Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ghostbound (German Edition)

Ghostbound (German Edition)

Titel: Ghostbound (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
Vom Netzwerk:
küssen möchtest, meinen Segen hast du!“
     

37
     
     
    „Ich hätte wirklich gedacht, dass es jemandem wie dir leichter fällt, ein paar Minuten lang stillzuhalten.“
    „Und warum bitte sollte es jemandem wie mir nicht langweilig werden? Da bekommt zu Tode gelangweilt doch gleich eine ganz neue Bedeutung.“
    „Warst du eigentlich schon früher so, oder hat dich erst das Sterben morbide gemacht?“, grollte Elizabeth und widmete sich wieder der Skizze des Sonnenamuletts.
    Die Schriftzeichen machten ihr besonders zu schaffen. Die Devanagari Symbole waren so winzig, so filigran und gleichzeitig unwahrscheinlich kompliziert, dass Elizabeth für jedes einzelne mindestens drei Anläufe benötigte.
    Aber der Aufwand lohnte sich. Riley hatte sie heute früh angerufen und darüber informiert, dass es Mick letzte Nacht gelungen war, die Schriftzeichen auf dem Schwarz-Weiß-Foto des Bhowanee-Dolchs deutlich sichtbar zu machen. Elizabeth würde also auf ihrem Weg nach Richmond bei Mick haltmachen, um die Kopie abzuholen, und dann Sir Thomas bitten, den Text zu übersetzen. Bei dieser Gelegenheit wollte sie dem Antiquitätenhändler auch die Skizze des Sonnenamuletts vorlegen, an der sie nun seit fast einer Stunde arbeitete. Vielleicht konnte er ihnen ja etwas mehr über dessen Herkunft und die Bedeutung der Inschrift verraten.
    Daniel begann, mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln. Auch wenn er dabei nicht das leiseste Geräusch verursachte, empfand es Elizabeth dennoch als unglaublich nervtötend. Den warnenden Blick, den sie ihm über den Notizblock hinweg zuwarf, begegnete er mit einem entwaffnenden Lächeln. Mittlerweile wusste er einfach zu gut, wie er sie zu nehmen hatte …
    „Warst du heute Nacht eigentlich bei Justin?“, fragte sie betont gelassen.
    „Ja, war ich. Ich soll dich schön grüßen.“
    „Danke.“
    „Er macht sich langsam. Er hat sich jetzt so weit unter Kontrolle, dass er sich längere Zeit im Haus aufhalten kann, ohne dass die Elektrik ständig verrücktspielt.“
    Überrascht sah Elizabeth von ihrer Arbeit auf. „Heißt das etwa, wir haben ihn nur deshalb im Garten angetroffen, weil er nie für längere Zeit im Haus sein konnte, ohne dass etwas um ihn herum Opfer einer Überspannung wurde?“
    „Es ist wohl mit der Zeit immer schlimmer geworden“, nickte Daniel. „Je wütender und frustrierter er wurde, desto mehr Energie gab er ab. Seine Mutter dachte, etwas sei mit den Stromleitungen nicht in Ordnung und hatte deshalb ständig die Elektriker im Haus.“
    „Die natürlich nichts fanden …“
    „Natürlich nicht. Aber Justin arbeitet jetzt an sich. Er versucht, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, damit er sich wieder in der Nähe seiner Familie aufhalten kann.“
    „Hast du ihn nach den Thuggees und Bhowanee gefragt?“
    „Klar“, antwortete Daniel. „Aber er hat noch nie davon gehört.“
    „Und hast du ihn noch mal auf den Schal angesprochen?“
    „Justin kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, ob der Schal von den Angreifern mitgenommen wurde, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das ist.“
    „Aha. Und warum?“ Elizabeth überprüfte noch mal das letzte Symbol, war mit dem Ergebnis zufrieden und legte Block und Stift beiseite.
    „Nun, er hatte den Schal offensichtlich nicht um, als er angegriffen wurde, sonst würde er ihn ja immer noch tragen. Tatsächlich hat er bestätigt, dass er ihn fest an seinen Rucksack gebunden hatte. Weder die Sanitäter noch die Polizei hätten einen triftigen Grund gehabt, den Schal vom Rucksack zu lösen.“
    „Okay, aber dennoch … Wie du gestern schon sagtest, ein Fanschal erscheint im Vergleich zu einem magischen Amulett doch recht banal. Hatte Justin vielleicht irgendeinen besonderen Gegenstand bei sich? Irgendetwas, von dem er möglicherweise gar nicht wusste, dass es magisch war? Du wusstest über den Anhänger ja auch nicht Bescheid.“
    „Er sagt, er habe mit Sicherheit nichts dergleichen besessen.“
    „Hm.“ Elizabeth strich sich nachdenklich durch ihre dunklen Locken. Das alles schien einfach keinen Sinn zu ergeben, und doch hatte sie das sonderbare Gefühl, dass sie etwas Wichtiges übersahen. Als ob die Verbindung zwischen den Morden genau vor ihrer Nase läge …
    „Tony hatte einen sehr beunruhigenden Gedanken“, sagte Daniel nun. „Er meinte, wenn die Mörder einen Gegenstand mit einem hohen persönlichen Wert mitnehmen, dann deutet das darauf hin, dass sie die Opfer ziemlich gut kannten und somit

Weitere Kostenlose Bücher