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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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EDWARD LOMAN HARDWARE hing spiegelverkehrt, und Loman selbst hatte eine schlaff herunterhängende Schulter und ein steifes Bein, das beim Laufen ausschwenkte. Als das Taxi weg war, deutete er mit dem Kopf auf eine Werkstatt an der Rückseite, schloß die Stahltür hinter ihnen und sagte: »Habt ihr den Rest?«
    Wyatt übergab ihm ein Bündel Geldscheine. Loman zählte es, sechseinhalbtausend Dollar, dabei bewegten sich die Lippen in dem grauen, ungesund aussehenden Gesicht.
    »Stimmt genau«, sagte er. »Euer Zeug liegt da drüben.«
    Er schwenkte auf seinem linken Bein herum und führte sie zu leeren Säcken, die in der entferntesten Ecke auf dem Boden lagen. Unter ihnen befand sich ein gehärteter Styroporbehälter. Darin lagen vier Paar Handschellen, ein Block Plastiksprengstoff, eine Bohrmaschine und Zangen.
    »Ich sehe noch keinen Van«, sagte Hobba.
    »Draußen hinter dem Laden«, sagte Loman. »Mach dir nicht gleich in die Hosen.«
    Er wies ihnen den Weg durch eine schmale Tür zu einem leeren Platz hinter der Werkstatt. Er war mit Unkraut überwuchert. Stahlträger und eine Fläche aus rissigem Zement deuteten darauf hin, daß dies ein Gebäude war, das nie über das Fundament hinausgewachsen war. Dort war ein weißer Econovan abgestellt. Der Lack war gepflegt, ohne Rostspuren, die Reifen waren geschwärzt worden.
    »Was ist das für ein Wagen?« fragte Wyatt.
    »Was ihr bestellt habt«, sagte Loman. »Zuverlässig, anständige Beschleunigung, die Herkunft ist nicht zurückzuverfolgen.«
    »Laß mich mal antesten.«
    »Mach was du willst«, sagte Loman und übergab Wyatt die Schlüssel.
    Wyatt ließ den Motor fünf Minuten warmlaufen, bevor er die Handbremse und die Kupplung prüfte. Dann machte er mit dem Van eine zehn Kilometer lange Testfahrt. Er horchte auf die Reaktionen des Motors unter verschiedenen Bedingungen und schaltete mehrere Male die Gänge durch. Der Econovan war zwölf Jahre alt und würde keine Rennen mehr gewinnen, aber er würde genügen.
    Als er zu Loman zurückkehrte, nickte er und sagte einfach: »Okay.«
    Er ließ Hobba zurück in die Stadt fahren. Nach ein paar Minuten fixierte er Hobbas Gesicht. Hobba wand sich und rutschte in seinem Sitz hin und her, und schließlich sagte er: »Ist was nicht in Ordnung?«
    »Du hast mir gesagt, daß Pedersen clean ist.«
    »Soweit ich weiß, ist er es.«
    »Gestern abend hat er sich sein Maul mit Aufputschpillen vollgestopft.«
    »Max hat was?« Hobba schüttelte den Kopf, als wolle er sagen, daß menschliche Schwächen ihn nicht überraschten, aber sehr ermüdeten. »Dummer, blöder Bastard.«
    »So einfach ist es nicht«, sagte Wyatt. »Ich will nicht, daß er alles versaut. Beim ersten Anzeichen breche ich den Job ab und bringe ihn um. Ich will, daß du ihm das sagst.«
    Hobba steuerte mit einer Hand und fischte mit der anderen ein Pfefferminz aus der Büchse in seiner Tasche. »Mach ich«, sagte er mit dem Pfefferminz im Mund. Er war ein wenig bleich.
    Wyatt lehnte sich zurück und schloß die Augen. Es gab nichts weiter zu sagen. Er war im Small Talk nicht geübt, obwohl er wußte, daß die meisten anderen Leute das brauchten. Small Talk half ihnen Anspannungen zu überbrücken und versicherte ihnen, daß sie einen Platz in der Ordnung der Dinge hatten. Aber Wyatt war nicht in der Stimmung für Hobbas Betrachtungen über Leben, Schicksal und Gott, und er wußte, daß seine geschlossenen Augen den fetten Mann davon abhalten würden, welche anzustellen.
    Er dachte über Pedersen und seine Angewohnheit nach und über den Finn-Job. Wyatt glaubte daran, daß er selbst niemals das Schicksal herausforderte. Wenn ein Job nicht sicher wirkte, würde er ihn nicht machen. Aber er fragte sich, wie sehr das wirklich zutraf. War er nicht in Wirklichkeit süchtig nach einem gewissen Risiko?
    Dann dachte er an Anna Reid. Es sah ihm nicht ähnlich, sich vor einem Job mit einer Frau einzulassen oder auch nur darüber nachzudenken. Er stellte fest, daß er Spaß daran hatte, mit ihr zu arbeiten. Sie hatte in diesem Job eine Rolle zu spielen, sicher, aber es war mehr als das. Er wollte ihr gefallen, und er ertappte sich dabei, daß er an die Zeit nach dem Job dachte.
    Hobba hustete. »Wyatt? Wir sind da.«
    Wyatt öffnete die Augen.
    Der Van fuhr an dem Häuserblock der Elizabeth Street entlang, der billige Autovermietungsfirmen beherbergte.
    Hobba manövrierte den Wagen in eine Parklücke.
    »Du weißt, was du zu tun hast?« fragte Wyatt.
    Hobba nickte. »Ich

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