Gezeitengrab (German Edition)
beipflichtend, und Cathbad machte eine geheimnisvolle Miene.
Pater Hennessey zündete eine Kerze an – ein Abglanz von Cathbads heiligem Feuer – und gab sie Nelson in die Hand. Dann nahm er das Taufwasser und übergoss Kate richtiggehend damit. Ruth war erstaunt: Sie hat nur mit ein paar Anstandstropfen gerechnet. Und Kate war so erschrocken, dass sie nicht einmal brüllte. Ruth musste an ihre Eltern denken, die an die Ganzkörpertaufe von Erwachsenen glaubten. Sie sind heute nicht mit dabei; eine solche Zeremonie steht für sie auf einer Stufe mit der heidnischen Namensweihe. Oder sogar noch ein paar Stufen darunter. Heiden kann man wenigstens als harmlose Exzentriker verlachen. Aber die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden – das sind durchaus ernstzunehmende Größen.
«Kate Scarlet, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.»
Und Ruth kann nur hoffen, dass die Geister jetzt allesamt zufrieden sind.
Draußen scheint ihnen die Sonne warm ins Gesicht, und die Bäume stehen in voller Blüte. Es ist schon fast Sommer. Kates erster Sommer. Nelson verschwindet, um die Gäste auf die Autos zu verteilen, und Ruth findet sich plötzlich neben Michelle wieder.
«Sie war so brav», sagt Michelle. «Sie hat gar nicht geweint.»
«Sie genießt die ganze Aufmerksamkeit.»
«Das war bei meinen beiden genauso.»
Michelle streckt die Hand aus und streicht Kate durchs Haar, über den einen Wirbel, der sich hartnäckig weigert, in dieselbe Richtung zu weisen wie der Rest.
«Das ist ja lustig», sagt sie. «Genauso einen Wirbel hat Harry auch.»
Und den ganzen Nachmittag über, während des Essens, während der Reden und der allgemeinen Glückwunschbekundungen, sieht Ruth immer wieder Michelles Gesicht und den langsam keimenden Verdacht in ihren Augen.
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Danksagung
Broughton Sea’s End ist ein erfundener Ort. In Lincolnshire gibt es allerdings das Städtchen Moulton Sea’s End, dem das große Glück zuteilwird, meine lieben Freunde John und Colin bei sich zu beherbergen. Ich habe mir einen Teil des Namens ausgeborgt, sonst aber nichts weiter. Im Osten von Norfolk gibt es jedoch viele Ortschaften, die ernstlich von der Küstenerosion bedroht sind, allen voran Happisburgh.
Auch die Geschichte von der Invasion ist vollkommen fiktiv. Während des Zweiten Weltkriegs gab es aber mehrfach Invasionsalarm, und die Einzelheiten darüber verdanke ich vor allem zwei Büchern von James Hayward: The Bodies on the Beach und Myths and Legends of the Second World War . Ich danke der BBC-2-Reihe Coast für den Horchposten, und ich danke Dr. Matt Pope, von dem die Idee mit den Leichen am Strand überhaupt erst stammt.
Ein großer Dank geht an Andrew Maxted und Lucy Sibun für ihr archäologisches Fachwissen. Ich habe ihre Ratschläge allerdings nur insoweit befolgt, wie sie zur Handlung passen; alle eventuell daraus entstandenen Fehler gehen einzig und allein auf mein Konto. Ich danke Marjorie Scott-Robinson für die Norfolk-Informationen und für den Einfall mit dem Treppenlift. Mein Dank geht außerdem an Peter Woodman, der sein Wissen über Filmklassiker mit mir geteilt hat, und an Becki Walker für ihr Adlerauge beim Korrekturlesen.
Wie immer danke ich auch meiner Lektorin Jane Wood und allen Mitarbeitern bei Quercus sowie Tim Glister und allen Mitarbeitern bei Janklow and Nesbit. Ein besonderer Dank geht an Tif Loehnis, ohne die es die Ruth-Galloway-Reihe gar nicht geben würde.
Und ebenfalls wie immer geht mein Dank und meine Liebe an meinen Mann Andrew und an unsere Kinder Alex und Juliet.
Elly Griffiths, 2010
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Über Elly Griffiths
Elly Griffiths lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Ihre Tante erzählte ihr als Kind die Mythen und Legenden Norfolks, aber die Idee zur Figur von Ruth Galloway hatte sie, als ihr Mann seinen Job als Banker aufgab, um Archäologe zu werden. «Gezeitengrab» ist nach «Totenpfad» und «Knochenhaus» der dritte Kriminalroman mit der forensischen Archäologin Ruth Galloway.
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Über dieses Buch
Am Fuße eines einsamen Kliffs in Norfolk werden bei Untersuchungen zur Küstenerosion Knochen gefunden. Die forensische Archäologin Dr. Ruth Galloway stellt fest: Sechs Menschen liegen an dieser unzugänglichen Stelle begraben, wahrscheinlich seit Jahrzehnten. Eine genaue Analyse ergibt: Die Männer waren Deutsche, wurden gefesselt und
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