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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Arbeiterhäuser und die Straßenlaternen funktionierten entweder nicht oder waren zerbrochen. Wyatt stellte den Holden ein paar Meter vor einer gemauerten Wand mit mehreren Stahltoren ab. Unter einem der Tore schimmerte ein Lichtstreifen, und auf dem schmalen Schild an der Wand stand: ›AP Motoren‹.
    Wyatt stieg aus, sah sich um, und ging zu Pedersen zurück, der im Mercedes sitzengeblieben war und sagte: »Hier ist es.«
    Er näherte sich den Toren, klopfte einmal, wartete, klopfte dreimal und hörte, wie Riegel zurückgezogen wurden. Eine Stimme rief: »Bringt ihn rein. Macht schnell.«
    Wyatt gab Pedersen das Zeichen hineinzufahren. Er folgte dem Mercedes in die Halle und half einem Mann im Overall, die Stahltore zu schließen.
    Er sah sich um. Die Szenerie wirkte professionell. Eine Anzahl neuester Holden-, Falcon- und Hondamodelle war zerlegt worden. Einige Bohrmaschinen lagen auf einer Werkbank zwischen Büchsen mit ätzenden Lösungen, um Seriennummern zu entfernen.
    Der Mann, der die Stahltore geöffnet hatte, wartete im Hintergrund. Zwei andere Männer standen bewegungslos an der Rückseite der Halle. Ein Vierter kam hinter einem Jaguar XJS hervor und sagte: »Ein Mercedes, was? Hübsch.«
    Er trug ebenfalls einen Overall, der jedoch bis zur Taille aufgeknöpft war, und verschiedene, lange Goldketten. Er stellte sich vor den Mercedes und begutachtete ihn, die Hände in den Hüften gestemmt.
    »Sehr hübsch. Ich bin Ray. Wer von euch ist Lake?«
    »Ich«, sagte Wyatt und übersah die ausgestreckte Hand. Pedersen stellte er nicht vor.
    Ray schaute von einem zum anderen. »Tja, ihr beide seid mir vielleicht ein paar Stimmungskanonen«, sagte er und fing an, den Mercedes zu untersuchen. Sein Blick glitt die Verkleidung entlang, dann legte er sich auf den Boden, um das Chassis von unten zu inspizieren. Danach hob er die Haube hoch und leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe in den Motorraum. Schließlich nahm er einen kleinen Magneten aus der Tasche und befestigte ihn aufs Geratewohl an einer Stelle der Karosserie. Befriedigt, keinen Rostfüller unter dem Lack zu finden, sagte er: »Sehr gepflegt.«
    »Das wissen wir«, sagte Pedersen. »Wie ist dein Angebot?«
    »Halt deine Pferde im Zaum, kleiner Jimmy. Nimm dich vor dem Käufer besser in Acht.«
    »Ach ja? Du hast ihn untersucht, nun mach das Angebot.«
    »Ich verhandle mit Lake«, sagte Ray. »Lake, sag dem Quatschkopf, er soll das Maul halten.«
    Rays drei Assistenten traten aus dem Dunkel hervor. »Wir sollten uns alle wieder beruhigen«, sagte Wyatt. Er fühlte sich sehr müde. Zu Pedersen gewandt, sagte er. »Bleib locker, okay?«
    »Frag ihn nach seinem Angebot.«
    Ray zeigte mit dem Finger auf ihn. »Du mußt noch ’ne Menge darüber lernen, wie man Geschäfte macht, Kumpel. Wir gehen ins Büro, brechen den Scotch an, reden über alles, nett und zivilisiert.«
    »Scheiß drauf.«
    »Lake, meine Jungs nehmen deinen Freund in einer Minute auseinander.«
    Wyatt trat dicht neben Ray und sagte rasch mit sanfter Stimme: »Es tut mir leid, Ray. Du weißt, wie das ist. Er ist ein guter Fahrer, aber er kann nicht mit Menschen umgehen.«
    »Die Fotze spaziert auf ganz dünnem Eis. Eines Tages wird er in einem Fluß enden.«
    Wyatt nickte. »Er hat einen beschissenen Charakter. Hör zu, wir lassen den Scotch besser aus. Ich traue ihm nicht zu, so lange ruhig zu bleiben. Also, wenn du willst, mach uns ein Angebot.«
    Ray dachte darüber nach. Er machte eine Was-soll’s-Geste: »Fünftausend. Mehr ist nicht drin.«
    »Großer Gott«, mischte sich Pedersen ein. »Das habe ich gehört. Was für ein verfickter Halsabschneider.« Das Aufputschmittel machte ihn zunehmend unbeherrschter. »In Sidney bringt der verdammte Wagen doppelt soviel.«
    Ray wurde unangenehm. »In diesem Stadium der Verhandlung hat der Käufer das Sagen. Und außerdem seit ihr zahlenmäßig unterlegen. Fünftausend. Nehmt sie oder laßt es sein.«
    Wyatt teilte ihm mit, daß sie es nehmen würden.
    Später, als Pedersen im Holden in Gelächter ausbrach, jauchzte und ›Some fun tonight‹ sang, war Wyatt nah daran, die ganze Sache abzublasen.

Dreiundzwanzig
    Sie erreichten die neue Unterkunft um halb zehn. Langsam fuhr Wyatt am Gebäude vorbei und dann zurück. Keine Autos, keine Fußgänger.
    In der Wohnung wartete Hobba auf sie. Er hatte die Schuhe ausgezogen und sich in einen Sessel gefläzt. Das Zimmer roch nach Rauch und Pfefferminz. »Nett«, sagte er, als sie eintraten. »So macht

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