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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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verlieren. Und die alten Leute in der Straße aufmerksam machen, die in die Dunkelheit blinzelten, während sie die ganze lange Nacht darauf warteten, daß der Schlaf oder der Tod sie ereilte.
    Der schwarze Volkswagen war sorglos in der Auffahrt abgestellt worden. Die Fahrertür war nicht abgeschlossen. Wyatt zwang sich hinter den Vordersitz, um zu warten. Er bewegte sich steif. An der Hüfte war seine Kleidung blutdurchtränkt.
    Es dauerte nicht lange. Er hörte, wie das teure Schloß an der Eingangstür des Gebäudes einschnappte, hörte, wie sich Schritte näherten, sah, wie sich neben dem Wagen ein Umriß abzeichnete. Die Tür öffnete sich und eine Tasche wurde auf den Beifahrersitz geworfen. Als Anna Reid einstieg, federte der Wagen sanft auf seinen Stoßdämpfern, und Wyatt richtete sich hinter ihr auf, preßte die Browning an ihr Ohr.
    Sie erstarrte. Einen Moment später sagte sie seinen Namen. Sie drehte sich nicht um.
    »Beide Hände ans Steuer«, sagte Wyatt. »Wo ist die Waffe, die ich dir gegeben habe?«
    »Im Mantel.«
    »Rechte Tasche?«
    »Ja.«
    »Greif mit deiner linken Hand herüber. Nimm sie am Lauf heraus, und laß sie fallen.«
    Er beobachtete sie genau. In den paar Sekunden, in denen ihre Hand außer Sicht war, preßte er den Lauf der Browning gegen ihren Kieferknochen.
    Sie ließ die Waffe fallen. »Woher hast du es gewußt?«
    Wyatt schwieg. Dann sagte er: »Laß uns beim Safe anfangen. Du hast die Drogen rausgenommen, während Finn am Freitag nachmittag Kaffee trinken ging?«
    Sie lachte bitter. »Ist das ein Verhör?« Sie nahm eine Hand vom Steuer und fuchtelte damit herum. »Komm mit mir, Wyatt. Das Zeug in der Tasche ist ein Vermögen wert.«
    Wyatt schlug den Waffenlauf gegen ihre Wange. »Beide Hände ans Steuer. Beantworte die Frage.«
    Sie stieß einen betonten Seufzer aus. »Als er ins Café ging, ja. Kurz bevor ihr das Haus überfallen habt.«
    »Du hast die Kombination des Safes gekannt?«
    »Ich habe sie immer gekannt. Als ich das erste Mal hierherkam, bevor er angefangen hat zu dealen, fand ich sie eines Tages auf die Seite einer Schreibtischschublade geschrieben.«
    Das war plausibel. Selbst Pedersen sagte gern, daß die meisten ›unerklärlichen Safeaufbrüche‹ auf Leute zurückzuführen waren, die die Kombination herumliegen ließen.
    Sie neigte leicht den Kopf. »Das mit uns war echt.«
    »Vergiß es«, sagte Wyatt. »Du hast das Bargeld im Safe gelassen«, er zeigte mit der Waffe auf den Sitz neben ihr, »und das Mistzeug in deinem Büro versteckt?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Können wir das nicht an einem gemütlicheren Ort fortsetzen?«
    »Antworte.«
    »Du bist wirklich eine gute Spürnase. Unter den Kacheln im Kamin. Was macht es schon aus, wo es war?«
    »Du mußtest es dort lassen, für den Fall, daß die Polizei dein Haus untersucht.«
    »Ja.«
    »Wie bist du darauf gekommen?«
    Sie atmete schwer ein und aus. »Ist das alles notwendig? Laß es uns hinter uns bringen, was immer du vorhast.«
    Wyatt bohrte wieder den Lauf gegen ihren Kiefer. »Antworte einfach.«
    »Du tust mir weh.« Als der Druck nicht nachließ, fuhr sie fort. »Als mir klar wurde, daß Finn ein Verteiler war, hab ich angefangen, ihn zu beobachten. Solange, bis ich wußte, wie alles ablief. Der Stoff kam spät in der Woche, und die Yuppie-Dealer kauften es ihm an den Wochenenden ab. Also hab ich abgewartet, bis zur gleichen Zeit ein hohe Summe Schwarzgeld für die Baugenehmigungen angeliefert wurde.«
    Ein Taxi näherte sich dem Quiller Place und fuhr ihn langsam hinunter, der Fahrer beleuchtete die Hausnummern mit den Scheinwerfern. Wyatt preßte die Waffe warnend gegen Anna Reids Schläfe und wartete, während das Taxi hielt, auf die Hupe drückte und eine Altenpflegerin aus einem der Häuser aufnahm.
    Als es weg war, sagte er: »Du wolltest es nicht riskieren, ihn direkt zu bestehlen. Den Safe auszuräumen war nur Ablenkung.«
    »Ja.«
    »Warum bist du in dieser Nacht nicht einfach mit dem Stoff abgehauen?«
    »Ich hatte nie vor, damit zu flüchten. Ich habe einen langfristigen Zeitplan. Ich werde es langsam verkaufen, auf die ruhige Art.«
    Wyatt sagte nichts. Die Einzelteile fielen immer noch in verschiedene Muster. »Erzähl mir von Pedersen.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Soll er den Verkauf abwickeln?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat nichts damit zu tun. Ich habe nur sein Talent gebraucht.«
    Wyatt durchfuhr es eiskalt. Es war nie sein Job gewesen, nie sein Plan. Es war immer ihrer gewesen.

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