Gier
und fuhr wieder hinab. Er wollte Hobba nicht verpassen, aber er war auch besorgt über die vietnamesischen Kids, die auf die Idee kommen könnten, Tinas Kombi in die Luft zu jagen.
Außerdem war hier jede Menge los. Polizei- und Rettungswagen rasten die Racecourse Road rauf und runter, Schreie hallten durch die Dunkelheit, irgendwelche Spinner hinterließen beim Anfahren ihrer tiefergelegten Wagen absichtlich Reifenspuren auf dem Asphalt, darüber wirbelte der Polizeihubschrauber mit einem Suchlicht.
Menschliche Tiere torkelten aus dem Pub nach Hause und pißten und kotzten in Fahrstühle und Treppenhäuser.
Als Hobba gegen Mitternacht immer noch nicht aufgetaucht war, nahm Sugarfoot an, daß die Bastarde wahrscheinlich alle bei Pedersen waren. Zehn Minuten später stapfte er über sauber angelegte Gartenbeete und Kiespfade zu Pedersens Holzverschlag.
Auch Pedersen war nicht zu Hause.
Er setzte sich auf die Kunststoffcouch und dachte darüber nach.
Sie hatten den Job erledigt, und Pedersen war ausgegangen, um zu feiern. Er würde spät nach Hause kommen und müde sein. Und wenn er gerade dabei wäre, daß Licht anzuschalten, würde eine Stimme aus der Dunkelheit kommen: »Sind wir aus gewesen? Wegen dem Job, den du abgezogen hast …«
Pedersen würde starr, mit geöffnetem Mund, dastehen wie eine Zielscheibe.
Gegen zwei dachte Sugarfoot, scheiße, der ist wahrscheinlich längst auf Bali und läßt sich am Kuta Beach seinen Schwanz massieren.
Er ging. Diesmal benutzte er die Vordertür.
Und fühlte seinen Fuß gegen etwas auf der Fußmatte stoßen. Er beugte sich hinab, um zu sehen, was es war. Das zeigte einem mal wieder, nicht zu schnelle Schlüsse zu ziehen. Zwei Ausgaben der Herald Sun, von gestern und heute. Pedersen war überhaupt nicht zu Hause gewesen. Hobba auch nicht. Sie waren irgendwo abgetaucht.
Wenn man ein Einzelgänger ist, hat man das Problem, daß man keine Typen überwachen kann, bevor sich nicht irgendwer irgendwo zeigt. Sugarfoot fuhr den Kombi zurück nach Collingwood, fühlte sich müde und deprimiert. Morgen würde ein großer Tag sein.
Siebenundzwanzig
Am Donnerstag morgen übernahm Hobba die Schicht von halb neun bis halb eins. Pedersen zog los, um die Funkgeräte zu kaufen, und Wyatt holte die Folien für den Van ab. Es war ein modernes Layout, der Schriftzug mit dem Namen der Scheinfirma war schwarz und vom Stil futuristisch. Er war gerade dabei, sie an den Seiten und hinten am Van anzubringen, glättete die Falten und Luftblasen, als Pedersen mit den Funkgeräten zurückkehrte.
»Wir werden sie ausprobieren«, sagte Wyatt.
Er schloß das Garagentor hinter Pedersen und ging hoch zur Straße, ließ ein Taxi vorbei, und drückte dann den Sendeknopf. »Wie ist es?«
Pedersens Stimme war zu hören, scharf und verzerrt: »Laut und deutlich.«
»Okay.«
Zurück in der Garage, half Wyatt Pedersen, ihre Fingerabdrücke vom Van zu entfernen. Von jetzt ab würden sie Handschuhe tragen. Die Papiere des Vans waren nicht zurückzuverfolgen, aber sowohl Hobba als auch Pedersen hatten eine Zeitlang gesessen, also waren ihre Fingerabdrücke in der Kartei.
Sie arbeiteten schweigend. Das schien Pedersen nicht zu passen. Wyatt konnte die Seitenblicke fühlen. Schließlich sagte Pedersen: »Weißt du, was das erste ist, was ich mit meinem Anteil mache?«
Wyatt war nicht neugierig. Er war lediglich daran interessiert, herauszufinden, wie stabil Pedersen war. Aber er nahm es leicht, wohl wissend, daß Pedersen nach dem morgigen Tag keine Rolle mehr spielen würde: »Neue Garderobe?«
Pedersen verzog das Gesicht, rieb sich die Hände an der Jacke ab. »Vierradantrieb, etwas mit ein bißchen Stil, wie ein Range Rover.«
»Dann wirst du einen anderen Hut brauchen«, sagte Wyatt. »Einen netten Akubra mit breitem Rand. Und dazu Cowboystiefel.«
»Ich bin doch kein verdammter Viehzüchter aus den Bergen!« Pedersen schwenkte seine John-Deere-Kappe und schien einem Film über eine Kleinstadt in Texas entsprungen zu sein.
»Was ist mit dir?« fragte er.
Das war sinnloses Geschwätz, und Wyatt haßte es. Ihm fiel nichts ein, was er jetzt erwähnen sollte, noch konnte er sich Gründe vorstellen, etwas dazu zu sagen.
»So dies und das«, sagte er.
Pedersens Gesicht zog sich zusammen. Er starrte Wyatt an.
»Du bist ein Bastard, gut mit all dem Zeugs –«, er zeigte auf den Van, und meinte den Job, der vor ihnen lag, »aber als Arbeitskollege bist du ein richtiges Arschloch. Versuch dich mal zu
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