Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
die Schuld daran gegeben wird. Großartige Art, den Dritten Weltkrieg anzuzetteln. Das ist die Charles-Manson-Strategie.«
»Die Manson-Strategie?«
»Manson und seine Anhänger versuchten, einen Krieg zwischen den Rassen zu entfachen, indem sie eine Gruppe von Leuten umbrachten und es so aussehen ließen, als hätten schwarze Radikale die Tat verübt.«
Sie nickte langsam.
Es folgte ein langes Schweigen, bevor Gideon wieder etwas sagte. »Weißt du, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr habe ich das Gefühl, dass Lockhart und seine Sekte dahinterstecken. Der Imam und die Mitglieder seiner Moschee scheinen ganz nette, vernünftige Menschen zu sein. Aber von Lockhart gehen richtig üble Schwingungen aus.«
»Was ist also dein Plan?«
»Ich werde Lockhart zur Rede stellen.« Gideon atmete durch. »Das bedeutet, dass wir wieder die Berge überqueren müssen, um zur Paiute Creek Ranch zu kommen. Wir folgen parallel dem Fluss, bis wir …«
»Ich habe einen besseren Plan«, unterbrach Alida.
Er verstummte.
Sie hob einen Finger. »Erstens ziehen wir unsere nassen Sachen aus, machen ein Feuer und lassen sie trocknen. Es ist nämlich kalt und wird immer kälter.«
»In Ordnung.«
»Zweitens schlafen wir.«
Noch eine Pause.
»Und drittens brauchen wir Hilfe. Und ich kenne genau die richtige Person: meinen Vater.«
»Du vergisst, dass er auf der Liste meiner Verdächtigen steht.«
»Vergiss es, um Himmels willen. Er kann uns oben bei sich auf der Ranch verstecken, die er vor der Stadt hat. Wir nutzen die als Basis, während wir herausfinden, wer dich verleumdet hat.«
»Und du meinst wirklich, dein Vater wird einem mutmaßlichen Atomterroristen helfen?«
»Mein Vater wird mir helfen. Wenn ich ihm sage, dass du unschuldig bist, wird er mir glauben. Und er ist ein guter Mensch mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl. Wenn er dich für unschuldig hält – und das wird er –, wird er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dir zu helfen.«
Gideon war zu müde, um sich zu streiten. Er ließ das Thema auf sich beruhen.
Gemeinsam machten sie ein kleines Lagerfeuer im hinteren Teil der Höhle, das man von außen nicht sehen konnte. Die dünne Rauchfahne stieg auf, strich am Höhlendach entlang und trat durch einen schmalen Spalt aus. Alida blies in das Feuer, bis es fröhlich flackerte, dann stellte sie zwei Äste auf, die sie als Wäschegestell nutzen wollte.
Sie streckte eine Hand aus. »Gib mir dein Hemd und deine Hose«, verlangte sie.
Gideon zögerte kurz, dann zog er sich widerstrebend aus. Sie zog Bluse und Büstenhalter, Hose und Unterhose aus und hängte alles zusammen über die Äste. Gideon war einfach zu kaputt, um so zu tun, als wende er den Blick ab. Es war angenehm zuzuschauen, wie das Licht des Feuers auf Alidas Haut spielte. Die langen blonden Haare fielen in zotteligen Strähnen über ihren nackten Rücken und schwangen bei jeder Bewegung ihres Körpers mit.
Als sie sich zu ihm umdrehte, wandte Gideon ein wenig widerwillig den Blick ab.
»Mach dir keine Gedanken deswegen«, sagte sie und lachte. »Ich habe früher dauernd mit den Jungs im Kuhteich auf unserer Ranch nackt gebadet.«
»Okay.« Er sah sie an und stellte fest, dass ihr Blick auf ihm ruhte.
Rasch hängte sie ihre nassen Kleider auf und legte mehr Holz ins Feuer, dann setzte sie sich auf.
»Erzähl mir alles«, sagte sie. »Über dich, meine ich.«
Langsam und zögernd begann Gideon zu erzählen. Normalerweise unterhielt er sich mit niemandem über seine Vergangenheit. Doch ob es nun an der Erschöpfung lag, dem Stress oder einfach nur daran, einen interessierten, einfühlsamen Menschen bei sich zu haben – er berichtete ihr aus seinem Leben. Wie er zum Kunstdieb wurde; wie leicht es gewesen war, die meisten Kulturvereine und kleinen Museen auszunehmen; wie er das in den meisten Fällen hinbekommen hatte, ohne dass die Opfer überhaupt davon erfuhren, dass sie ausgeraubt worden waren. »Viele dieser Museen kümmern sich nicht um ihre Kunstwerke«, erklärte er ihr. »Sie präsentieren die Werke nicht gut, beleuchten sie nicht gut, und niemand sieht sie. Manche haben eine Inventarliste, aber sie gleichen sie nie mit ihrer Sammlung ab, es können also Jahre vergehen, bevor sie merken, dass sie ausgeraubt wurden. Wenn überhaupt. Es ist das perfekte Verbrechen, wenn man nicht allzu hoch hinauswill, und es gibt praktisch Tausende Museen dort draußen, die förmlich darum betteln, zum Opfer gemacht zu
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