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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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betätigte Ethan die Ruderpinne, nahm mit der anderen den Fischhaken und schätzte Wellengang und Entfernung ab.
    »Wenn ein Mann den ganzen Tag auf dem Wasser zubringt, tut es gut zu wissen, daß abends seine Frau auf ihn wartet.«
    Ein wenig überrascht nickte Ethan. Über solche Dinge sprachen sie sonst nie. »Kann ich mir vorstellen. Wir fahren noch diese Leine ab, dann laufen wir ein, Jim.«
    Jim leerte schweigend die nächste Falle aus. Über ihren Köpfen veranstalteten einige Möwen einen – wie Jim es nannte – Pißwettbewerb; laut kreischend stießen sie herab und konkurrierten um Fischbröckchen, die ins Wasser gefallen waren.
    »Weißt du, Bess und ich sind im nächsten Frühjahr dreißig Jahre verheiratet.«
    »Ach ja?«
    »Gibt einem Mann Halt, die Ehe. Wenn man mit dem Heiraten zu lange wartet, wird man wunderlich.«
    »Schätzungsweise.«
    »Du mußt jetzt etwa dreißig sein, oder, Capt’n?«
    »Richtig.«
    »Dann mußt du aufpassen, daß du nicht wunderlich wirst.«
    »Ich werd dran denken«, sagte Ethan und hob den Fischhaken.
    Jim seufzte und gab auf.
     
    Als Ethan in die Bootswerkstatt kam, stand Cam an der Kreissäge und drei kleine Jungen schliffen am Bootsrumpf. Oder taten zumindest so.
    »Hast du eine neue Crew angeheuert?« fragte Ethan, als Simon zu ihm getrottet kam, um ihn zu beschnüffeln.
    Cam warf einen Blick auf Seth, der sich eifrig mit Danny und Will Miller unterhielt. »So sitzen sie mir wenigstens
nicht andauernd im Nacken. Sind die Krebse für heute vor dir sicher?«
    »Wir haben genug gefangen.« Er holte eine Zigarre heraus und zündete sie an, während er nachdenklich zu den offenen Türen der Laderampe schaute. »Es gießt wie aus Kübeln.«
    »Und ob.« Cam schaute verdrossen auf die beschlagenen Fenster. »Deshalb fallen mir die drei ja auch auf die Nerven. Der Kleine quatscht einem die Ohren voll, und wenn man den beiden anderen nicht ununterbrochen was zu tun gibt, treiben sie nur Unfug.«
    »Tja.« Ethan stieß den Rauch aus und sah zu, wie die Jungen den verzückten Simon tätschelten und kraulten. »Bei dem Tempo werden sie in zehn oder zwanzig Jahren immer noch schleifen.«
    »Darüber wollte ich noch mit dir reden.«
    »Daß wir die Kids für die nächsten zwei Jahrzehnte unter Vertrag nehmen müssen?«
    »Nein, über die Arbeit.« Er konnte ebensogut gleich Pause machen. Cam bückte sich und füllte Eistee aus der Thermoskanne in eine Tasse. »Heute morgen hat mich Tod Bardette angerufen.«
    »Der Freund, der das Boot zum Sportfischen haben will?«
    »Genau. Also, Bardette und ich kennen uns schon ziemlich lange. Er weiß, was ich draufhabe.
    »Hat er dir wieder ein Rennen angeboten?«
    Das hatte er in der Tat, dachte Cam, der sich mit dem süßen Tee den Staub aus der Kehle spülte. Ihm einen Korb zu geben, hatte weh getan, aber längst nicht mehr so weh wie bei früheren Gelegenheiten. »Ich habe euch mein Wort gegeben, und das halte ich auch.«
    Ethan schob die Hand in seine Gesäßtasche und schaute auf das Boot. Diese Werkstatt, der Bootsbau war sein persönlicher Traum, nicht der von Cam oder von Phillip. »So
hab ich’s nicht gemeint. Ich weiß sehr gut, was du aufgegeben hast, um hier mit von der Partie zu sein.«
    »Wir sind auf die Werkstatt angewiesen.«
    »Ja, aber du bist der einzige, der Opfer bringen mußte, um diesen Plan zu verwirklichen. Ich hab’ mich nie richtig bei dir bedankt, und das tut mir leid.«
    Cam starrte ebenso verlegen auf das Boot wie sein Bruder. »Daß ich leide, kann man ja nicht gerade behaupten. Das Geschäft hat uns geholfen, die Vormundschaft über Seth zu bekommen, außerdem befriedigt mich die Arbeit – wenn Phillip auch immerzu über das Geld meckert.«
    »Das ist seine Spezialität.«
    »Meckern?«
    Ethan grinste. Die Zigarre steckte zwischen seinen Zähnen. »Ja, und das Geld. Wir beide könnten das hier nie durchziehen, wenn er uns nicht mit den finanziellen Dingen auf den Wecker fallen würde.«
    »Vielleicht geben wir ihm ja noch mehr Grund, sich aufzuregen. Eigentlich wollte ich dir folgendes erzählen: Bardette hat einen Freund, der an einem maßgefertigten Einmaster interessiert wäre. Er will ein schnelles, schönes Boot, das schon im März fahrbereit sein soll.«
    Stirnrunzelnd überschlug Ethan im Kopf den Zeitplan. »Um dieses Projekt hier zu beenden, brauchen wir noch sieben oder acht Wochen, das heißt bis Ende August, Anfang September.«
    Während er rechnete, lehnte er sich an die Werkbank und kniff

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