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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Schatten in das Zimmer und hatte sich mit der Lautlosigkeit genähert, für die es einer langen Schulung bedurfte. »Man hat mich geschickt, Allmächtiger.« Gleichgültig, ob man ihn für einen tatsächlichen Gott hielt oder nur für eine Person von gottgleicher Macht, man erwies dem Kanzler allzeit - alle Zeit! - den gebührenden Respekt. »Es ist nicht meine Absicht, Eure Meditation zu stören.«
    »Der Repräsentant Jacob Bannsons. Der Botschafter aus dem Oriente-Protektorat. Sie warten auf ihre Audienz.« Es war keine Frage. »Sie befinden sich beide im Vorzimmer meiner Räume?« So war es.
    »So hat man mir zu verstehen gegeben, Geduld des Firmaments. Sie warten gemeinsam.«
    »Tritt ein, Michael Yung-Te.«
    Maskirovka-Agenten waren diszipliniert und hervorragend ausgebildet. Es gab nur wenige Lügendetektoren, die sie nicht täuschen konnten. Es gab nur wenige Geheimnisse, die sie nicht entdecken konnten ... um sie für sich zu behalten, bis ihre Vorgesetzten danach fragten. Trotzdem fühlte sich Michael nackt, sobald er über die Schwelle in das Zimmer trat. Er schob sich augenblicklich zur Seite, aus dem Licht.
    Die Schatten waren feucht. Er roch parfümierte Öle und den Hauch von Staub, der für ungenutzte Räume typisch war. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und er erkannte einen Schreibtisch, ein Terrarium, eine Vitrine mit Kostbarkeiten, die der Erhöhte Sun-Tzu Liao zu Lebzeiten gesammelt hatte. Unwillkürlich wurde Michaels Blick an den Schreibtisch, an dem Daoshens Vater einst gesessen und historische Ereignisse vorbereitet hatte, zurückgezogen. Die Xin-Sheng-Bewegung 3062, den Rückzug von Sian im heiligen Krieg. Hier hatte er die Entscheidung gefällt, nach der Nacht der Schreie nach Liao zurückzukehren. Die Reise, auf der er der Überlieferung nach zum Gott erhöht worden war.
    Aber wo blieb der Kanzler? Das Zimmer war leer. Oder nicht?
    »Du versteckst dich in den Schatten, Agent Yung-Te.« Daoshen schlurfte von der Vitrine herüber - es war, als habe er gerade erst Gestalt angenommen. Wie eine dunkle Spinne in ihrem Seidennetz war Daoshen Liao kaum mehr als ein Schatten. Als wage das Licht nicht, sich ihm zu nähern. »Das ist eine gute Fähigkeit für ein Mitglied der Mask. Doch es verbirgt dich nicht vor meinem Blick.«
    »Nichts bleibt Eurem Blick verborgen, Geist der Himmel.« Dazu trug die Maskirovka bei, und doch war Michael unsicher. »Dieses unwürdige Häufchen Elend wollte Euch nicht beleidigen.«
    »Du hast Berichte über die Kämpfe gelesen?«
    Wusste er, dass Michael einer von zwölf Agenten war, die bei der Zusammenstellung des Maskirovka-Tagesberichts halfen, und Hunderten von Ereignissen eine Risikobewertung zuteilten? Ohne funktionierende HPGs war der Bericht nicht so auf den Stand der Zeit wie in früheren Jahren, aber eine Befehlsstrecke von Sprungschiffen versorgte Sian mit Neuigkeiten von der Front, sodass sie größeren Erfolgen oder Rückschlägen nur Tage hinterherhinkten.
    »Ich habe Berichte gelesen«, bestätigte Michael. Direkt aus der Hand der Strategischen Direktorin Isabelle Fisk. Doch er spürte, dass der Kanzler nicht nur einfach eine Bestätigung wollte. »Wir machen gute Fortschritte an der Algot-Front, besonders dort, wo wir uns stärker auf die eigenen Nachschublinien stützen und uns keine Sorgen um eine angrenzende Präfektur zu machen brauchen.« In diesem Gebiet grenzte die Republik der Sphäre an einen schmalen Ausläufer der Konföderation und kernwärts davon an die mächtigen und verhassten Vereinigten Sonnen. »Die Kämpfe auf Menkar verlaufen besonders verzweifelt für die Republik.«
    »Zeichen, Michael. Lies die Zeichen. Verzweiflung ist ein Urteil. Warum Algot? Warum Menkar?«
    »Dort sind unsere Kräfte am stärksten. Dort greift Präfekt Tao uns an.« Shun Tao. Michael hatte erst vor einem Jahr für eine Biografie und eine Risikoeinschätzung dieses Mannes verantwortlich gezeichnet, bevor er zum Verräter abgestempelt worden war. Bevor er Daoshen Liaos Gnade verloren hatte.
    »Im Krieg ist es von überragender Bedeutung, die Strategie des Gegners zu stören. An nächster Stelle steht das Zerschlagen seiner Allianzen. Erst danach folgt der Kampf gegen seine Heere.«
    Michael brauchte eine Weile, bis er erkannte, dass es sich um ein Zitat handelte. »Li Ch'uan?«, fragte er.
    »Viel älter. >Die Kunst des Krieges< von Sun Tzu. Sein Namensvetter.«
    Sein Blick zuckte zum Schreibtisch. In gewisser
    Weise befanden sich drei Personen in

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