Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
abgebremst wurde. Der Boden kam immer noch näher, aber deutlich langsamer. Über sich hörte sie ein seltsames Sirren und Flappen, und sie riskierte einen Blick nach oben. Ihr Atem stockte, als sie die riesigen Flügel sah, die viel zu schmal wirkten, um sie halten zu können. Doch sie taten es, wenn der Flug auch nicht mehr so elegant aussah wie normalerweise.
Die Krallen bohrten sich tiefer in ihre Schultern, je länger der Flug dauerte. Vermutlich konnte der Adler sie bald nicht mehr halten, schließlich wog sie deutlich mehr als normale Beutetiere. Amber biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen, während sich ihr Herz vor Angst zusammenzog, als er zum Landeanflug ansetzte. Vermutlich würde sie nicht sterben, aber sie konnte sich schwer verletzen, wenn sie auf die Felsen prallte. Sie konnte nur versuchen, ihre Muskeln so locker wie möglich zu halten, um dann auf Katzenart zu landen. Das schien ihr Retter auch so zu sehen, denn seine Krallen lösten sich von ihr, obwohl sie noch ein gutes Stück über dem Boden waren. Unsanft kam Amber auf, sie rutschte durch den Schwung weiter und prallte gegen einen Felsen. Einen Moment lang blieb sie mit geschlossenen Augen liegen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Ihr gesamter Körper schmerzte, aber sie war am Leben!
Eine sanfte Berührung an ihrem Nacken beendete ihre kurze Ruhepause abrupt. Amber versuchte sich aufzurappeln, wurde jedoch sofort zurückgedrückt.
„Bleib liegen, ich will erst sehen, wie schwer ich dich verletzt habe.“ Die raue Stimme gehörte eindeutig einem Mann.
Amber sog tief seinen Geruch ein und erstarrte. Sie kannte diesen Duft! Langsam drehte sie den Kopf und sah den nackten Mann mit großen Augen an. Er kniete neben ihr, seine muskulösen Beine gingen in schmale Hüften über, in deren Mitte … Rasch glitt ihr Blick weiter an seinem flachen Bauch und dem ausgeprägten Brustkorb hinauf, bis sie bei seinem Gesicht ankam. Es war schmal und kantig mit hohen Wangenknochen und einer gebogenen Nase, die sie selbst in seiner menschlichen Gestalt noch an den Adler erinnerten. Dunkelbraune Augen musterten sie besorgt, die Augenbrauen waren zusammengeschoben. Auch seine Haare waren dunkelbraun, die vom Wind zerzausten Spitzen etwas heller. Aber was sie am meisten faszinierte, war der schmale, aber schön geschwungene Mund und das Grübchen in seinem Kinn. Es machte sein sonst zu hartes Gesicht ein wenig weicher.
Seine Finger strichen durch ihr Fell und lösten einen Schauder in ihr aus. Sofort stellte er jede Bewegung ein. „Wo tut es dir weh?“
Da sie ihm in Berglöwenform kaum antworten konnte, jedenfalls nicht so, dass er es als Adler verstehen könnte, verwandelte sie sich. Sie hielt den Blick gesenkt, denn sie wollte nicht, dass er ihr ansah, wie sehr seine Nähe sie verwirrte. Beinahe spürte sie den kalten Boden nicht mehr, als seine rauen Fingerspitzen sanft über ihren Nacken glitten. Dankbar, dass die Haare ihre Brüste verdeckten, deren Spitzen sich aufgestellt hatten, wartete sie darauf, dass er etwas sagte. Doch er schien wie erstarrt zu sein, sie konnte ihn nicht einmal mehr atmen hören. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und blickte über ihre Schulter.
Ein gequälter Ausdruck stand in seinen Augen, während er auf ihren Rücken hinabsah, seine Lippen waren fest zusammengepresst. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen.“
Amber verzog den Mund, als sie die tiefen Wunden an ihrer Schulter sah, die seine Krallen hinterlassen hatten. „Du hast keinen Grund, dich zu entschuldigen, ohne dich wäre ich jetzt tot.“
Sein Blick ruckte zu ihrem Gesicht, sowie sie das erste Wort aussprach. „Ich mag dich nicht verletzt sehen.“ Seine Stimme war noch rauer geworden.
„Du hast mir nun schon zweimal das Leben gerettet, ich möchte dir dafür danken.“ All die Jahre hatte sie darauf gewartet, genau das tun zu können. Doch sie verspürte keine Erleichterung, sondern vielmehr den Wunsch, mehr über diesen Mann zu erfahren.
Er legte auf eindeutig vogelhafte Art seinen Kopf schräg. „Das ist nicht nötig.“ Sein Mund verzog sich unglücklich. „Vor allem, da meine Leute die Schuld daran tragen, dass du überhaupt erst in diese Situation gekommen bist.“
„Warum haben sie das getan? Sie müssen doch wissen, dass ich auch ein Wandler bin! Ich wurde von unserem Ratsführer gebeten, mit euch über eine mögliche Zusammenarbeit zu reden.“
„Sie wollen keinen Kontakt zu anderen Arten. Im Gegenteil, sie
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