Giebelschatten
ist.«
»Er hat Anfälle«, erwiderte er vage.
Sie schwiegen eine Weile, dann sagte Valerie: »Vielleicht wußte sie viel mehr, als sie mir erzählt hat. Hat sie mit dir darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Bist du sicher?«
Er gab keine Antwort.
»Sie hätte auch mit anderen darüber sprechen können. Mit allen möglichen Leuten.« Darüber, daß es noch jemanden gab, dessen Geheimnis sie kannte. Aber das sprach sie nicht aus. Sie schüttelte schwermütig den Kopf. »Das ist jetzt vorbei.«
Irgendwann endete der Gang an einer zweiflügeligen Tür, die hinab ins Treppenhaus der Anstalt führte. Schweigend öffnete er sie und ließ Valerie den Vortritt.
Im Türrahmen blieb sie stehen. »Mir ist kalt«, sagte sie.
Er sah sie an und lächelte schwermütig.
Eine Strähne ihres Haars wehte im Luftzug über ihr Gesicht. Sie bewegte die Lippen nicht, aber in ihren Augen regte sich eine stumme Frage, die einzige, die jetzt noch Bedeutung hatte: Werde ich es jemals erfahren? Und wird mir die Antwort weh tun?
Sein Blick löste sich von ihr und glitt für einen Moment in die unbeleuchtete Finsternis des Treppenhauses. Er trat an ihr vorbei, drehte sich um und reichte ihr seine Hand.
Vielleicht, sagten seine Augen, während sie ruhig in den Schatten schwebten. Irgendwann.
Valerie nickte traurig. Dann griff sie fester um seine Finger, spürte, wie kalt sie waren, und folgte ihm langsam, aber ohne zu zögern ins Dunkel.
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