Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
sollten also damit rechnen, dass er etwas steifer schwingt.«
    Evans Blick wanderte die riesige Maschine hinauf, vom breiten Schlag der Sprungdüsen bis zur dunklen Panzerglasscheibe des Cockpitdachs. »Ich werde heute nicht mit ihm kämpfen«, versprach er. »Nur eine kurze Streife.«
    »Das können Sie nicht wissen, Sir. Versuchen Sie einfach, ihn in einem Stück zurückzubringen.« Tech-Sergeant Spore ging zu einem Kran hinüber und schaltete ihn ein.
    Sie hatte Recht. Er konnte das nicht wissen. Niemand konnte das. Er dankte ihr mit einem Nicken, stieg in den Korb des Krans und hielt sich mit beiden Händen am Stahlgeländer fest, als sie ihn auf die Höhe des Mechkopfes brachte. Nachdem er die Cockpitluke hinter sich geschlossen hatte, zog sich
    Evan hastig bis auf eng anliegende Shorts und Schuhe aus. Er legte die Kleidung in ein Staufach in der Rückenlehne der Pilotenliege, aus dem er zuvor die Kühlweste geholt hatte. Er zog die Weste an und schob sich auf die Liege.
    Durch das Umwerfen mehrerer Kippschalter leitete er das Anwärmen des Fusionsreaktors und der künstlichen Muskulatur ein. Ein Kühlmittelschlauch ragte aus dem Sockel der Liege und Evan steckte ihn am unteren Rand der Kühlweste ein. Von einem Ablagebrett über seinem Kopf zog er den Neurohelm, vergewisserte sich, dass es seiner war, und setzte ihn auf. Er bewegte ihn etwas hin und her, damit er auch richtig saß.
    Zu seinen Füßen lag ein Kabel. Evan hob es auf, vergewisserte sich, dass es nirgends verheddert war, dann schob er es durch die Halteschlaufen an der Vorderseite der Weste. Das Kabel passte in eine Helmbuchse knapp unter seinem Kinn. Es war die letzte Verbindung in einem Neurorückkopplungssy-stem, das seinen Gleichgewichtssinn mit dem gewaltigen Kreiselstabilisator des BattleMechs verband. Er warf einen letzten Satz Kippschalter um und der Fusionsreaktor erwachte mit einem tiefen, dumpfen Wummern, das sich durch die Bodenplatten der Pilotenkanzel fortpflanzte, zum Leben.
    »Startsequenz abgeschlossen«, flüsterte die synthetische Stimme des Bordcomputers aus dem Helmlautsprecher- Die Stimme wirkte geschlechtslos, aber Evan glaubte doch einen Hauch von Weiblichkeit herauszuhören, einen Unterton, der ihn an Jenna erinnerte. »Primäre Sicherheitsüberprüfung.«
    »Kurst, Evan. Kadett. Identicode LKMA-77-EK.« Er wartete, während der Computer die Sicherheitsdaten aufrief und Code, Stimmschema und Gehirnwellenmuster mit den Vorgaben abglich, die auf einer Kennplatine fest verdrahtet waren.
    »Identifikation bestätigt. Sekundäre Sicherheitsüberprüfung.«
    Da sich Stimmschemata und selbst Hirnwellenmuster mit der entsprechenden Ausrüstung vortäuschen ließen, waren BattleMechs zusätzlich mit einem Kennsatz gesichert, den nur der betreffende Mech-Krieger selbst kannte. Manche Kadetten benutzten eine Silbenabfolge ohne jede Bedeutung - Fa-la-do-re-ti-mo oder ähnlich -, da es ein beliebtes Spiel unter den Studenten war, die Simulatorcodes eines Rivalen zu stehlen und ihm damit die Sim-Note zu verderben. Evan hatte eine Passage aus Laotses Tao Te King hinterlegt:
    »Wu yän shen yi zhi, shen yi xing. Tiän xia mo neng zhi, mo neng xing.«
    »Autorisierung bestätigt. Steuerung wird freigegeben.« Als er den Mech in Gang setzte und der Ti Tsang sich mit ersten, breitbeinigen Schritten wogend und stampfend auf das offene Tor zubewegte, flüsterte Evan die Übersetzung seines Kenncodes. »Meine Worte sind leicht zu verstehen. Und meine Taten sind einfach. Doch kein anderer kann sie verstehen oder tun.« Vers siebzig, über Individualität.
    »Dann wollen mir mal schauen, was es da draußen zu sehen gibt«, sagte er mit festerer Stimme, als er hinaus ins Tageslicht Liaos trat. Ein blauer Punkt leuchtete auf der Sichtprojektion auf und der Battle-Mech ruckte vor, als hätte ihm jemand eine schwere Hand auf die Schulter gelegt.
    »Was dagegen, wenn ich mitkomme?«
    David. Evan streckte sich und schaute aus dem Kanzeldach. Rechts neben dem Cockpit hockte sein Freund in der Fa-Shih-Rüstung auf der rechten Schulterplatte, von Magnetklemmen gehalten. »Sieht nicht so aus, als hätte ich die Wahl«, antwortete er. Das stimmaktivierte Helmmikro fing seine Worte auf und übertrug sie auf einer abhörsicheren Frequenz. Er nahm Kurs nach Süden, um die untere Wachlinie abzugehen. »Es sei denn, ich wollte dich mit dem Beil abkratzen.«
    Zumindest blickte der Infanterist zu dem 4-Tonnen-Beil auf. »Das wäre aber gar nicht nett. Vor allem,

Weitere Kostenlose Bücher