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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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dreimal, während der Streifenwagen die Straße entlangkreuzte. Nichts Ungewöhnliches. Nur jemand, der sich beim Parken ungeschickt anstellte.
    Wyatt dachte nach. Ein Streifenwagen in einer Seitenstraße mitten am Nachmittag? Eine routinemäßige Runde? Für alle Fälle stieg er aus dem Falcon und stellte sich außer Sichtweite neben ein paar Ziersträucher hinter einem Buchladen. Hier würde er auf Hobba warten. Wenn die Cops zurückkämen, würde er den Wagen stehenlassen und durch die Toorak Road verschwinden.
    Fünfzehn Minuten vergingen. Um halb vier kam Finn aus seinem Büro, ging über den Quiller Place auf den Hintereingang des Cafes zu. Seine Kaffeepause. Wyatt schrieb die Uhrzeit auf. Die Cops hätten inzwischen zurück sein müssen, wenn ihnen etwas verdächtig vorgekommen wäre.
    Als Hobba erschien, den Econovan langsam durch die Straße steuernd, steckte Wyatt sein Notizbuch weg und stieg in den Falcon. Er machte Hobba nicht auf sich aufmerksam, sondern fuhr weg. Er war hungrig und durstig und fror und der Tag war noch nicht vorüber.

Sechsundzwanzig
    Wenn Ivan seine Kohle sausen lassen will, dachte Sugarfoot, ist das sein Problem. Es kommt nicht in Frage, daß ich einfach so tue, als wäre nichts geschehen.
    Einmal gepflanzt, wuchs die Entschlossenheit. Es sprachen drei Gründe dafür, um zum Angriff überzugehen. Erstens: An Wyatt und Hobba Rache zu nehmen. Zweitens: Ken Salas Einnahmen wiederzubringen, um das Minus in Ivans Tasche auszugleichen. Drittens: Wyatts Job zu übernehmen und zur Abwechslung mal wirklich Geld zu machen.
    Aber Ivan ließ ihn den ganzen Mittwoch über schimmelige Teppiche lüften und Schulden eintreiben, so daß die einzige Waffe, die zur Verfügung stand, als er die Saloon Bar in Kings Head erreichte und die Fühler ausstreckte, eine alte .25er mit Schalldämpfer war.
    Nicht einmal zu Hause kam er zur Ruhe. Rolfe war in der Küche und mischte Trockenfrüchte und Nüsse für eine Buschwanderung am kommenden Wochenende, und Tina konnte nicht aufhören, darüber zu lamentieren, warum Männer danach nie die Klobrille herunterklappten, sie spritzten und tropften immer alles voll, und in Zukunft könne jemand anders das Klo putzen, sie finde das alles widerlich.
    Also schloß Sugarfoot sich in seinem Zimmer ein, zog ein halbes Gramm Koks weg und schaltete die Kiste an. Er sah die Nachrichten auf Kanal 2, weil es zum einen dort keine Werbung gab, und zum anderen gefiel ihm die Art, wie Edwin Maher das Wetter präsentierte.
    Um halb acht ging er hinunter. Tina wusch das Geschirr ab. Er wollte ihr sagen, daß es nicht schaden würde, wenn sie ihn hin und wieder zum Abendessen einlud, aber es fiel ihm ein, daß es Linsen gab, und so sagte er das, weswegen er eigentlich heruntergekommen war: »Tina, gehst du heute abend aus?«
    Sie drehte sich nicht um. »Warum?«
    »Kann ich dich um einen Gefallen bitten?«
    »Welchen?«
    »Kann ich mir deinen Kombi ausleihen?«
    Diesmal drehte sie sich um. »Was ist mit deinem Auto los?«
    Verdammt, sie kennen mein Auto, und ich will nicht, daß man mir wieder auflauert. »Nichts«, sagte Sugarfoot. »Ich habe einem Kumpel von mir versprochen, daß ich ihm helfen würde, ein paar Möbel zu transportieren.«
    »Du hast einen Kumpel?«
    Verbittert sagte er: »Vergiß es«, und wollte gehen.
    »Komm zurück, Sugar. Ich hab’s nicht so gemeint.« Ihr Gesicht war rot, halb reumütig. »Wann brauchst du ihn?«
    »Später am Abend.«
    Sie zog die Achseln hoch und schien unentschlossen – typisch Frau, dachte Sugarfoot. Endlich sagte sie: »Ich denke, das geht in Ordnung.«
    »Danke.«
    Bloß keine einfache Angelegenheit daraus machen. Bloß nicht einfach die Schlüssel übergeben. Er mußte warten, während sie sagte: »Sei vorsichtig damit. Außerdem könntest du mal tanken.«
    Scheiß auf einen gelegentlichen Gefallen. Sugarfoot nahm die Schlüssel aus ihrer ausgestreckten Hand. Dann schien sie ihn das erste Mal richtig zu bemerken. »Du siehst irgendwie anders aus. Warst du beim Friseur?«
    »Das kann man so sagen.«
    Er drehte sich um und verließ die Küche. Oben schaute er sich ein Video an. Um neun Uhr schob er die schallgedämpfte .25er in seinen Gürtel, zog seinen langen Mantel an, ging hinunter und startete Tinas Kombi.
    Gegen halb zehn stand er vor Hobbas heruntergekommenen Wohnblock an der Racecourse Road. Er hatte keinen klaren Plan, hoffte aber inständig auf eine Überraschung. Er fuhr in den achten Stock, klopfte, erhielt keine Antwort

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