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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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nachdem ich so freundlich war, dich mitzunehmen. Du erwiderst nur meinen Gefallen.«
    »Richtig«, bestätigte Evan und erinnerte sich an die Höllenfahrt, die er auf Davids Schweberad mitgemacht hatte. Er beschleunigte zum Galopp und trieb den Ti T'sang mit über neunzig Stundenkilometern übers Gelände. Die Metallfüße krachten mit der Gewalt eines Bebens auf den Boden.
    Draußen duckte sich David, um die Magnetwirkung zu verstärken. »Könntest du mich etwas weniger durchschütteln?«, fragte er zähneklappernd.
    »Aber sicher.«
    Evan stampfte auf die Pedale, löste die Sprungdüsen aus und schleuderte sechzig Tonnen BattleMech und zwei Passagiere auf feurig heißen Plasmazungen gen Himmel. Davids Schrei war hauptsächlich begeistert.
    Allerdings nicht nur.
    Wege zu zukünftigem Ruhm
    »Wir haben unsere Brüder und Schwestern gehört, die um eine Rückkehr zu capellanischen Werten flehen. Zu lange haben wir sie außer Acht gelassen. Zu lange haben wir vor einer Regierung kapituliert, die durch Verrat an die Macht gelangte, durch Drohungen und durch Gewalt, und die Liao besetzt hält, eine unserer kostbarsten Welten. Vater, wir kehren zurück.«
    Kanzler Daoshen Liao, öffentliche Ansprache, Sian
    1. Juli 3134
    Palast des Himmels, Zi-jin Cheng (Verbotene Stadt), Sian Kommunalität Sian, Konföderation Capella
    3. Mi 3134
    In einer der Etagen des Himmelspalastes, die nur ausgesuchten Besuchern zugänglich waren, hielt Agent Michael Yung-Te unmittelbar vor einer abgedunkelten Tür an, den Kopf wie zum Gebet gesenkt. Doch die dunklen Augen waren geöffnet und er tastete mit allen Sinnen nach Warnungen - nach Gefahr.
    Die Säulen zu beiden Seiten der Tür waren mächtig, rot gemasert und kunstvoll mit dem geschnitzten Bild eines Tigers verziert, der sich zur Decke krallte.
    Die Streifen des Tigers waren in Gold ausgeführt und wenn man genau genug hinschaute, sah man, dass jeder Streifen in Wahrheit ein Dadao-Schwert war, manchmal schartig, manchmal frisch geschliffen. Der schwere Teakholzsturz über der Tür befand sich außerhalb seines Sichtfelds. Doch er brauchte ihn gar nicht zu sehen. Jeder wusste, was dort geschrieben stand.
    Liäo Sun Zi. Yi Guo Zhi Fu.
    Sun-Tzu Liao. Vater des Staates.
    Das blau getönte Licht des Korridors fiel in den Raum und erhellte ein unregelmäßiges Rechteck des Hartholzbodens, ohne weiter in das Zimmer vorzudringen. Dort herrschte Dunkelheit und widersetzte sich den forschenden Blicken. Kein Geräusch drang aus der Finsternis. Michael musste irgendwann über die Schwelle treten, doch er zögerte. Zum Kanzler bestellt zu werden, machte jeden unsicher, selbst einen Agenten der Maskirovka. Ihn holen zu müssen, den Kanzler an eine anberaumte Audienz zu erinnern, das war eine Aufgabe für Hoffunktionäre, die besser geeignet waren, die Stimmung des Kanzlers einzuschätzen und seinen Zorn zu riskieren. Daoshen der Unergründliche, die Weisheit des Himmels, der Gottkaiser Sian, folgte eigenen Ratschlüssen. Er war niemand, den man drängte.
    Mancher hielt ihn nicht einmal für einen sterblichen Menschen.
    Michael wusste nicht, was er glauben sollte. Er hatte viele der geflüsterten Legenden gehört. Attentäter, die von der Hand des Kanzlers aus ihren Verstecken geholt worden waren und mit zerschmetterten Knochen elendiglich starben. Ein Bauer auf einem Hof, der an eine Landresidenz des Kanzlers grenzte, war unter einem umgestürzten Mähdrescher begraben gewesen und Daoshen Liao hatte ihn mit einer Demonstration übermenschlicher Kräfte befreit. Er konnte die Zukunft weissagen, Gedanken lesen, den Geist seines Vaters in sich aufnehmen ... Es gab nichts, was man sich nicht über die Seele der Konföderation erzählte.
    Michael Yung-Te hatte schon acht lange Monate im Schatten des kanzlerischen Missfallens zugebracht, und das bloß, weil er das Verhör und Geständnis des Verräters Mai Uhn Wa geleitet hatte. Und nun sollte er sich schon wieder beim Kanzler blicken lassen?
    Als hätte er die Frage laut ausgesprochen, näherte sich das Wispern von Sandalen auf Holz. Michael erstarrte. Tatsächlich verbrachte der Gottkaiser Sians im alten Büro seines Vaters, einem von mehreren Räumen, die im Gedenken an den großen Sun-Tzu Liao unverändert bewahrt geblieben waren, Zeit.
    »Man hat dich nach mir geschickt.« Daoshens Stimme war ein hartes Flüstern, scharf und grausam.
    Woher der Kanzler von Michaels Gegenwart wusste, hätte der Maskirovka-Agent nicht beantworten können. Er warf keinen

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