Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
weiter, bis sie vor dem Regal standen, in dem erotische Wäsche lag. Es gab einfach alles: Lackbodys und Lederslips, Netzstrümpfe, durchsichtige Oberteile, strassbesetzteBHs, Tangas, die so winzig waren, dass man sie unter dem Mikroskop suchen musste. Und die im Schritt offen waren.
»Hui.« Tess nahm ihre Mütze ab und strich sich durchs verklebte Haar. »Hoffentlich gibt es die Sachen auch in XXL.«
Anne griff zu einer roten Spitzenkorsage, an der Strapse baumelten. Daneben lag ein Stapel zellophanverpackter, hauchdünner, schwarzer Strümpfe, von denen sie gleich drei Paar nahm.
»Übertreibst du nicht ein bisschen?«, fragte Tess belustigt.
»Ich bin Optimistin, weißt du doch«, kicherte Anne. »Deshalb gehe ich davon aus, dass Joachim mir die Strümpfe mit den Zähnen auszieht. So, wie die hinterher aussehen, kann ich sie nicht zweimal tragen.«
»Joachim im Rausch der Sinne!«, juchzte Tess. »Machst du mir ein Handyvideo? Würde ich gern mal sehen, wie er sich in deinen Strapsen verbeißt.«
»Klar, ich stell’s ins Internet.« Anne verdrehte die Augen. »Damit seine Kollegen in der Kanzlei auch was davon haben.«
Sie hielt Tess eine Korsage aus schwarzem Leder hin. »Darin siehst du bestimmt rattenscharf aus.«
»Absoluter Wow-Faktor! Genau, ich mach für Bernd die Lederlady! Wenn er dann immer noch nicht anfängt zu sabbern, schick ich ihn zu deinem Doktor Arenson.«
Anne zog Tess zur Kasse. »Los, wir zahlen, bevor wir es uns anders überlegen.
Heute Abend probieren wir die Sachen am lebenden Objekt aus, morgen früh telefonieren wir, abgemacht?«
»Betreuter Sex«, kicherte Tess. »Dass ich das noch erleben darf!«
***
Anne hatte einen Plan. Einen ziemlich genialen Plan, wie sie fand. Lars würde bei ihrer Mutter übernachten, die ihn praktischerweise auch vom Kindergarten abholte. Damit stand einem romantischen Candle-Light-Dinner nichts im Wege. Ja, heute Abend wollte sie ihre neue Wäsche tragen, High Heels – sonst nichts. Sagte man nicht, der Appetit komme beim Essen? Es würde eine süße Folter für Joachim sein, seine erregend gestylte Frau drei Gänge lang mit Blicken zu verschlingen, bevor er sie im Sturm nehmen durfte.
Ihr weiterer freier Tag war ganz dem großen Ereignis gewidmet. Sie ging zum Friseur und ließ ihr glattes Schnittlauchhaar in eine üppige Lockenmähne verwandeln. Anschließend suchte sie einige Feinkostläden auf. Dabei genoss sie das Gefühl, dass niemand ahnte, was in ihrer schwarzen Tüte aus dem Sexshop lag. Anne malte sich jedes Detail aus. Ihre Laune stieg von Minute zu Minute. Und das Schönste war: Joachim ahnte nicht im Geringsten, was sie vorhatte. Es sollte eine Überraschung werden.
Zu Hause angekommen, bereitete sie zunächst das Essen vor. Dicke Filetsteaks, so wie Joachim sie gern hatte, mit Kräuterbutter und Knoblauchbrot. Das würde hoffentlich nicht nur seine Cholesterinwerte in die Höhe schießen lassen, sondern auch seinen Testosteronspiegel. Vorher einen Krabbensalat, hinterher Erdbeeren mit Sahne. Kommt bestimmt gut, dachte sie. Wer weiß, vielleicht wird er mir die Sahne vom Körper schlecken!
Sie hatte an alles gedacht. Sorgfältig deckte sie den Tisch, mit ihrem besten Porzellan, auf dem sich ein filigranes Blumenmuster rankte. Zwei Kerzen in Silberleuchtern und ein kleiner Strauß Moosrosen rundeten das Arrangement ab.Dann stöberte sie in ihrer CD-Sammlung und entschied sich für »Kuschelrock – Die schönsten Sommerballaden«. Genau das Richtige. Es waren Stücke darauf, die Joachim und sie in der Morgenröte ihrer Beziehung gehört hatten. Zum Beispiel »How Deep Is Your Love« von Take That. Schmuseweich und vielversprechend.
Immer wieder sah sie zur Uhr. Halb sechs. Der Countdown lief. Joachim kam meist gegen sieben nach Hause. Der würde Augen machen!
Nachdem Tisch und Küche startklar waren, duschte Anne ausgiebig. Von Kopf bis Fuß cremte sie sich mit einer neuen Bodylotion ein, die zart nach Kokos und Vanille duftete. Sie schminkte sich etwas großzügiger als sonst. Viel Kajal, außerdem zog sie ihre Lippen erdbeerrot nach. Stolz begutachtete sie ihr Werk im Badezimmerspiegel. Verrucht! Atemberaubend! Das war nicht die Anne mit dem blassen Alltagsgesicht, das war eine schillernde Femme fatale! Naja, eher ein Vorstadt-Vamp. Aber das störte sie nicht. Für den Anfang sah das alles sehr erfreulich aus.
Hatte sie irgendetwas vergessen? Nach kurzem Überlegen bezog sie das Bett neu, mit knallroter Satinbettwäsche. Auch
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