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Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03

Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03

Titel: Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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mit seiner Frage überrascht und sie hatte nicht darüber nachgedacht, was für Konsequenzen das für sie haben könnte.
    Amber rieb über ihre schmerzenden Schläfen und blickte sich um. Das Gelände wurde felsiger, je näher sie dem Gebiet der Adler kam, der Weg immer beschwerlicher. Doch das machte ihr nichts aus, sie kannte die Strecke beinahe im Schlaf, so oft war sie sie bereits gelaufen, in der Hoffnung, noch einmal einen Blick auf den Adler zu erhaschen, der ihr als Kind das Leben gerettet hatte. Er war noch am Leben, das wusste sie, oft hatte sie ihn in der Nähe des Berglöwenlagers oder auf ihren Streifzügen durch die Wälder gesehen. Jedoch nie aus der Nähe, er war immer auf Abstand geblieben, fast, als würde er aus der Ferne über sie wachen. Amber stieß ein humorloses Lachen aus. Ja, sicher. Die Ereignisse vor drei Monaten, in deren Verlauf der Jugendliche Bowen entführt und schließlich ihre ganze Gruppe von Jägern eingefangen worden war, hatten ihr klargemacht, dass das Leben zu kurz war, um weiterhin auf etwas zu warten, das wohl nie passieren würde. Ihr Adler würde keinen Kontakt zu ihr aufnehmen. Es war glatte Ironie, dass sie nun, nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hatte, zum ersten Mal in ihrem Leben das Adlergebiet betreten würde.
    Ein Schauder lief bei dem Gedanken durch ihren Körper, dass sie ihn dort sehen könnte. Oder vielmehr riechen, denn sie hatte ihn noch nie in seiner menschlichen Gestalt gesehen. Damals, als er sie an dem Abhang entdeckte, den sie hinuntergestürzt war, war er noch jung gewesen, er konnte also jetzt nicht viel älter sein als sie selbst, vielleicht Anfang dreißig. Amber erhob sich langsam und streckte sich. Die Novembersonne schien fahl durch die kahlen Zweige der Äste, der Nebel über den Lichtungen löste sich nur langsam auf.
    Sie war früh aufgebrochen, um spätestens bei Sonnenuntergang wieder zu Hause zu sein. Zwar konnte sie auch im Dunkeln perfekt sehen, doch mit der Bedrohung, die im Moment über ihnen lag, waren alle nervös und das Lager noch besser gesichert als früher. Amber war es gewöhnt, alleine durch die Wälder zu streifen, um Fotos von Landschaften und Tieren zu machen, die sie anschließend an Zeitschriften und Kalender verkaufte. Oft war sie wochenlang überhaupt nicht im Lager. Doch jetzt musste sie nicht nur an ihre eigene Sicherheit denken, sondern vor allem an die ihrer Familie und Freunde. Wenn sie entdeckt werden sollte …
    Ein kalter Windhauch ließ sie frösteln. Gestern hatte es zum ersten Mal geschneit, weiche Flocken, die sogar ein paar Stunden liegen geblieben waren. Noch immer hingen dicke Wolken am Himmel, doch wie es aussah, würden sie heute verschont bleiben. Warum stand sie hier auch nackt herum, nur um ihren Auftrag hinauszuzögern? Amber hockte sich hin und verwandelte sich langsam zurück in eine Berglöwin. Ihr dickes Winterfell hielt sie auch bei Minusgraden und eisigem Wind warm, doch irgendetwas ließ sie heute ständig zittern. Amber stieß ein missmutiges Fauchen aus. Sie war dreißig Jahre alt, kein Kind mehr. Es gab überhaupt keinen Grund, nervös zu sein! Sie würde mit den Adlerwandlern sprechen, ihnen die Situation erklären und dann wieder gehen. In spätestens einer Stunde würde sie wieder auf dem Rückweg sein und diese ganze Sache vergessen können. Ihn vergessen können.
    Mit einem frustrierten Aufschrei lief Amber los, schnell, immer schneller, bis sie ihren Gedanken wenigstens für eine Weile entkommen und sich nur darauf konzentrieren konnte, wo sie ihre Pfoten hinsetzte, um sich nicht an den glatten, scharfkantigen Steinen zu verletzen. Ihr Herz klopfte im Rhythmus ihrer Schritte, ihr Atem dröhnte laut in ihren Ohren. Sie wurde erst langsamer, als sie sich dem Adlergebiet näherte. Vermutlich würden auch die Adlerwandler Wachen haben und Ambers Eintreffen sofort an ihre Anführer melden, daher zwang sie sich, tief durchzuatmen und das Gebiet nicht so schnell zu durchqueren, wie sie es am liebsten tun würde. Sie wollte auf keinen Fall bedrohlich wirken oder so, als wollte sie das Lager der Adler auskundschaften. Ihr Geruchssinn führte sie tiefer in das Gebiet, auf die schroffen Felswände zu, die den Horsten der Adler Schutz vor Feinden boten.
    Amber rechnete damit, irgendwann von den Wächtern aufgehalten und befragt zu werden, doch es kam niemand. Sie sah noch nicht einmal jemanden, obwohl sie genau wusste, dass sie da waren. Niemand würde einen potenziellen Feind einfach so in das

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