Ghostbound (German Edition)
durch ihn hindurch. Offenbar war Daniel noch nicht wieder in der Lage, sich ausreichend zu konzentrieren.
„Tut mir leid“, flüsterte er.
„Ist nicht schlimm. Vielleicht sollten wir Kim einweihen, was denkst du?“
„Nur wenn es nicht anders geht. Ich will, dass sie zur Ruhe kommt.“
„Hm.“ Eigentlich war Elizabeth der Meinung, es wäre sicherer, Kim aufzuklären, aber sie wollte im Moment nicht mit Daniel diskutieren.
„Was, wenn es erneut passiert?“, fragte er nach einer Weile.
„Dann werde ich dich wieder halten“, entgegnete sie zuversichtlich.
Dennoch gruben sich sorgenvolle Falten in seine Stirn. „Was, wenn du nicht da bist und ich dich nicht finden kann?“
Dieser Gedanke versetzte Elizabeth einen eiskalten Stich. „Wir werden Worthing aufhalten“, versprach sie und bemühte sich um eine feste Stimme. „Und bis dahin bleibst du in meiner Nähe.“
„Das sollte nicht das Problem sein.“ Er schenkte ihr ein kleines, wackeliges Lächeln und sah auf ihre Hand. „Versuch es noch mal.“
Nun gelang es Elizabeth, ihre Finger auf seine zu Brust legen, dorthin, wo unter normalen Umständen sein Herz gewesen wäre.
Daniel legte seine eigene Hand über ihre. „Keine Angst“, flüsterte er, wie um sich selbst zu überzeugen. „Auch das werden wir durchstehen.“
31
„Ja, hallo?“ Kim McDermont meldete sich erst nach dem vierten oder fünften Klingeln. Ihre Stimme klang so erschöpft, als hätte sie nächtelang nicht geschlafen.
„Guten Morgen, Kim. Hier ist Elizabeth Parker. Erinnern Sie sich an mich?”
„Natürlich“, lautete die knappe Antwort.
„Wie geht es Ihnen? Ich hoffe, ich rufe nicht zu früh an …“
Kim blieb Elizabeth eine Antwort schuldig. Stattdessen fragte sie: „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich rufe an, weil mir die Geschichte, die Sie mir neulich auf der Beerdigung erzählten, nicht aus dem Kopf geht. Die Geschichte über Dannys Geist, meine ich.“
Unbehaglich wanderte Elizabeths Blick zu besagtem Geist, der neben ihr auf der Couch saß und dem Gespräch angespannt folgte. „Falls Sie heute Zeit haben, würde ich Sie gerne treffen und mit Ihnen darüber sprechen.“
Einen langen Moment herrschte Stille in der Leitung, und Elizabeth befürchtete schon, dass die Verbindung unterbrochen worden war oder Kim aufgelegt hatte. Doch dann sagte Daniels Schwester: „Ich bin in Dannys Apartment und sortiere seine Sachen aus. Wenn Sie möchten, kommen Sie vorbei. Sie wissen, wo die Wohnung ist?“
„Islington, ja, ich weiß.“
„Professor Worthing wird heute Nachmittag auch vorbeikommen, da er hier einige Tests durchführen möchte.“
„Hat … hat er denn schon einen Versuch unternommen, Danny wegzuschicken?“, fragte Elizabeth nervös.
„Wegzuschicken?“, fragte Kim verwundert nach. Die Formulierung war in der Tat unglücklich gewählt.
„Den Weg ins Licht zu weisen, meine ich“, verbesserte sich Elizabeth rasch.
„Nicht dass ich wüsste. Aber Sie können ihn ja dann selbst danach fragen.“ Seltsamerweise klang die junge Frau heute viel kühler als bei ihrem letzten Gespräch. Fast, als wäre es ihr unangenehm, dass sie sich Elizabeth auf Daniels Beerdigung so vollkommen geöffnet hatte.
Elizabeth konnte es ihr nicht verdenken. Wenn sie einer Wildfremden gegenüber ihr Herz ausgeschüttet und zugegeben hätte, an Geister zu glauben, wäre ihr das im Nachhinein sicherlich auch peinlich gewesen.
Sie verabschiedete sich von Kim, legte auf und sah dann Daniel an, der seit diesem unheimlichen Phänomen, diesem Ruf , wie er es nannte, ungewöhnlich in sich gekehrt war.
Auch Elizabeth steckte der Schrecken der letzten Nacht und des heutigen Morgens noch tief in den Knochen, aber sie versuchte sich zusammenzureißen und nicht darüber nachzudenken, dass Daniel ihr fast entglitten wäre. Das war wirklich höllisch knapp gewesen.
Kurz bevor sie nach Islington aufbrachen, bat Daniel sie, die Demo-CD seiner Band für Kim zu kopieren. „Ich habe den Song … du weißt schon, die Ballade … ich habe ihn für Kim geschrieben, aber sie hat ihn nie gehört.“
„Klar, kein Problem.“ Elizabeth suchte eine leere CD und legte sie zum Brennen in das Laufwerk ihres Laptops. „Hat der Song eigentlich einen Namen?“
„Find Your Way.“
Als sie wenig später ihre Tasche von der Garderobe nahm und in ihre Turnschuhe schlüpfte, fiel Elizabeth noch etwas anderes siedend heiß ein. „Die Uhr!“
„Was?“
„Die Uhr deines
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