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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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sie zu. Überschwänglich umarmte er Anne.
    »Mami, Mami, du bist die Allerbeste! Und Oma Brownie auch! Guck doch, wir machen alles schön!«
    Ihre Mutter sah vom Beet auf und wischte sich die erdigen Hände am Jeans-Overall ab. Eine Strähne ihres weißblond gebleichten Haars fiel ihr in die Stirn. Überrascht musterte sie ihre Tochter.
    »Liebes, du hast doch nicht etwa was mit deinem Gesicht machen lassen?«
    »Ich?« Anne lächelte vergnügt. »Nee, kein Botox, falls du das meinst. Sieh dir lieber mal meine Aura an.«
    Oma Brownies Augen leuchteten auf. »Wow. Hell und strahlend. Was ist passiert?«
    »Mehr, als ich dir in zwei Sätzen erzählen kann. Aber du kannst es dir ansehen.«
    Anne klappte die Mappe auf und holte die beiden Blätter heraus. Staunend betrachtete ihre Mutter erst das Aquarell mit den verwelkten Rosen, dann die Farbexplosion auf dem anderen Blatt.
    »Mami hat ganz fein gemalt«, lobte Lars die Bilder im Frau-Landmann-Tonfall.
    »Wow«, sagte Oma Brownie nochmal. »Sieht so aus, als wäre Schneewittchen aus dem gläsernen Sarg entwischt. Steckt zufälligerweise ein Prinz dahinter, den ich noch nicht kenne?«
    »Kein Prinz. Wenn ich dich richtig verstanden habe, bedeutet Entwicklung, dass man seinen eigenen Weg findet.«
    Anne wunderte sich selbst über das, was sie sagte. Im selben Moment wurde ihr klar, dass sie viel zu lange Joachim für einen Prinzen gehalten hatte. Sie hatte gedacht: Heirate ihn, dann wird alles gut, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. So simpel lief es aber nicht. Joachim war nicht besser und nicht schlechter als andere Männer. Doch es war eine Illusion, alles von einem Mann zu erwarten. Noch dazu von einem wie Joachim, für den das Leben planbar war wie ein Eigenheim.
    »Lass uns einen Tee trinken«, schlug Annes Mutter vor. »Und dann will ich alles ganz genau wissen.«
    Sie gingen zum Haus, während Lars um sie herumhüpfte. »Mami, nachher musst du die Schaukel angucken! OmaBrownie will auch ein Klettergerüst bauen! Darf ich nächstes Wochenende wiederkommen?«
    »Mal sehen«, wich Anne aus.
    Sie strich Lars durchs Haar. Wie gut es ihm tat, hier zu sein. Nichts engte ihn ein. Er konnte nach Herzenslust toben, seine kleinen Abenteuer erleben. Zu Hause musste er immer darauf achten, nichts schmutzig zu machen. Und bei Oma Brav war sowieso alles verboten. Da blieben ihm nur seine Nintendospiele. Hier rührte er die Spielkonsole nicht mal an.
    In der Küche angekommen, kochte Annes Mutter einen Roibuschtee. Auf dem Tisch stand ein Strauß sattgelber Narzissen, in einer schönen alten Kristallvase, die einen winzigen Sprung hatte. Annes Mutter stellte ein Blech mit frischgebackenen Brownies daneben.
    »Ohne Risiken und Nebenwirkungen«, erklärte sie verschmitzt. »Aber du kannst jederzeit ein paar gedopte Kekse haben.«
    Lars schnappte sich zwei Brownies und ging in den Werkzeugschuppen, um ein bisschen zu hämmern. Jetzt waren sie unter sich.
    »Also?« Fragend sah Annes Mutter ihre Tochter an.
    »Ich glaube, ich befreie mich gerade«, erklärte Anne. »Das ist mir beim Malen klargeworden. Ich möchte mein Leben ändern, aber ich habe auch ein bisschen Angst davor.«
    »Angst ist ein schlechter Ratgeber«, sagte Oma Brownie. »Was ängstigt dich denn?«
    Nun brach es aus Anne heraus wie ein Wasserfall. Sie erzählte von ihrer erstarrten Ehe, von ihrem ermatteten Liebesleben, von Joachims Hausplänen. Und von der Spionageaktion ihrer Schwiegermutter. Über die erotischen Ausflüge mitTess machte sie nur Andeutungen, aber die genügten vollauf.
    »So, jetzt weißt du das Wichtigste«, sagte sie, als sie geendet hatte.
    Oma Brownie saß neben Anne auf der Küchenbank, die Beine bis ans Kinn gezogen, und balancierte ihre Teetasse zwischen den Knien. »Ich muss da mal reinspüren.«
    Früher waren Anne solche Sätze ziemlich auf die Nerven gegangen. Esoterikgedöns. Mittlerweile hatte sich das geändert. Erwartungsvoll sah sie ihre Mutter an, die leise summend ihren Kopf hin und her wiegte.
    »Du hast dich auf eine Reise begeben«, sagte sie nach einer halben Ewigkeit. »Das ist sehr positiv. Bleib dabei. Du wirst glücklich werden, das spüre ich.«
    »Und Joachim?«, fragte Anne.
    Wieder dachte ihre Mutter nach, vor sich hin summend. »Er ist stehen geblieben. Doch auch er wird auf die Reise gehen. Du kannst ihn nicht ändern, aber er hat die Chance auf eine Entwicklung. Du weißt, dass ich meine Vorbehalte gegen ihn habe. Trotzdem, sei nicht zu

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