Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Zu seiner Überraschung gaben die anderen Ambers Verfolgung auf und schwebten zu Boden. Nach kurzem Zögern folgte Griffin ihnen und verwandelte sich zurück.
Aufmerksam beobachtete er sie, jederzeit bereit, sich wieder in den Kampf zu stürzen, um Ambers Flucht zu ermöglichen. Doch wie es schien, hatten die anderen beschlossen, sie nicht weiterzuverfolgen. Stattdessen verwandelten sie sich ebenfalls.
Sein Freund Talon sprach zuerst. „Bist du verrückt geworden? Was hast du dir dabei gedacht?“ Ein Kratzer lief über seine breite Brust, und er schien eines seiner Beine zu schonen. Seine rotbraunen Haare standen zu allen Seiten ab.
„Das wollte ich euch fragen. Warum seid ihr auf sie losgegangen, obwohl sie euch überhaupt nichts getan hat?“ Griffin bemühte sich, seine Wut zu zügeln, aber es gelang ihm kaum.
„Die Berglöwin hat in unserem Gebiet nichts zu suchen. Sie hätte wissen müssen, dass wir uns verteidigen würden.“ Juna antwortete an Talons Stelle. Die rothaarige Adlerfrau war eine der wenigen Wächterinnen in ihrer Gruppe und sie nahm ihren Job sehr ernst, manchmal zu ernst.
„Sie hat keinerlei Gefahr für uns dargestellt! Und ihr wisst, dass sie eine Wandlerin ist, wie konntet ihr sie da fast töten?“ Wäre Griffin nicht genau im richtigen Moment zur Stelle gewesen, wäre sie jetzt tot. Mühsam unterdrückte er einen Schauder bei dem Gedanken.
Ciaran, dem dritten Verfolger, war wie immer nicht anzusehen, was er dachte. „Sie ist von selbst über die Klippe gesprungen.“ Ein Windstoß hob seine schwarzen Haare und blies sie in seine Augen.
„Weil ihr sie gejagt habt, bis sie nicht mehr weiterkonnte!“
„Einige haben den Befehl wohl ein wenig zu wörtlich genommen.“ Talon hob die Schultern, als wäre die Erklärung ausreichend.
„Welchen Befehl? Von wem?“
„Von unseren Anführern natürlich. Und der Befehl lautete, die Berglöwin loszuwerden, bevor sie beim Lager ankommt.“ Junas Lippen pressten sich zusammen, als wollte sie noch mehr sagen, doch sie tat es nicht. Was Griffin auch sehr gewundert hätte, denn sie hatte bisher noch nie die Entscheidungen der Oberen infrage gestellt.
Er fuhr mit der Hand über sein Gesicht, als ihm klar wurde, dass sie damit zumindest die Tötung eines anderen Wandlers in Kauf genommen hatten. Schon seit Langem war er nicht mehr damit einverstanden, wie die Gruppe der Adlerwandler geführt wurde, doch jetzt konnte er nicht mehr schweigen. Auch wenn er wusste, dass er sich damit erneut zur Zielscheibe machen und den Unmut der Anführer auf sich ziehen würde. Müde ließ er seine Hand sinken. „Und natürlich habt ihr dem Befehl gehorcht, ohne ihn zu hinterfragen.“
„Dafür bist du ja zuständig.“ Talon schüttelte den Kopf. „Herrgott, Griffin, du schaffst es immer wieder, dich noch tiefer reinzureiten. Dir muss doch klar sein, dass die Oberen nur darauf warten, einen Grund geliefert zu bekommen, damit sie dich bestrafen können.“
„Du meinst, ich sollte einfach zusehen, wie eine Wandlerin ohne Grund getötet wird?“
„Griffin …“
Juna fiel Talon ins Wort. „Die Oberen haben dich beobachtet und sind nicht besonders erfreut über deine Einmischung. Wir sollen dich zu ihnen bringen.“ In ihren grauen Augen war Unbehagen zu lesen. „Vielleicht wenn du zugibst, dass es ein Fehler war …“
„Auf gar keinen Fall. Ich bin hier anscheinend der Einzige, der noch klar denken kann. Hat sich denn jemand von unseren ach so schlauen Anführern überlegt, was passiert, wenn die Berglöwenwandler sich rächen? Und das hätten sie auf jeden Fall, wenn A… die Berglöwin hier gestorben wäre. Wir können nur hoffen, dass sie es nicht trotzdem tun.“ Beinahe hätte er Ambers Namen genannt, er musste unbedingt darauf achten, die Sache unpersönlich klingen zu lassen.
„Sie würden nicht bis zum Lager durchkommen.“ Ciarans Stimme klang, als würde er über das Wetter sprechen.
„Wenn du dich da nicht täuschst. Die Berglöwenwandler sind ziemlich widerstandsfähig, und vor allem halten sie zusammen.“
Nachdenklich sah Talon ihn an. „Die Oberen haben recht, du hast wirklich die Sache von damals nicht vergessen, obwohl es dir immer wieder nahegelegt wurde. Was fasziniert dich so an anderen Wandlerarten?“
Griffin hob nur die Schultern. Selbst wenn er eine Erklärung dafür hätte, würde er damit niemanden überzeugen können. Seit langer Zeit lebten die Adlerwandler
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