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Gib der Liebe eine Chance (German Edition)

Gib der Liebe eine Chance (German Edition)

Titel: Gib der Liebe eine Chance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Weissgerber
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Kernberger. Sie dachte an seine fast schwarzen Haare, das edle Gesicht mit den ausdrucksvollen dunklen Augen und seine schlanken Hände, mit denen er den Rennradlenker hielt. Sie schaute ihm gerne beim Radeln zu. Sie fragte sich, ob Leon wohl auch schon einmal hier oben gestanden hatte? Ob ihm die Abgeschiedenheit und Schönheit gefallen würde?
    Rex leckte ihr über die Finger und holte sie aus ihren Träumereien zurück.
    „He, lass das Rex. Komm, wir müssen vor der Dunkelheit wieder auf dem Hof sein!“ Sie setzte sich in Bewegung. Rex sprang an ihr hoch.
    „Rex, nicht springen, was ist denn?“
    Der Hund wollte sie auf irgendetwas aufmerksam machen. Er kläffte einmal kurz und lief nervös hin und her. Paula schaute sich um.
    Und dann sah sie den Steinadler. Er saß auf ihrer Blockhütte, schlug mit den Flügeln und segelte gen untergehende Sonne. Der Anblick war so grandios, dass Paula vor Ehrfurcht der Atem stockte.
    „Die Flügel der Freiheit“, murmelte sie.
    Und das erste Mal sehnte sie sich danach, diese Erlebnisse mit jemandem zu teilen. Sie versetzte Rex einen leichten Klaps, dann rannten sie bergab. Paula konzentrierte sich auf den Weg und beide kamen unversehrt kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf dem Magnus-Hof an.
    Franziska spazierte gerade über das Kopfsteinpflaster vor der Haustür und machte sich auf in Richtung Ort. Sie hatte eines ihrer schönsten Dirndl an und war frisch frisiert. Ihre große Schwester ahnte, dass hier ein Bursche dahinter stecken musste und foppte sie ein wenig.

 
    „Na, noch Ausgang, kleine Franzi?“
    „Ich bin 19 Jahre alt, schon vergessen?“, antwortete Franziska. Niemand hatte wirklich bemerkt, dass sie sich erwachsen fühlte.
    „Bleibst trotzdem meine kleine Franzi. Wohin gehst denn, so schick in deinem viel zu kurzen Dirndl?“
    „Ich kann es mir leisten, meine Beine zu zeigen und wohin ich geh, geht niemanden was an.“
    „Verliebt?“, bohrte Paula weiter. Sie wusste längst, dass es im Ort einen Jungen gab mit dem Franzi sich traf. Und sie wusste auch, wer es war.
    „Vielleicht. Ich hock halt net gern nur in der Stube. Sag mal, sieht man meinen Gesichtsmakel sehr? Ich hab etwas Schminke drüber gemacht. Sei ehrlich, Paulchen. Bitte, sag schon, ich möcht fort.“
    „Du weißt, dass mich das gar net stört und wenn dich ein Bursche liebt, dann merkt er nichts davon. Hast aber gut geschminkt, es fällt kaum auf. Außerdem hast ja die Haare drüber, Franzi.“
    Franziska hatte von Geburt an ein Feuermal im Gesicht. Es zog sich breit von der Stirn herunter bis zum Augenlid des rechten Auges. Für ein Madl war das nicht besonders schön, aber bislang hatte die Franziska das mit ihrer charmanten, frechen Art und ihrer guten Figur wett gemacht. Alle hatten sich daran gewöhnt. In letzter Zeit redete sie jedoch davon, sich das Mal weglasern zu lassen. Sie hatte sich eine Klinik in der Lüneburger Heide herausgesucht, die so etwas machten. In den Herbstferien wollte sie dort einmal vorbeischauen.
    „Hast immer noch die Klinik im Kopf, Kleines?“, fragte Paula.
    „Sicher, ich fahr mal hin und schau´s mir an.“
    „Überleg dir´s gut, Franzi. Ist ein Mann das Risiko einer Operation wert? Du bist doch hochgescheit und auch so ein nettes Madl.“
    Sie hatten das schon oft diskutiert. Paula machte sich einfach Sorgen um ihre Schwester.
    „Nix da, ich fahr. Ich will ja erst einmal nur schaun.“
    „Schau, dass du wegkommst. Der Film fängt bald an.“ lachte Paula.
    „Woher weißt du....?Ach, egal. Pfüati.“

 
    Paula ging nachdenklich ins Haus und schmunzelte über Franziska. Sie überlegte noch, mit ihr zusammen in diese Schlossklinik nach Norddeutschland zu fahren und sie in der hoffentlich richtigen Entscheidung zu unterstützen.
    Sie beschloss, mit ihrer Mutter zu sprechen. Sollte Lisbeth keine Zeit haben, würde Paula sich die Zeit nehmen. Sie wollte Franziska nicht alleine dort wissen.
    Die Feriengäste musste Eva dann eben versorgen. Sie konnte ihr kleines süßes Töchterchen ja mit hochbringen auf den Hof. Für eine kurze Zeit wäre das sicher möglich. Und auf den Sportlerball am Ende der Herbstferien konnte Paula auch verzichten.
    Sie hatte zwar bereits neue Schuhe dafür gekauft und freute sich das ganze Jahr auf diese Veranstaltung, bei der die Sportler aus dem gesamten Kreis geehrt wurden. Es wurde getanzt, gefeiert und das sportliche Jahr beendet. Eine Ehrung erwartete sie zwar nicht, aber die Ballatmosphäre und der Glamour gefielen ihr.

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