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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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diesem Raum. Suchte Daoshen Liaos Zustimmung? Oder tat es Michael?
    »Und, stört der Feind unsere Strategie?«, fragte der Kanzler.
    »Nein. Er greift unsere Heere an. Sowohl hier als an der Liao-Front.« Natürlich bezeichneten die Nachrichten der Republik sie immer noch als die Gan-Singh-Front, als stelle die kleine, auf Liao gelandete Einheit keine echte Bedrohung dar.
    »Und unsere Allianzen?«
    Bannson. Michael war nicht in alle Verhandlungen eingeweiht, aber er wusste genug, um zu erkennen, dass der Kanzler eine Vereinbarung mit dem Konzernherrn getroffen hatte. »Bisher scheint man von unserer Verbindung zu Jacob Bannson nichts zu ahnen. Natürlich geht er sehr vorsichtig vor, was zur Verzögerung unseres Vormarsches auf Liao geführt hat. Wir sind zu abhängig von ihm.«
    Augenblicklich wünschte sich Michael, er hätte dies zurücknehmen können. Er hatte nur zu berichten, nicht zu beraten. Daoshen Liao ließ die Stille für sich sprechen. Dann: »Bannsons Vorsicht könnte uns schaden«, stimmte er zu. »Stell dir vor, was geschehen würde, wären die Dynastie-Garde und die 2. McCarron's auf Liao längere Zeit auf sich allein gestellt.«
    »Sie würden schwere Verluste erleiden. Die Husaren und die Armored Cavalry würden Blut fordern.« Eine düstere Erregung ergriff Michael, da ihm der
    Kanzler einen Blick auf die politische Maschinerie gestattete, die hinter den Kulissen arbeitete.
    »Ebenso wie die Kriegerhäuser«, flüsterte der Kanzler. »Die tot geborene Wiedergeburt Haus Ijoris bliebe kaum unbemerkt.«
    Wieder der Verräter. Der Maskirovka-Agent hatte von Mais großem Ziel erfahren, eines der untergegangenen Kriegerhäuser neu zu gründen. Es war das Streben nach diesem Ziel gewesen, das ihn zum Verrat am Staate verleitet hatte, zu seinem Scheitern und auch zu der Weigerung, die Verantwortung dafür zu tragen. Jedes dieser Vergehen für sich genommen hätte den Kerl das Leben kosten müssen. Michaels Stimmung verdüsterte sich.
    Stattdessen war Mai Wa freigekommen, um seinen Traum erneut zu verfolgen. Daoshen hatte ihn zurück nach Liao geschickt, wo sein ...
    Zurück nach Liao.
    In Michaels Magengrube öffnete sich ein eisiger Schlund. Das hier war mehr als ein kurzer Blick. Jetzt verstand er, dass der Kanzler ihn herbeordert hatte, und zwar aus einem bestimmten Grund. Daos-hen Liao lüftete eine Ecke des Vorhangs und gestattete ihm, die Pläne hinter den Plänen zu erkennen und ebenso die Intrigen, die sie antrieben. Schon bald würde die Konföderation Spielfiguren auf dem Brett namens Liao stehen haben, die drei der stärksten Militärkräfte der Konföderation repräsentierten. Sollten sie in Gefahr geraten, beschädigt werden - zerstört! -, dann konnte Bannson zur Rechenschaft gezogen werden. Er verfiele dann vollends der Macht des Kanzlers und der daraus erwachsende Blutdurst musste die Konföderation nahezu unaufhaltsam machen. Dann würde Liao fallen. Das Heer der Konföderation konnte dann durch Präfektur V fegen, ohne Gnade zu gewähren oder zu erwarten.
    Und darüber hinaus?
    An nächster Stelle steht das Zerschlagen seiner Allianzen.
    In diesem Moment saß ein Repräsentant des Oriente-Protektorats unbewacht in einem Raum mit Bannsons Mann. Bannson - Daoshen - der Planet Liao. Bannson -Oriente - New Canton und Präfektur VI. Zwei sich überschneidende Kreise. Wie weit reichte der Arm des Kanzlers? Michael erzitterte in der Gegenwart solcher Macht. Gab es irgendetwas, das die Möglichkeiten des Gottkaisers von Sian überstieg?
    »Alle Zeichen sind günstig«, flüsterte Daoshen mit tiefer Stimme, als könne er die Gedanken seines Gegenübers lesen. »Ich weiß, Liao wird wieder unser sein. Ich weiß, mein Vater wacht über allen, die dafür arbeiten. Und du, Michael Yung-Te, wirst meine Nachrichten überbringen, um die letzten Figuren an ihren Platz zu stellen.«
    Selbst die Götter brauchten gelegentlich sterbliche Diener. Michael verneigte sich, dann sank er auf die Knie und streckte sich vor seinem Kanzler auf dem Boden aus. »Ich bin dieser Ehre nicht würdig. Ich diene der Konföderation.«
    »Diene ihr«, sagte Daoshen Liao und entließ den Agenten, seinen Boten, mit einem letzten Befehl. »Deine vollständige Order erwartet dich auf der Wanderer durch die Himmel. Überbringe sie.«
    Michael stand auf und trat ins Licht, dann entfernte er sich rückwärts aus dem Zimmer. Er war in Gedanken bereits mit dem Sieg der Konföderation beschäftigt, in dessen Widerschein er sich erneut

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