Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
sicher, dass Zack hinter seiner Schutzbrille mit den Augen rollte.
»Ich bringe jetzt den nächsten Müllbehälter weg«, sagte er.
»In Ordnung.« Sadie war bereits wieder am Schrubben. »Ich mache hier noch ein bisschen weiter, den Rest können wir dann morgen früh erledigen.«
»Bleib nicht zu lange, sonst verpasst du Dawns Party.«
»Oh, verdammt.« Sadie seufzte. »Schätze, mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Nein, es sei denn, du willst mit diesem Verwesungsgeruch den dreißigsten Geburtstag deiner Schwester feiern.« Er lachte vor sich hin und winkte ihr zu.
Zack hatte recht. Um den Leichengeruch loszuwerden, genügte eine kurze Dusche nicht. Widerstrebend packte Sadie ihre Sachen zusammen und fuhr nach Hause. Sie duschte besonders ausgiebig und zuckte zusammen, als sie auf die Uhr sah. Rasch zog sie sich an und eilte zur Tür hinaus.
Dawn wohnte nur ein paar Kilometer weiter im Ballard District, aber der feine Nieselregen machte die Straßen rutschig. Sadie bog langsam in die Midvale Avenue ein und drehte das Radio lauter, um das dumpfe Geräusch der Scheibenwischer zu übertönen.
Wenige Minuten später parkte sie am Straßenrand, riss die Wagentür auf und lief zu Dawns Haus. Die Zweige einer großen Zeder hingen über den Gehweg, und Sadie blieb nichts anderes übrig, als ihnen auszuweichen. Schon an der Tür vernahm
sie den lauten Chor, der »Happy Birthday« anstimmte, deshalb machte sie sich gar nicht erst die Mühe anzuklopfen, sondern ging einfach hinein. Rasch mischte sie sich unter die etwa vierzig Gäste, gerade noch rechtzeitig zum Finale. Dawn schloss theatralisch die Augen, um sich etwas zu wünschen, und blies unter lautem Beifall die Kerzen aus.
»Das war aber knapp«, flüsterte Zack in Sadies Ohr.
»Hat sie bemerkt, dass ich zu spät gekommen bin?«
»Ich glaube nicht. Sie hat schon ein paar Gläschen intus.«
Sadie blickte zu Dawn. Ihr Gesicht war vom Alkohol gerötet, und sie war völlig aufgedreht, weil sie im Mittelpunkt stand. Ihr langes braunes Haar war im Nacken hochgesteckt, und sie trug einen roten Pullover mit tiefem Ausschnitt. Sadie schlüpfte aus ihrer Jacke, warf sie über eine Stuhllehne und bahnte sich einen Weg durch die Menge zum Esszimmertisch.
»Sadie!«, rief Dawns Freund Noel, zog sie an sich und umarmte sie unbeholfen. »Du hast es tatsächlich geschafft!«
»Ich wollte doch den Geburtstag meiner kleinen Schwester nicht verpassen«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln.
»Besser spät als nie«, witzelte Dawn, steckte ihren Finger in den dicken Schokoladenguss auf dem Kuchen und leckte ihn ab.
»Tut mir leid, dass ich zu spät komme.« Sadie gab ihrer Schwester einen Kuss auf die mit Rouge bemalte Wange. »Wow, jetzt bist du also dreißig, ja?« Sie tat so, als würde sie Dawn kritisch mustern. »Dann bist du jetzt offiziell alt, und ich bin steinalt.«
»Zweiunddreißig ist doch nicht alt. Du hast noch ein bisschen Zeit, ehe ich dich ins Heim stecke«, spottete Dawn. »Du warst beim Friseur. Sieht hübsch aus.«
»Findest du?« Sadie tastete unweigerlich nach ihren kurzgeschnittenen Haaren. Auf Drängen der Stylistin hatte sie sich blonde Strähnen machen lassen. Bei jedem Blick in den Spiegel überraschte sie ihr Äußeres aufs Neue.
»Ich dachte, du magst lange Haare. Warum hast du sie abschneiden lassen?«
»Mir war einfach danach.« Sadie zuckte die Achseln. Bestimmt wollte Dawn die Wahrheit nicht hören – dass der Verwesungsgeruch aus langem Haar schwer herauszubekommen war.
»Hilf mir den Kuchen zu verteilen. Und schleich dich nicht allzu früh davon. Wir haben später noch eine Überraschung parat.«
Sadie nahm so viele mit Kuchen beladene Pappteller in die Hand, wie sie tragen konnte, servierte und lächelte dabei, bis ihr das Gesicht wehtat. Als sie Dawn und Noel in einer Ecke knutschen sah, erstarb ihr Lächeln, und sie runzelte die Stirn. Verdammt, die beiden sahen richtig glücklich aus. Zu glücklich.
Sadie schnappte sich die letzten beiden Kuchenstücke und machte sich auf die Suche nach Zack. Sie fand ihn im Wohnzimmer, mit einem Drink in der Hand und im Gespräch mit einer hübschen Rothaarigen. Er sah gut aus ohne seinen Schutzanzug. Zack trug enge Levi’s-Jeans und ein grünes langärmliges T-Shirt, das gut zu seinem olivbraunen Teint passte und seine breiten Schultern betonte. Sein dunkles Haar, das er in letzter Zeit wachsen ließ, schmeichelte seinem
markanten Kinn. Mit seiner Wirkung auf Frauen hatte er kein
Weitere Kostenlose Bücher