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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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die Bewegung riß seine Schußverletzung weiter auf. Er atmete scharf ein, machte Bauer wach, der sagte: »Ich habe dich erwischt.«
    Wyatt ging nicht darauf ein. »Dreihunderttausend Dollar sind nicht unbedingt ein Vermögen. Nicht genug, um jemanden wie dich auf uns zu hetzen. Auf wessen Zehen sind wir getreten?«
    Bauer hustete erneut, erschöpfte sich dabei völlig. Sein Atem wurde flach. »Ich sterbe.«
    »Antworte.«
    Bauer röchelte. »Das Geld ist nicht wichtig«, sagte er schließlich.
    »Worüber reden wir dann. Über Respektlosigkeit?«
    Bauer stieß ein kurzes Lachen aus und sank wieder zurück. Wyatt klopfte mit der Browning gegen den zerschmetterten Ellenbogen. Bauer schrie auf. »Kein Rätselraten«, sagte Wyatt.
    »Erklär es mir.«
    Bauers Atem war eine Serie von feuchtem Keuchen. Er lag im Sterben. »Kokain. Heroin. Das Zeug. Gib’s zurück.«
    Wyatt war geschockt, ihm wurde eiskalt.
    Er hatte auf der Straße Schmiere gestanden, als Hobba und Pedersen den Safe gesprengt hatten. Es hatte eine lange Verzögerung gegeben, bis sie ihm gesagt hatten, daß die Luft rein sei und er zu ihnen kommen könne.
    Jede Menge Zeit.
    Aber die Drogen. Hobba hatte sie offenbar nicht, sonst würde Bauer nicht immer noch nach ihnen suchen. Pedersen mußte sie haben. Fügte man seine Gewohnheiten hinzu, seine Verbindungen, ergab das einen Sinn.
    Wyatt sagte: »Für wen arbeitest du?«
    Keine Antwort. Wieder schlug er die Browning gegen den zerschmetterten Ellenbogen. Aber der röchelnde Atem hatte aufgehört, es kam keine Antwort.
    Wyatt richtete sich auf. Hobba und Pedersen mußten eine schnelle Entscheidung getroffen haben, dachte er, in diesen Sekunden, da sie begriffen, daß sich auch Drogen im Safe befanden. Pedersen hatte das Know-How und die Verbindungen, beide wußten, Wyatt würde nichts damit zu tun haben wollen.
    Sie hätten damit davonkommen können, wenn Sugarfoot es nicht verpfuscht hätte. Wyatt folgte diesem Gedanken. Vielleicht hatten die Youngers versucht, Finn Informationen zu verkaufen, nicht ahnend, in was sie hineingeraten waren. Wenn Ivan tot war, war es Sugarfoot auch.
    Er ließ Bauer zurück und machte sich auf den Weg zu dem Falcon. Die Wunde in seiner Seite schmerzte dumpf. Er versuchte, sich Pedersens Verfassung vorzustellen – Pillen einwerfend, immer nervöser werdend, während er sich fragte, was Wyatt gerade tat und was er herausfinden würde. Ihn im Versteck anzugreifen war zu gefährlich. Anna konnte dabei verletzt oder getötet werden – sofern er sie nicht schon längst umgebracht hatte. Die Antwort war ein Köder, der Pedersen hervorlocken würde.
    Es kostete Wyatt fünfzehn Minuten, um durch die Innenstadt zu kommen. Der Verkehr war dicht, es herrschte eine miese Stimmung, Wagen auf der Pirsch verstopften den mit Nightclubs übersäten Teil der King Street.
    Auf der Queens Road hielt er vor einer Telefonzelle. Er wählte, und Anna meldete sich, Erleichterung kam in ihm auf, überraschte ihn mit ihrer Intensität. Er sagte: »Ich möchte, daß du neutral klingst, wenn du auf das antwortest, was ich dich jetzt frage. Hast du verstanden?«
    Ein vorsichtiges »Ja.«
    »Pedersen ist noch da?«
    »Ja.«
    »Hat er irgend etwas eingenommen? Ist er aufgeputscht?«
    »Ja.«
    »Wenn er sich verdächtig benimmt, erschieß ihn.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich erklär’s dir später. Jetzt möchte ich mit ihm sprechen.«
    Der Hörer klackte auf eine harte Oberfläche, er hörte Anna sagen: »Wyatt möchte mit Ihnen sprechen.«
    Einen Augenblick später war Pedersen dran. »Geht’s Hobba gut?«
    Es überraschte Wyatt nicht, daß das Pedersens erste Frage war. Er antwortete: »Er ist tot.«
    Pedersen schien auszurasten: »Was ist mit Sugarfoot? Hast du das Arschloch noch nicht erwischt?«
    »Ich habe mich um alles gekümmert.«
    Die Erleichterung war offensichtlich. »Gott sei Dank. Dann ist es also vorbei.«
    »Wir können alle nach Hause gehen«, stimmte Wyatt zu.
    »Bis auf Anna. Sag ihr, sie soll da auf mich warten. In ihrem Haus ist noch eine Leiche.«
    Er beendete die Verbindung, fuhr zu einer dunklen Stelle zwischen zwei Straßenlaternen etwa hundert Meter vom Versteck entfernt und wartete darauf, daß Pedersen herauskam.

Zweiundvierzig
    Alle Türen und Fenster von Finns Anwaltsbüro am Quiller Place waren geschlossen, aber an einer Hausseite schimmerte schwaches Licht aus einem Büro. Wyatt entschloß sich zu warten. Wenn er sich jetzt seinen Weg erzwang, würde er seinen Vorteil

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