Ghouls in Manhattan
standen sie neben ihm wie Leibwächter. Der silbern schimmernde Dämon überragte sie um Haupteslänge. Jetzt sah man sein Gerippe unter dieser Haut noch deutlicher, und durch das grelle Licht war auch zu erkennen, daß die Außenhaut mehr einen Stich ins Gräuliche bekommen hatte. So hell wie das eigentliche Metall Silber schimmerte sie nicht.
In seinem Gesicht klaffte das Maul auf.
Zähne wurden sichtbar.
Reißzähne…
Diese Bewegung war wie ein Startzeichen. Die Musik verstummte plötzlich, der Dirigent drehte sich um, und sein Gesicht nahm einen erstaunten Ausdruck an.
Er wollte nicht glauben, was er sah, bis eine Schauspielerin gellend anfing zu schreien.
Auf einmal kam Bewegung in die Menschen auf der Bühne. Schrei folgte auf Schrei. Im Nu war das Durcheinander perfekt, und dieses hatten sie nicht proben können. Jeder stand jedem im Weg. Man schob und schubste, drängte zurück, zwei Kinder fielen hin, und die Zombies sowie Xorron hatten ihre Opfer.
Der rechts neben Xorron stehende lebende Leichnam bückte sich und griff nach einem Kind. Das kleine Mädchen war ihm fast vor die Füße gerollt.
Das sah auch der erste Tänzer. Er wußte, was es bedeutete. Wenn der Zombie dieses Kind in die Klauen bekam, würde er es töten, denn mit erschreckender Deutlichkeit wußte der Mann, was das für Wesen waren.
Nicht umsonst hatte er die zahlreichen Horror-Filme gesehen, die auf der Zombie-Welle schwammen, aber die Wirklichkeit sah noch schlimmer aus.
Dies war kein Film, hier wurde auch kein Schauspiel aufgeführt, das hier war kalte, brutale Realität.
Der Mann stieß sich ab.
Er war gelenkig und gehörte nicht umsonst zu den besten Solotänzern des Broadway.
In der Luft streckte er seinen Körper, machte einen Spagat und rammte dem Untoten seinen Fuß voll ins Gesicht, der den Aufprall nicht abfangen konnte und deshalb zurückgeschleudert wurde, so daß er mit dem Rücken auf den mit einem dünnen Teppich bespannten Bühnenboden krachte.
Sofort packte der Tänzer das Kind und schleuderte es zur Seite. »Lauf weg!« schrie er dem Mädchen zu und bemerkte aus den Augenwinkeln, daß der Silberne einen Schauspieler hochgerissen hatte. Der Mann schrie, er hatte die Augen weit aufgerissen und sah das Gebiß dicht vor sich.
Keine Chance mehr.
Da fiel der zweite lebende Leichnam den Tänzer an. Der Mann war von Xorrons Anblick fast gelähmt worden, so daß er vergaß, an seine eigene Sicherheit zu denken, was sich nun bitter rächte. Der Zombie riß ihn kurzerhand um und umschlang seinen Körper mit den beiden kalten Totenarmen.
In diesem Augenblick erreichte Suko die Bühne.
Zwei Sekunden benötigte er, um die Eindrücke in sich aufzunehmen. Es war schlimm.
Im Zuschauerraum hatte es eine Panik gegeben. Die Menschen waren von ihren Plätzen aufgesprungen und rannten in die Gänge rechts und links der Sitzreihen, wo es natürlich viel zu schmal war und sie sich gegenseitig behinderten, so daß es zu einem regelrechten Stau kam.
Da wurden Frauen zu Boden gerissen, nur die Stärkeren fanden den Weg zu den Türen. Man trampelte kurzerhand über die am Boden Liegenden hinweg.
Auch die Musiker hatte nichts mehr gehalten. Sie hatten es eigentlich am besten und konnten durch den unter der Bühne verlaufenden Tunnel verschwinden. Ihre Instrumente nahmen sie erst gar nicht mit, sie ließen sie auf den Stühlen liegen.
Am schlimmsten war es auf der Bühne. Dort wirbelten die drei Zombies, denn sie holten sich hier ihre Opfer. Suko sah eine am Boden liegende Gestalt. Das Kostüm war blutgetränkt. Xorron hatte sich den Mann geholt.
Ein weiterer Zombie hatte sich über einen Tänzer geworfen, der zuvor ein Kind befreit hatte.
Der Zombie wollte zubeißen.
Da feuerte Suko.
Er hatte sich sogar Zeit zum Zielen genommen, das silberne Geschoß drang in den Schädel der lebenden Leiche ein und vernichtete den Zombie. Einer weniger.
Suko schwenkte die Waffe. Er suchte auch den zweiten Zombie, als er den Schrei des Mädchens vernahm.
Xorron hielt es mit beiden Händen gepackt. Und obwohl es ein Kind war, dachte er nicht daran, es aus seinen Klauen zu lassen. Er wollte das Opfer.
In Suko vereiste etwas. Sein Gesicht wurde plötzlich starr, es schien einzufrieren, und da griff er zum letzten Mittel, weil er sich keinen anderen Rat wußte. Er holte den Stab hervor.
Dann schrie er das bewußte Wort!
***
Der Aufprall war wirklich gewaltig. Ich merkte ihn bis unter die Kopfhaut. Der Teppich dämpfte nur wenig, ich wurde
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