Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
sind sogar sehr darum bemüht, jegliche Annäherung im Keim zu ersticken. Ich hätte nur nie gedacht, dass sie so weit gehen würden. Hätte ich es gewusst, hätte ich dich gar nicht erst in unser Gebiet gelassen.“
Ambers Herz begann unter seinem warmen Blick schneller zu schlagen. „Du hast gewusst, dass ich komme?“
Er hob die Hand, als wollte er ihr Gesicht berühren, doch dann erstarrte er und rückte von ihr ab. Seine Gesichtszüge wirkten härter, etwas Wildes glomm in seinen Augen auf. „Geh, schnell. Ich werde versuchen, sie aufzuhalten.“
Ihr Kopf ruckte herum, und sie sah mehrere Adler auf sich zufliegen. Der Impuls zu fliehen war beinahe übermächtig, doch sie sah den Adlermann ein letztes Mal an. „Wie heißt du?“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange, und sie befürchtete schon, dass er ihr nicht antworten würde, doch schließlich neigte er den Kopf. „Griffin.“
Amber streckte die Hand aus und strich flüchtig über seinen Arm. „Danke, Griffin.“
Bevor sie es sich anders überlegen konnte, verwandelte sie sich und rannte mit großen Sprüngen davon. Sie hörte einen lauten Adlerschrei, doch sie drehte sich nicht mehr um. Griffin war einer der Ihren, sie würden ihm sicher nichts tun, nur weil er ihr geholfen hatte. Zumindest redete sie sich das ein, damit sie nicht zu ihm zurücklief. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie ihm damit nicht helfen würde, und sie selber würde bei dem Versuch vermutlich sterben. Aber sie wünschte sich, sie könnte noch einmal in diese warmen Augen sehen, seine sanften Finger auf ihrer Haut spüren. Doch da die Adler keinen Kontakt wollten, war dies wohl das erste und einzige Mal gewesen, dass sie ihn gesehen hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie wüsste überhaupt nicht, was sie verpasste. Doch jetzt war es dafür zu spät …
2
Griffin sah Amber nach, als sie hinter den Felsen verschwand. Noch jetzt hämmerte sein Herz, wenn er daran dachte, wie sie über den Rand der Klippe verschwunden war und er geglaubt hatte, zu spät zu kommen, um sie zu retten. Glücklicherweise war es nicht so gewesen, doch der Gedanke daran, dass er sie mit seinen Krallen verletzt und ihr Schmerzen bereitet hatte, verursachte ihm Übelkeit. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich auf die anderen Adler zu konzentrieren und nicht daran zu denken, wie weich sich ihre Haut angefühlt hatte. Noch nie war er ihr so nah gewesen, nie hatte er die grünen Flecken in ihren bernsteinfarbenen Augen gesehen, ihre rotblonden Haare gestreichelt oder eine Unterhaltung mit ihr geführt. Bisher hatte er sie nur von Weitem beobachtet, auch wenn er sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als sie endlich so zu berühren, wie er es sich seit Jahren erträumte. Doch das war unmöglich. Noch nie hatte ein Adlerwandler sich einen Partner außerhalb der Gruppe gesucht, weder unter den Menschen noch unter normalen Adlern oder anderen Wandler-Spezies.
Er schnaubte. Wie sollte das auch geschehen, wenn ihre Anführer jeglichen Kontakt zu anderen Gruppen ablehnten? Und außerdem – nur weil er etwas für Amber empfand, musste es ihr nicht genauso gehen. Trotzdem war ein Gefühl heißer Zufriedenheit durch seinen Körper geströmt, dass sie ihn erkannt hatte. In ihren Augen hatte ein Ausdruck gelegen, als ob … Griffin riss den Kopf hoch, als er bemerkte, dass die anderen Adler vorhatten, Amber weiterhin zu verfolgen. Rasch verwandelte er sich und stieß sich mit einem lauten Schrei vom Boden ab. Mit mehr Kraft als Finesse katapultierte er sich in die Luft und schnitt den anderen den Weg ab. Dadurch, dass sie von oben kamen, hatten sie mehr Schwung, aber Griffin kämpfte mit allem, was er hatte, denn er würde auf keinen Fall zulassen, dass sie Amber weiterjagten. Die drei Verfolger versuchten, an ihm vorbeizukommen, und er wusste, dass er nicht lange gegen sie bestehen würde, irgendwann würde einer durchbrechen und Amber weiterhetzen.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass gerade diese drei die Berglöwenwandlerin verletzen wollten, aber es könnte jederzeit wieder ein Unglück wie eben gerade geschehen, und Amber wäre tot. Allein der Gedanke löste in Griffin eine so heiße Wut aus, dass es an ein Wunder grenzte, dass sein Gefieder kein Feuer fing. Die Krallen voran stürzte er auf den nächsten Angreifer zu und schleuderte ihn von sich. Verzweiflung kam in ihm auf, als er sah, dass zur gleichen Zeit einer der anderen Adler über ihn hinwegflog. „Nein!“ Sein Vogelschrei gellte durch die Luft,
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