Ghostbound (German Edition)
und lehnte sich kurz zu ihr hinunter, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Glauben Sie nicht alles, was die Leute reden.“
Das erste Mal, seit sie sich kannten, schenkte sie Wood ein aufrichtiges Lächeln, das er mit einem Klaps auf ihre Schulter erwiderte.
Wenige Minuten später trat ein Herr im schwarzen Anzug in die Mitte des Raums und verkündete mit tragender Stimme: „Ladys und Gentlemen, bitte begeben Sie sich nun an Ihre Tische. Wir beginnen das Spiel in Kürze.“
Die Lichter im Raum wurden weiter gedimmt, nur die Lampen direkt über den Tischen beleuchteten die Pokerspiele. An jeden Tisch kam ein Spielleiter und begann damit, die neuen Kartenpakete zu öffnen und zu mischen.
Vor Nervosität beschleunigte sich Elizabeths Puls, und verräterische Hitze stieg ihr in die Wangen.
„Dann legen wir mal los.“ Daniel rieb sich voller Vorfreude die Hände. Sein Grinsen wurde noch breiter und Schalk blitzte in seinen Augen auf, als er sagte: „Meinst du, du kannst diese zarte Röte im Gesicht behalten? Sie verleiht dir so etwas herrlich Unschuldiges.“
Elizabeth verkniff sich ein Augenrollen und wandte sich dem Spielleiter an ihrem Tisch zu, der die Karten für die erste Runde ausgab.
12
Daniel hatte ihr wiederholt eingebläut, die gesamte Zeit über einen absolut neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren und es während des Spiels zu vermeiden, ihn anzusehen oder gar mit ihm zu sprechen. In der Theorie hatte sich das alles recht einfach angehört, aber bereits in der ersten Runde musste Elizabeth feststellen, dass es ihr fast unmöglich war, den Blick nicht direkt auf Daniel zu richten, wenn er reihum die Karten ihrer Mitspieler in Augenschein nahm und Kommentare wie: „Also ehrlich, Steve, mit diesen Karten solltest du lieber gleich aussteigen“, oder: „Wendy könnte uns gefährlich werden“, abgab. Und es war schier aussichtslos ein neutrales Gesicht zu bewahren, als Daniel hinter den grauhaarigen Brillenträger trat, über dessen Schulter einen Blick auf die Karten warf und sagte: „Na Robert? Wenn du nur halb so gut im Pokern wärst wie im Tratschen, müsste ich mir wegen deinem kleinen Pärchen ja fast Sorgen machen.“
Schließlich ging er neben Elizabeth in die Hocke. „Also Wendy, Robert und Carl können im Moment dein Neuner-Paar schlagen, aber so wie ich Robert kenne, steigt er schon früh aus.“
Die erste Setzrunde wurde eröffnet.
Als Elizabeth an der Reihe war, sagte er: „Okay, halte die fünfzig, die gesetzt wurden, und erhöhe dann um zwanzig. Und dann tauschst du die Karo-Zwei und Herz-Fünf. Den Pik-König behältst du, vielleicht bekommst du ja noch einen weiteren König.“
Konzentriert folgte Elizabeth den Anweisungen und mit den Worten: „Ich bringe die fünfzig und erhöhe um zwanzig“, platzierte sie ihre Chips in der Tischmitte. Sie legte die beiden wertlosen Karten ab und bekam vom Spielleiter zwei neue, von denen zwar keine ein weiterer König, aber eine die dritte Neun war.
„Großartig! Ein Drilling gleich in der ersten Runde“, freute sich Daniel und verschwand einen Herzschlag später von ihrer Seite, um die neuen Karten der Mitspieler zu begutachten.
„Unsere Wendy hier hat jetzt zwei Paare, und ich wette, sie denkt die seien unschlagbar. Das heißt, sie wird ziemlich hoch setzten.“ Nachdem er auch die Karten der restlichen Spieler inspiziert hatte, kehrte Daniel zu Elizabeth zurück. „Carl und Robert haben noch immer nur jeweils ein Pärchen, Steve und Paul haben nichts. Aber ich konnte Neils Karten nicht schnell genug sehen, bevor er sie wieder zusammengeschoben hat. Zuvor hatte er rein gar nichts, aber er hat drei Karten eingetauscht, damit kann sich das leicht geändert haben. Er stellt also ein Risiko dar.“
Es folgte die nächste Setzrunde, in deren Verlauf Wendy, wie von Daniel vorhergesagt, um ganze dreihundert Pfund erhöhte. Steve und Paul stiegen vernünftigerweise aus. Als auch Robert trotz seines Pärchens ausstieg, sagte Daniel verächtlich: „Ich wusste doch, dass du ein kleiner Feigling bist, Bobby.“
Carl brachte den Einsatz und Neil erhöhte noch mal um hundert. Dann war Elizabeth an der Reihe zu setzen. Dass Daniel sich nicht im Klaren über Neils Karten war, und dieser nicht nur mitging, sondern gar erhöhte, verunsicherte sie.
„Also gut, Liz, geh einfach nur mit“, wies Daniel sie an und stand im nächsten Augenblick hinter Neil. Er beugte sich zu dem dünnen, bärtigen Mann hinunter und sah ihm aufmerksam von der
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