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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
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nickte. »Aber so was von!«

Kapitel drei
    Was zieht man eigentlich an, wenn man in einen Sexshop geht? Ein offenherziges Kleidchen? Oder lieber einen braven Hosenanzug? Kein noch so guter Klamottenratgeber hatte diese Schicksalsfrage jemals beantwortet. Unschlüssig stand Anne vor dem Kleiderschrank. Sie hatte extra einen Tag freigenommen, um sich mit Tess zu treffen.
    Schräg war das schon: eine Exkursion in einen Sexshop. Aber Anne und Tess wollten nicht länger im Tal der Ahnungslosen dahinkümmern. Sie hatten Anregungen bitter nötig. Und neugierig waren sie auch.
    Nachdem sie sich dreimal umgezogen hatte, verließ Anne in Jeans und einer uralten schwarzen Lederjacke von Joachim das Haus. Auf ihrer Nase schwebte eine riesige Sonnenbrille. Auf keinen Fall wollte sie im Sexshop erkannt werden – sie, die adrette Arzthelferin, die Frau eines stadtbekannten Anwalts, die pflichtbewusste Mutter eines kleinen Sohnes. Das wäre sozialer Selbstmord gewesen.
    Mit einigem Herzklopfen stieg sie in ihren Mini. Trotz ihrer Neugier fürchtete sie sich sogar ein bisschen. Pornos hatte sie immer verabscheut. Und Sexspielzeuge jagten ihr mehr Angst als erregende Gefühle ein. Sie hatte zwar gehört, dass immer mehr Frauen einen Vibrator im Nachtschränkchen hatten, aber Sex mit einer gefühllosen Attrappe, die summte wie ein Rasierapparat, lag jenseits ihrer Vorstellungskraft.
    Eine halbe Stunde später parkte sie in einer heruntergekommenenStraße am Stadtrand. Die Gegend wirkte schäbig. Ein verlotterter Supermarkt, ein Schnäppchenladen und ein Textildiscounter reihten sich aneinander. Daneben blinkten drei rote Buchstaben vom abblätternden Putz der Häuserzeile: Ein S, ein E und ein X.
    Ach, du Elend, was mache ich hier?, dachte Anne. Nervös hielt sie Ausschau nach ihrer Freundin, konnte sie aber nirgends entdecken. Kniff sie etwa?
    Anne brauchte ein paar Minuten, bis sie merkte, dass Tess schon da war. Allerdings bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Trotz des warmen Frühlingswetters trug sie einen unförmigen Steppmantel, eine dicke Wollmütze und einen mehrfach verschlungenen Schal, der ihren Mund verhüllte. Der seltsame Aufzug wurde von einer überdimensionalen Skibrille gekrönt, die ihre Wangen fast völlig bedeckte.
    Anne machte einen Schritt auf sie zu. »Trainierst du für die Antarktis, oder wartest du auf den Skilift?«
    »Verdeckte Ermittlung nennt man das.« Lauernd sah Tess sich um. »Wenn einer meiner Kunden sieht, wie ich in einen Sexshop gehe, kann ich einpacken. Du weißt doch, als Investmentbankerin muss ich oberseriös rüberkommen. Sonst denkt man noch, dass ich einen horizontalen Nebenberuf habe. Bank und Puff, das passt in etwa so gut zusammen wie Nonne und Striptease.«
    »Da mach dir mal keine Sorgen. Wir leben sowieso keusch wie Nonnen.«
    »Was sich hoffentlich bald ändern wird.« Tess nahm ihre Hände aus den Manteltaschen. »Wie läuft’s daheim?«
    »Nix und niente. Joachim hat sich zwar wieder beruhigt, aber er fasst mich nicht an. Sobald ich mich auf weniger alszehn Zentimeter nähere, zeigt er mir die kalte Schulter. Und? Bereit für eine außergewöhnliche Erfahrung?«
    Tess nickte heldenhaft. »Auf ins Schlaraffenland der Lüste.«
    »Versprich mir, dass wir was kaufen, ja? Egal, wie scheußlich es ist.«
    »So was Idiotisches«, schimpfte Tess. »Vielleicht finden wir ja raus, dass wir uns nicht als Hobbynutten eignen.«
    »Wir brauchen verschärfte Accessoires, so viel dürfte klar sein. Millionen Männer können nicht irren.«
    Anne fasste Tess am Arm, und zu zweit durchschritten sie einen Vorhang aus klirrenden bunten Perlenschnüren. Von einem Moment auf den anderen waren sie in einer anderen Welt. Im Schein einer violetten Lampe sahen sie als erstes eine Schaufensterpuppe, die einen schwarzen Nieten-BH und einen dazu passenden Tanga trug. Der BH war so geschnitten, dass er die Kunststoffbrüste freiließ. In ihrer Hand hielt die Puppe eine nietenbesetzte Peitsche. Ihr Gesicht verschwand unter einer schwarzen Ledermaske.
    »Oha.« Tess blieb wie angewurzelt stehen. »Dafür müsste ich erst mal zwanzig Kilo abnehmen.«
    »Jetzt nicht schwächeln«, befahl Anne. »Weiter.«
    Sie gelangten in einen niedrigen, langgestreckten Verkaufsraum, der bis an die Decke mit Regalen vollgestellt war.
    »Warum ist das hier so dunkel?«, wisperte Tess.
    Anne kicherte leise. »Weil wir Sonnenbrillen tragen, Miss Einstein.«
    Hinter dem Verkaufstresen lümmelte ein jüngerer Mann mit Basecap herum.
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