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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Stillschweigen bewahren über das, was heute geschehen ist. Es gibt nur zwei Wörter, die Sie kennen müssen: kein Kommentar. Das gilt für jeden, der Sie fragt, was passiert ist, von Reportern bis zu Familienangehörigen. Und man wird Sie fragen.« Er machte eine Pause. »Sie alle werden vor Ihrer Entlassung eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben. Ich fürchte, Sie werden erst entlassen, wenn Sie diese Papiere unterschrieben haben. Es gibt strafrechtliche und zivilrechtliche Konsequenzen für die Verletzung der Bedingungen der Geheimhaltung, die in den Dokumenten im Einzelnen genannt werden. Tut mir leid, aber so muss es sein, und ich bin mir sicher, Sie haben Verständnis dafür.«
    Niemand sagte ein Wort. Dart selbst hatte freundlich gesprochen, doch etwas an seinem gelassenen Tonfall verriet Gideon, dass er es ernst meinte.
    »Ich entschuldige mich«, sagte Dart, »für die Unannehmlichkeiten und den Schreck. Zum Glück scheint es, dass Sie alle nur einer geringen bis gar keiner Strahlung ausgesetzt waren. Ich übergebe Sie nun in die sehr kompetenten Hände von Dr. Berk. Guten Tag.«
    Und damit ging er.
    Der Arzt warf einen Blick auf sein Klemmbrett. »Also. Wir werden alphabetisch vorgehen.« Jetzt gab er sich wie ein Betreuer im Camp. »Sergeant Adair und Officer Corley, würden Sie bitte mitkommen?«
    Gideon blickte sich in der versammelten Gruppe um. Der Angehörige des mobilen Einsatzkommandos, der im Van ausgerastet war, befand sich nicht mehr unter ihnen; Gideon glaubte, den Mann leise irgendwo in dieser riesigen Anlage schreien und drohen zu hören.
    Plötzlich ging die Tür auf, und Myron Dart betrat erneut den Raum, begleitet von Manuel Garza. Dart schien ernsthaft wütend zu sein. »Gideon Crew?« Sein Blick heftete sich auf Gideon, der glaubte, in den Augen ein Wiedererkennen zu entdecken.
    Gideon erhob sich.
    Garza kam herüber. »Gehen wir.«
    »Aber …«
    »Keine Diskussion.«
    Garza ging rasch zur Tür, Gideon beeilte sich, Schritt zu halten. Als sie an Dart vorbeikamen, sah der ihn mit kühlem Lächeln an. »Sie haben ja interessante Freunde, Dr. Crew.«

9
    W ährend der erwartungsgemäß langen Fahrt durch den stockenden Verkehr zur Little West 12th Street sagte Garza kein Wort. Er richtete den Blick stur geradeaus und konzentrierte sich aufs Fahren. Die nächtlichen Straßen von New York waren wie immer: ein Meer aus Licht, Betriebsamkeit, Lärm und Hektik. Gideon spürte Garzas Ablehnung, die von seinem Gesicht und seiner Körpersprache ausging. Gideon war das egal. Durch das Schweigen konnte er sich auf etwas vorbereiten, das, da war er ganz sicher, ein unangenehmes Gespräch werden würde. Er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, was Glinn jetzt von ihm wollte.
    Im Alter von zwölf Jahren war er Zeuge geworden, wie sein Vater von Scharfschützen des FBI erschossen wurde. Sein Vater hatte als ziviler Kryptologie-Experte für INSCOM (United States Army Intelligence and Security Command) gearbeitet, als Mitglied der Gruppe, die Geheimcodes entwickelte. Die Sowjets knackten einen der Codes nur vier Monate nach seiner Einführung, und sechsundzwanzig Agenten und Doppelagenten waren in einer Nacht aufgeflogen, gefoltert und getötet worden. Es war eines der größten Spionage-Desaster des Kalten Krieges. Man hatte behauptet, sein Vater sei daran schuld gewesen. Dieser, der schon immer unter Depressionen gelitten hatte, war unter dem Druck der Anschuldigungen und Untersuchungen zerbrochen und hatte eine Geisel genommen. Daraufhin wurde er in der Eingangstür der Arlington Hall Station erschossen – und zwar, nachdem er sich ergeben hatte.
    Gideon hatte das alles aus nächster Nähe miterlebt.
    In den darauffolgenden Jahren war Gideons Leben aus den Fugen geraten. Seine Mutter fing an zu trinken. Männer gingen im Haus ein und aus. Gideon und seine Mutter zogen immer wieder von einer Stadt in die nächste, mal nach einer zerbrochenen Beziehung, mal nach einem Schulverweis. Während das Geld seines Vaters immer weniger wurde, lebten sie erst in Häusern, dann in Wohnungen, schließlich in Trailern, Motelzimmern und Pensionen. Seine stärkste Erinnerung an seine Mutter während dieser Jahre war, wie sie am Küchentisch saß, ein Glas Chardonnay in der Hand, umgeben von Zigarettenqualm, der sich vor ihrem verwüsteten Gesicht mit dem abwesenden Blick kräuselte. Im Hintergrund erklangen Chopins Nocturnes.
    Gideon war ein Außenseiter und entwickelte die Interessen des Einzelgängers:

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