Gezeiten des Krieges
Konföderation Capella abzuwenden.
ComStar-Pressedienst Interstellar, New Canton
3. August 3134
Suriwong-Fluten, Provinz Sarrin, Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
15. August 3134
Das Mobile HQ neigte sich vor und zurück, kämpfte sich das lehmige Flussufer hinauf. Mai Uhn Wa zog den einfachen Tuchgurt fester, der ihn auf dem Sitz des Raupenfahrzeugs hielt.
Graues vormorgendliches Licht erhellte die Mo-nitore, auf denen er ein halbes Dutzend Mechs, ein Rumpfbataillon Panzer und Truppentransporter an Land waten, durch die seichten Flussläufe gleiten
oder durch eine der vielen Furten pflügen sah.
Jedes Jahr zur Frühjahrsschmelze strömte das Wasser aus den nördlichen Bergen Beilus ins Flachland und ergoss sich in einem Muster, das sich ständig veränderte durch Marschland und Sümpfe. Mit nachlassendem Zustrom und der Vertiefung einer bestimmten Rinne wurde dann aus den Fluten irgendwann der Suriwong. Aber noch war es nicht so weit.
»Shiao Mai, ich habe Sang-shao Rieves auf einer Bildverbindung.«
Michael Yung-Te stierte ihn wütend an. »Jetzt werden Sie es sehen.« Der Agent hatte sich geweigert, einen sicheren Sitzplatz auf dem Beobachtungsdeck zu beziehen, weil er nicht bereit war, Mai Wa auf dem Kontrolldeck allein zu lassen. Er stand an einer Wand, hielt sich an einem Halteriemen fest und wirkte leicht kränklich, weil sich der Prätorianer hob und senkte wie ein Schiff bei hohem Seegang. »Der Sang-shao wird nicht gnädig gestimmt sein.«
Mai nickte und glitt mit dem Stuhl an eine freie Konsole. Ein Tech schaltete die Verbindung weiter -und ein wütendes Gesicht starrte ihm aus ein paar Dutzend Kilometern Abstand entgegen.
»Sie bewegen sich auf gefährlichem Grund, Mai Uhn Wa.«
»Das stimmt. Die Suriwong-Fluten zu überqueren, ist selbst unter besten Bedingungen schwierig.«
Der Kommandeur der Dynastie-Garde lachte nicht. »Meine Scouts haben eine große Militärstreit-macht gemeldet, die sich unseren Stellungen nähert. Und ich spreche nicht von Ihnen«, stellte der Mann klar, um Mais nächster Bemerkung zuvorzukommen.
»Das dürfte dann Legat Ruskov sein. Ich vermute eine Mischung aus Miliz, Triarii Protectores und Principes-Garde.«
»Die Republik greift uns hier an? Jetzt? Das ist ja äußerst passend.«
Mai ging gar nicht auf den Sarkasmus ein. »Das finden wir auch, deshalb kommen wir Ihnen zu Hilfe, Sang-shao Rieves. Falls Sie aus dem Norden vorrük-ken, können wir einander treffen, bevor Legat Rus-kov Ihr Bergversteck erreicht.«
»Einen Ort, von dem er überhaupt nichts wissen dürfte! Wir können ... das Artefakt nicht rechtzeitig entfernen.« Damit meinte er die Kälteschlafkammer mit Sun-Tzu Liaos Körper. »Wir sind mit der Technologie nicht vertraut. Aber das weiß Ihr treuer Hund natürlich.«
Mai zuckte die Achseln. »Wie auch immer die Republik hierher gekommen ist, wir sind zur Stelle, um Sie zu unterstützen. Sollen wir uns absprechen und zusammentun, Carson Rieves, oder sollen wir uns im Angesicht einer größeren, feindlichen Streitmacht teilen?«
»Sehr bald schon, Mai Uhn Wa, werden wir beide klären, wer auf Liao das Sagen hat.«
»Und wenn wir jetzt noch viel länger debattieren, wird die Republik diese Frage für uns klären. Ich schätze, dass meine Einheiten in etwa fünfzehn Minuten Feindkontakt haben werden. Ohne Sie werden wir scheitern.« Und ohne die 2. McCarron's und den Konservatoriumskader konnte sich auch Rieves des Sieges nicht sicher sein. Mai ließ den Offizier eine Weile darüber nachdenken. »Oder möchten Sie es lieber darauf ankommen lassen, dass das Artefakt verloren geht und Sie Kanzler Daoshen erklären müssen, wie es dazu kommen konnte?«
Das passte Rieves, wie er es auch drehte und wendete, überhaupt nicht. »Sie spielen um einen viel zu hohen Einsatz für Ihre Position«, war alles, was Rieves sagte. Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Mai Uhn Wa schaute zu dem Maskirovka-Agenten hinüber. »Jetzt werden wir es sehen«, stimmte er ihm zu.
Evan hatte jetzt schon zu viel zu bedenken. Das hastig untersuchte Gelände: Hauptsächlich ein sumpfiges Flussbecken vor dem flachen Mittelgebirge, in dem sich Sun-Tzu Liaos letzte Ruhestätte befand. Er jonglierte mit Mais Gefechtsbefehlen, der unterschiedlichen Erfahrung von Männern und Frauen unter seinem Befehl, seiner Position an der äußersten rechten Flanke der capellanischen Linie und dem, was von ihm erwartet wurde. Jenna in ihrem Forst-Mech. Mark Lo, der sich einem der
Weitere Kostenlose Bücher