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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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vor. »Aber das war nicht der Grund für Ihr Handeln«, stellte sie fest. Möglicherweise war dies geraten, vielleicht aber auch nicht.
    Der Legat lächelte dünn. »Nicht das allein, nein.« Mehr sagte er nicht.
    Sie stand vorsichtig auf und stellte ihr Glas neben das von Lwellen. »Der Schwarze Paladin kehrt zurück?«, fragte sie. Sie kam herüber und musterte Daniel sorgfältig. In den letzten Tagen hatte Daniel gelernt, Gesichter sehr genau zu deuten, um herauszufinden, wie die Menschen auf ihn reagierten. Eve Kincaid reagierte nicht wie alle anderen. Sie schien etwas tiefer Gehendes als seine Taten zu bewerten.
    »Wir werden sehen«, war ihr abschließendes Urteil.
    Dann hinkte sie aus der Tür.
    Ruskov begegnete Daniels Blick. »Wenn ich mir selbst vergeben kann, kann ich allmählich auch Ihnen vergeben. Was Sie von jetzt an tun, liegt in der Hand des Schicksals.« Er schaute zur Tür. »Lwellen wird jeden Moment erfahren, dass die Zusage des Lordgouverneurs an eine Menge Bedingungen geknüpft ist, unter anderem an den Beweis Ihrer Besserung und Ihre Aussagen in einer langen Reihe von Anhörungen. Deshalb schlage ich vor, Sie ziehen sich aus der unangenehmen Diskussion über ihren Fall zurück, die mich erwartet. Es sei denn, Sie trauen mir nicht zu, Ihre Interessen zu vertreten.«
    Daniel schüttelte den Kopf. Seine Kehle war wie zugeschnürt und er bekam keinen Laut heraus.
    »Dann gehen Sie, Daniel. Ruhen Sie sich aus. Ich erwarte Sie morgen früh frisch und munter zur Lagebesprechung. Wenn wir die Dynastie-Garde zwingen wollen, sich zum Kampf zu stellen, müssen wir Hidi? davon überzeugen, unsere Strategie mit allem zu unterstützen, was er an Einheiten aufbieten kann.«
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen«, versprach Daniel, der seine Stimme wiedergefunden hatte. Diesmal klang sie kräftiger.
    Ruskov wirkte weniger gelassen. »Vielleicht doch«, erwiderte er. »Vielleicht doch. Es ist ein langer Weg zurück.« Doch sollte er ernsthaft erwägen, das Angebot zurückzuziehen, so verbarg der Legat dies ausgezeichnet. Er zuckte die Achseln, lächelte dünn und nickte aufmunternd. »Aber wenn es dazu kommt, wird es wohl nicht an mangelndem Bemühen liegen.«
    »Nein.« Der gefallene Paladin versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln. Es kostete Mühe. »Daran sicher nicht.« Er wusste schon, dass er nicht bis zum Morgen warten würde. Falls ihm Ruskov eine allerletzte Chance zur Vergebung bot, gab es etwas, das er selbst tun konnte. Etwas, das er nicht einmal dem Legaten gegenüber erwähnen würde.
    Yiling (Chang-an), Provinz Qinghai, Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
    Evan Kurst ließ Jenna allein, um mit ihrer Trauer fertig zu werden. Sie waren natürlich füreinander da, aber jetzt, da Hahn tot war und David Park das Konservatorium verlassen hatte, flüchteten sie beide in die Einsamkeit statt in die Arme des anderen. Es war auch besser so. Haus Ijori erstand aus der Asche neu und es gab viel, worüber er nachdenken musste.
    Momentan dachte Evan daran, eine ernsthafte Beziehung mit ihr aufzubauen.
    Er stand auf dem Gelände zwischen ihren Studentenheimen an eine Ulme gelehnt und beobachtete die Nachtfalter, die um die Laternen tanzten. Die Baumrinde rieb an seinen nackten Unterarmen und seine Füße waren vom nassen, langen Gras kalt geworden. Er grübelte, was er ihr sagen würde. Falls sie ihm die Gelegenheit dazu gab. Jen war eine starke Frau, die wusste, was sie wollte, und möglicherweise hatte er bei dieser Angelegenheit nicht so viel mitzureden. Evan musste zugeben, dass auch das seinen Reiz hatte. Er grinste und musste über sich selbst lachen, um den Mut für diesen letzten Schritt zu finden.
    Es kam nicht dazu. Hinter ihm verstu mm ten unsichere Schritte. Die Stille schien erwartungsvoll. Evan konnte nicht anders, er wandte sich um.
    Daniel Peterson nickte ihm zu. »Hallo, Evan.«
    Evan griff nach der Waffe und vergaß unter dem plötzlichen Adrenalinstoß, dass er die Kadettenuniform gegen normale Kleidung eingetauscht hatte. Nietenhose und Freizeithemd. Dünne Tuchschuhe. Er stieß sich vom Baum ab und schaute sich um, ob Peterson eine ganze Truppe Republikaner mitgebracht hatte. Nichts. Bis auf einen Kadetten, der auf der anderen Seite des Rasens - zu weit entfernt -vorbeispazierte, schienen sie allein zu sein.
    Sollte er Alarm schlagen? Den Verräter niederschlagen? Evan hatte sich diese Begegnung in allen erdenklichen Farben ausgemalt, aber jetzt, da es so weit war, fiel ihm nichts

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