Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
sein. Soll ich...?«
Ihre Stimme versagte.
»Nein, Mrs. Toth, Sie müssen das Haus nicht betreten«, sagte Sadie behutsam. »Überlassen Sie alles mir.«
»Danke«, flüsterte Mrs. Toth offenbar erleichtert.
Sadie ließ sich die Telefonnummer der Frau geben und versprach, sie am nächsten Morgen anzurufen.
»Erzähl mir was von dem Fall«, sagte Sadie zu Zack. »Wie lange hat es gedauert, bis die Leichen entdeckt wurden?«
»Ich glaube, in der Zeitung stand drei Tage. Dem Ehemann gehörte ein Sportgeschäft, und den Angestellten kam es seltsam vor, dass er sich nicht im Laden sehen ließ. Vermutlich haben sie die Polizei verständigt.«
Sadie nickte. Drei Tage. Dann war der Grad der Verwesung vielleicht nicht allzu schlimm, es sei denn, im Haus war die Heizung hochgedreht. Wahrscheinlich gab es die üblichen Fliegen und Maden vermischt mit Blutspritzern und Gewebe.
»Willst du morgen gleich hingehen?«, fragte Zack. »Soll ich mitkommen, wenn du dir einen ersten Eindruck verschaffst?«
»Nein, ist schon okay. Wir sind im Carson-Haus ja fast fertig. Erledige du den Rest. Es reicht, wenn du später nachkommst. Ich spreche erst einmal mit Mrs. Toth und lass sie den Vertrag unterschreiben. Wer weiß, ob sie es überhaupt will.«
»Sie hat gar keine andere Wahl, wenn sie es nicht selber machen will«, erklärte Zack trocken.
»Okay, wenn sie uns den Auftrag gibt«, fuhr Sadie fort, »dann fangen wir sofort nach dem Mittagessen an und machen erst spät Feierabend.«
»Weshalb die Eile?«
»Hast du von deiner Mutter denn nie den Spruch gehört: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen?«
»Doch, aber damals ging’s ums Zimmeraufräumen, nicht ums Aufwischen von Blut.«
~ 2 ~
D etective Petrovich klang ganz und gar nicht überrascht, als Sadie sich am Samstagmorgen bei ihm meldete.
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie den Auftrag bekommen«, sagte er.
Die Polizeibeamten von Seattle empfahlen häufig Sadies Firma, und wenn nicht, dann stießen die Leute manchmal in den Gelben Seiten unter der Rubrik Tatortreinigung darauf. Neben Scene-2-Clean gab es nur noch eine weitere Putzfirma mit Spezialaufgaben, Scour Power. Scour kümmerte sich um die Säuberung illegaler Drogenlabors und um Messie-Behausungen, während sich Sadies Firma auf die Beseitigung von Blut und Exkrementen verlegt hatte. In ihrem Berufszweig war es etwas schwierig, Reklame zu machen. Sie konnte ja nicht einfach Gutscheine mit der Post verschicken.
»Dann ist die Polizei also mit ihrer Arbeit fertig, und das Haus darf wieder betreten werden?«, fragte Sadie.
»Von jedem, der will.« Detective Petrovich hielt einen Moment inne. »Aber da werden Sie und Ihr Partner wohl die Einzigen sein.«
Genau genommen war Zack gar nicht Sadies Partner. Sie war der Boss und er ihr Angestellter, aber die Leute meinten oft, es sei genau umgekehrt. Offenbar war in den Augen der
Öffentlichkeit nur das männliche Geschlecht in der Lage, den Dreck einer Leiche zu beseitigen.
Nachdem sich Sadie die Schlüssel besorgt hatte, fuhr sie mit ihrem Scene-2-Clean-Transporter in Richtung Queen Anne. Sie ließ den Space Needle hinter sich, dessen obere Hälfte durch die tief hängenden Wolken verdeckt war. Es war kurz nach neun, und sie hatte noch keinen Kaffee getrunken, deshalb hielt sie vor dem Café Ladro in Lower Queen Anne und holte sich einen Caffè latte. Sadie wärmte sich die Hände an dem Becher, als sie wieder ins Freie trat. Obwohl es wegen der dichten Wolken am Himmel wieder ein feuchtkalter Tag zu werden versprach, waren sämtliche Stühle vor dem Café besetzt.
Sadie stieg in ihren Transporter und fuhr langsam weiter. Während sie an ihrem Kaffee nippte, bewunderte sie die stilvollen alten Häuser. Dies hier war eine wohlhabende Gegend. Die Hecken waren sorgsam gestutzt, um den Blick auf die dahinter liegenden Anwesen nicht zu versperren. Sadie bog in die Taylor Avenue, suchte nach der Adresse und fand schließlich das richtige Haus. Es stammte aus der Zeit der Jahrhundertwende. Sie parkte davor und pfiff anerkennend, als sie in der Ferne den majestätisch aufragenden Mount Rainier erblickte.
Es kam nicht oft vor, dass sie in einem Haus mit einer solch herrlichen Aussicht zu tun hatte. Im Innern würde sich ihr natürlich ein weit weniger erfreulicher Anblick bieten.
Sadie holte ihre Sachen aus dem Wagen – einen Spezialoverall, Atemmaske, Handschuhe, Überschuhe und Fotoapparat – und ging ums Haus zur Hintertür. Auf der
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