Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Green, S: Ghost Hunters: Unheil aus der Tiefe - Ghost of a Chance
bedeckt hatten, wenn schon nicht mit Ruhm. Nur das Institut wusste, was die Agenten taten, um die Menschheit vor den Äußeren Kräften zu schützen, und das sagte es nicht einmal sich selbst, wenn es das nicht unbedingt wissen musste. Offiziell sprach man von diesen Porträts als den Ehrenmitgliedern. Agenten sprachen von ihnen eher als den Ehrentoten; kein Agent erwartete, lange genug zu leben, um an Altersschwäche zu sterben. Die meisten schafften es nicht einmal bis zu ihrer Midlife-Crisis.
Die ältesten Bilder an der Wand waren nur das – Bilder in verschiedenen Stilen verschiedener Epochen, oft von Künstlern mit berühmten Namen und Reputationen. Das ist auch der Grund, warum es in den Lebensläufen bekannter Maler oft unerklärte Lücken gibt. Die Kleidung in den Porträts wechselte mit den jeweiligen Moden, aber alle Gesichter hatten den gleichen Ausdruck. Zerfurcht, heldenhaft, gehetzt. Gesichter, die nicht lächelten, mit Augen, die Dinge gesehen hatten, die sie nicht mehr vergessen konnten. Nach den Gemälden kamen die Fotografien, von den ersten Daguerreotypien und Sepia-Abzügen bis hin zu den scharfen Digitalbildern heutzutage. Männer und Frauen, die durch die Hölle gegangen waren und in Ärsche getreten hatten, für keine andere Belohnung als die, zu wissen, dass der Job eben getan werden musste. Keine Medaillen, keine Ehren und manchmal nicht einmal eine Leiche, die man beerdigen konnte. Der Job war seine eigene Belohnung.
Die Gesichter in den Porträts waren jedes Mal, wenn JC ins Vorzimmer beordert wurde, andere. Er wusste nicht, wer damit beauftragt war, sie auszuwechseln oder ob ihrem Wechsel eine bestimmte Bedeutung innewohnte. Er hatte fast den Verdacht, dass sie sich ihre Position selbst aussuchten.
JC saß nachlässig auf seinem Stuhl mit der steifen Lehne und gab sein Bestes, unbesorgte Nonchalance auszustrahlen. Mit einem Hauch Unverschämtheit. Lass deine Feinde nie glauben, dass du beunruhigt bist. Und nachdem er sein Gedächtnis auf dem Weg durch London durchforstet hatte, hatte er festgestellt, dass er – obwohl der Gedanke, die Chefin persönlich zu treffen, immer noch beunruhigend war – keinen Grund hatte, besorgt zu sein. Er hatte nichts allzu Furchtbares angestellt in letzter Zeit, und er war sicher, dass er sich aus kleineren Anklagen würde herausreden können.
Auf der anderen Seite sah Happy nicht allzu gut aus. Er saß stocksteif in seinem unbequemen Stuhl und wirkte gleichermaßen schuldbewusst wie ausgenutzt. Seine Hände waren eng im Schoß zusammengefaltet, um das Zittern nicht zu offensichtlich zu zeigen, Schweiß perlte auf seiner Stirn und ein Auge hatte ein kleines, aber entschiedenes Zucken entwickelt. Wenigstens wimmerte er noch nicht. Das war typisch für Happy: Er war immer überzeugt, dass das Universum etwas gegen ihn hatte. Oder die Chefin. Aber das war genauso schlimm. Natürlich war dieses Gefühl in seinem Job manchmal durchaus richtig.
Die vielen Vorrichtungen im Raum, die ihn daran hinderten, seine telepathischen Fähigkeiten einzusetzen, halfen dabei wahrscheinlich nicht. Happy beschrieb die Erfahrung immer damit, dass er einen Kater habe, ohne vorher den Rausch genossen zu haben.
Melody spielte auf ihrem Handy die neueste Version von Doom. Dem widmete sie ihre ganze Konzentration und das offensichtlich völlig unempfindlich gegenüber den Herausforderungen und Gefahren der alltäglichen Welt. Melody kümmerte sich überhaupt wenig um den Alltag, außer, wenn dieser mit ihren persönlichen Wünschen und Interessen kollidierte. Und sie war dann am glücklichsten, als wenn sie ein neues Spielzeug hatte. Nur jemand, der sie kannte, sah den missmutigen Arger, der ihre Muskeln in Spannung hielt. Melodys erster Impuls war immer Kampf. Mit ihrer Technik oder einer richtig großen Wumme. Sie spielte, um zu gewinnen, oder wenigstens, um mit den Zähnen in der Kehle des Gegners besiegt zu werden.
Happy brach als Erster zusammen. Er wandte sich auf seinem Stuhl abrupt um und starrte JC böse an. »Das ist alles deine Schuld!«
»Wirklich?«, fragte JC zurück. Er lümmelte sich demonstrativ tiefer in seinen Stuhl, sodass er geradezu wirkte, als habe er keinen Knochen mehr im Leib. »Und wieso bitte ist alles meine Schuld? Immerhin wissen wir noch nicht einmal, wieso wir eigentlich hier sind.«
»Es ist einfach immer deine Schuld!«, erwiderte Happy.
»Da hat er auch wieder recht«, sagte Melody und sah nicht einmal von ihrem Computerspiel auf. »Immer
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