatte, wann er die nächste Mahlzeit bekommen würde, war Seth mächtig wählerisch geworden. Doch statt ihn darauf hinzuweisen, rächte Ethan sich mit einer tödlichen Drohung. »Morgen kocht Cam.«
    »O Mann! Das reine Gift.« Seth verdrehte theatralisch die Augen, griff sich an die Kehle und stolperte durch die Küche. Ethan wäre auf ihn eingegangen, hätten die Hunde sich in diesem Moment nicht eingemischt. Wild bellend kamen sie in die Küche gestürzt.
    Als Anna später hereinkam, hatte Ethan den Hackbraten schon ins Backrohr geschoben und schüttete ein paar Aspirin auf seine Hand.
    »Hallo. Was für ein Tag. Der Verkehr war schlimm.« Sie hob eine Braue, als Ethan die Tabletten schluckte. »Kopfschmerzen? Von soviel Regen kann man die kriegen.«
    »Diese Kopfschmerzen hören auf den Namen Seth.«
    »Oh.« Besorgt goß sie sich ein Glas Wein ein und signalisierte, daß sie bereit war, ihm zuzuhören. »Es gibt immer Phasen von Streß und Kommunikationsproblemen. Er muß so vieles verarbeiten, seine Aufsässigkeit ist ein reiner Verteidigungsmechanismus.«
    »Er hat in den letzten sechzig Minuten nichts anderes getan, als sich zu beschweren. Meine Ohren klingeln noch davon. Für Hackbraten ist er sich zu fein«, murmelte Ethan und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. »Warum können wir keine Pizza essen?’ Er sollte dankbar sein, daß überhaupt jemand für ihn kocht. Statt dessen sagt er, daß es eklig aussieht und vermutlich wie Mist schmecken wird. Anschließend sorgt er dafür, daß die Hunde ausrasten. Obendrein ...«
    Er verstummte und sah sie mißtrauisch an, als sie grinste. »Du findest das auch noch amüsant?«

    »Entschuldige, aber ich freue mich einfach. Oh, Ethan, es ist so wunderbar normal! Er benimmt sich wie ein ganz normaler Zehnjähriger an einem Regentag – er nervt. Vor ein paar Monaten hätte er sich schmollend in sein Zimmer verkrochen, statt dir auf den Wecker zu fallen. Was für ein gewaltiger Fortschritt!«
    »Er entwickelt sich langsam, aber sicher zu einer gewaltigen Nervensäge.«
    »Ja.« Sie spürte, wie ihr Freudentränen in die Augen schossen. »Ist das nicht herrlich? Er muß unausstehlich gewesen sein, wenn er es geschafft hat, dich, die Geduld in Person, aus der Haut fahren zu lassen. Wenn es so weitergeht, wird er zu Weihnachten ein Monster sein.«
    »Und das findest du gut?«
    »Ja, Ethan. Ich habe mit Kindern gearbeitet, die nicht mal halb so unglücklich waren wie Seth, und manchmal brauchten sie viel länger, um sich zurechtfinden, trotz therapeutischer Betreuung. Du, Cam und Phillip, ihr habt wahre Wunder an Seth bewirkt.«
    Ethan, dessen Wut allmählich verrauchte, trank von seinem Bier. »Du warst auch daran beteiligt.«
    »Ja, sicher, was mich beruflich ebenso glücklich macht wie privat. Und um dir meine Dankbarkeit zu zeigen, helfe ich dir bei der Zubereitung des Essens.« Energisch zog sie ihre Jacke aus und krempelte die Ärmel hoch. »Was hattest du denn als Beilage zu dem Hackbraten vorgesehen?«
    Eigentlich hatte er nur vorgehabt, ein paar Kartoffeln in die Mikrowelle zu schmeißen, um sich Arbeit zu ersparen, und vielleicht noch ein Paket Tiefkühlerbsen auszugraben.
    »Ich dachte, die Käsenudeln, die du mal gekocht hast, würden sich als Beilage gut

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