Gib der Liebe eine Chance (German Edition)
und die sternenklaren Nächte vor den gigantischen Bergmassiven.
Paula sollte den Magnus-Hof einmal übernehmen, da es keinen männlichen Erben gab. Und mit den Feriengästen liebte Paula den Hof.
Oft saß sie nachts lange wach und überlegte sich ein neuen Internetauftritt oder andere Werbemaßnahmen für ihre kleine Anlage. Insgeheim fand sie die Entwicklung in Mühlenbach mit mehr Tourismus, einem Luxushotel und ein paar neuen Boutiquen gar nicht so schlecht.
Sie hatten die Küche soweit aufgeräumt und Paula wollte los.
„Später trinken wir ein Glas Wein miteinander und reden noch ein bisserl, Mama.“
„Morgen ist der Lauf zur Süddeutschen Meisterschaft, net wahr?“
„Ja, aber ein Glaserl Rotwein schadet nix. Bis später, Mutter.“
Paula band sich die Schnürsenkel fester und legte sich sicherheitshalber die Leine des Hundes über die Schultern. „Hopp, Rex, los geht’s.“
Rex sprang sofort zur Tür und sie rannten los. Sie kannten beide den Weg auswendig und Paula lief behände zwischen den Weiden entlang. Die klare Bergluft ließ sie tief durchatmen und sie genoss jeden Schritt auf den Wald und die Berge zu.
Heute musste sie an den Sohn vom Kernberger-Richard denken. Sie hatte Leon schon öfter gesehen und sie musste zugeben, dass er ihr irgendwie sympathisch war. Morgen beim Halbmarathon würde sie ihn bestimmt wiedersehen. Er lief zwar nicht die gleichen Strecken wie sie, aber er war begeisterter Triathlonsportler. Morgen war auch für diese Sportler die Meisterschaft, die sie ebenfalls auf der abgesperrten Strecke in Kleinhüttenstadt zu laufen hatten. Sie schwammen dann durch das örtliche Freibad und fuhren noch ein gutes Stück mit dem Rennrad.
Start und Ziel lagen am gleichen Hang und sie würden sich bestimmt zumindest sehen. Paula bekam wider Willen eine leichte Gänsehaut und verscheuchte sofort die Gedanken an Leon Kernberger. Er war in ihrer Familie nicht gern gesehen und sie wollte sich lieber auf ihren Lauf konzentrieren. Sie lief schneller.
***
Albert Magnus Bischopps schritt zügig voran. Er atmete tief durch und genoss bewusst die frische Luft, bevor er in die verrauchte Kneipe eintrat. Er grüßte knapp bei Eintreten und ging ohne sich umzuschauen schnurstracks ins hintere Zimmer. Die anderen fünf Vorstandsmitglieder saßen bereits am großen runden Tisch und hatten ein Bier vor sich stehen.
Rechts saß der Rauweiler-Karl vom Rauweiler-Gestüt, der Gewandtner-Hans vom Konsum-Markt, in der Mitte der Schneeberger-Sepp vom bekannten Berger-Hof und links der Haberer-Meinrad, der die örtliche Volksbank führte und der Messmer-Johann vom Bergwerksmuseum. Sie waren alle Alt-Eingesessene und Honoratioren des romantischen Bergdörfchens Mühlenbach.
Es roch nach Sauerkraut und bayerischem Weißbier.
„Servus, Alb.“ Die Bauern nannten ihn gerne so.
„ Grüßt´s euch.“
„Hast den Kernberger vorn sitzen sehen?“, fragte Karl, der Schriftführer.
„Na, wirklich net, der muss achtgeben, wenn er sich heut in unserem Gasthäusel blicken lässt.“
„Draußen sitzt er aber. Samt seinem missratenen Sohn“, betonte der Schneeberger-Sepp.
„Dann lass ihn sitzen, besser wenn er mir heut Abend nimmer begegnet.“
Die folgende Bestellung einer Runde Weißbier lenkte alle ab und sie gingen zur Tagesordnung über. Zunächst stand die Überarbeitung der teuren Masken auf dem Programm. Die Krampus-Masken hingen hier im Hinterzimmer an der Wand.
Riesengroße Fellgesichter mit beängstigenden Augen und Fratzen schauten auf den Stammtisch nieder. Die Originalmasken waren ein Vermögen wert und das Fell sollte vor dem nächsten Krampuslauf gesäubert und gekämmt werden. Jedes Jahr zum Nikolaustag wurden die Masken von der Wand genommen. Die jungen Burschen im Ort zogen sie dann über und trugen einen Anzug aus braunem Fell dazu.
Den langen Schwanz des Krampusses hielten sie in der Hand, um ihn jederzeit zum Peitschenhieb bereit zu haben. Die Krampusse begleiteten den Nikolaus und waren für unartige Bauernkinder kein Zuckerschlecken. Sie flößten den Menschen Angst ein.
Später am Abend zogen sie gemeinsam durch den Ort, es gab Musik der örtlichen Blaskapelle und die Krampusse tanzten eindrucksvoll durch die Straßen. Kein Haus wurde ausgelassen und meist endete das Spektakel mit einem rauschenden Dorffest. Natürlich durfte nicht einfach jeder eine der begehrten Masken tragen. Meist waren es nur die Hoferben und solche, die die sportliche Leistung
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