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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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die Stuhllehne. »Und wo haben Sie sie gefunden?«
    Kalkbrenner musterte ihn. »In Charlottenburg, nicht weit vom Karl-August-Platz, an der Trinitatiskirche.«
    »Ach so!«, sagte Gregorsen und leckte sich die trockenen Lippen.
    Es klopfte. Der glatzköpfige, muskelbepackte Bodyguard, der schweigend an der Tür gestanden hatte, öffnete. Ein Mädchen stakste spärlich bekleidet auf hohen Absatzschuhen ins Zimmer. Sie reichte Gregorsen zwei Personalausweise.
    »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte er zu Kalkbrenner, stemmte sich aus seinem Ledersessel und legte die Dokumente auf den Kopierer. Er notierte sich Telefonnummern, die ihm das Mädchen sagte, gab ihr die Ausweise zurück und schob die Kopien in einen Hefter. Die junge Frau verließ den Raum.
    »Es haben sich wieder zwei Frauen vorgestellt.« Gregorsen wuchtete seinen massigen Körper zurück in den Chefsessel. »Sie sehen, das Geschäft duldet keine Pausen.«
    Kalkbrenner wartete einen weiteren Augenblick, bevor er feststellte: »Mandys Tod scheint Sie nicht sonderlich zu berühren.«
    »Natürlich tut er das«, schnauzte Gregorsen. »Aber muss ich deswegen gleich mein Unternehmen ...«
    »Sie meinen: Ihren Puff?«, knurrte Sera Muth, Kalkbrenners junge Kollegin. Es war ihre erste Äußerung, seit sie Gregorsens Büro betreten hatten. Muth, die erst seit wenigen Monaten bei der Mordkommission ihren Dienst tat, verlor nur selten viele Worte. Aber wenn, dann kam sie zügig zur Sache.
Nicht reden, handeln,
war ihr Motto, mit dem sie sich als türkische Frau, noch viel mehr aber als türkische Polizeibeamtin auf den Straßen Berlins zu behaupten versuchte.
    Gregorsen bedachte sie mit einem zornigen Blick. »Das
Lovelight
ist ein Unternehmen. Ein Dienstleistungsbetrieb. Ein Geschäft wie jedes andere.«
    »Ja«, sagte Muth, »wenn man davon absieht, dass …«
    Kalkbrenner unterbrach seine Kollegin. »Man sagte uns, Mandy wollte im
Lovelight
aufhören.«
    Gregorsen überkreuzte die Arme. Unter seinen Achseln hatten sich große feuchte Flecken gebildet. »Wer sagt das?«
    »Stimmt es denn?«
    »Nein, davon weiß ich nichts.«
    »Es heißt außerdem, Mandy wollte im
Fancy
beginnen«, fügte Kalkbrenner hinzu. »In dem ...« Er zögerte. »... Dienstleistungsbetrieb zwei Straßen weiter.«
    Gregorsen schüttelte den Kopf. »Auch das ist mir neu.«
    »Es soll deswegen Streit zwischen Ihnen und Mandy gegeben haben.«
    Als hätten ihm die ersten Ausläufer des Schneesturms ins Gesicht geblasen, glich Gregorsen Lächeln einer frostigen Maske. »Wollen Sie damit etwa andeuten, ich hätte ... ?!« Er winkte ab. »So ein Blödsinn. Wieso hätte ich das tun sollen?«
    »Weil Mandy eines der einträglichsten Pferdchen in Ihrem Stall war«, sagte Muth.
    Mit einem Ruck, der bei seinem fülligen Leib nicht zu erwarten war, stand Gregorsen auf. »Haben Sie sonst noch was zu sagen?«
    »Fürs erste nicht«, brummelte Muth und folgte Kalkbrenner zur Tür. Als sie im Flur standen, der zum Ausgang führte, rief Gregorsen: »Sie sollten sich mal die beiden Russen vorknöpfen.«
    Kalkbrenner blieb abrupt im Durchgang stehen. Weil Muth es zu spät bemerkte, prallte sie gegen seinen Rücken und brachte ihn zum Stolpern. Er taumelte auf eine rote Plüschcouch, auf der sich ein knapp bekleidetes Mädchen räkelte. Sie lächelte ihm zu. Schnell erhob er sich und zupfte die Falten aus seinem Hemd, während er sich umdrehte. »Russen?«
    »Na, die Gebrüder Jalzin.«
    »Jalzin?«, wiederholte Kalkbrenner und glaubte, einen Alarm in seinem Hinterkopf läuten zu hören. »Den Namen habe ich doch schon mal gehört.«
    »Die beiden betreiben das
Fancy
drüben«, sagte Gregorsen. »Die waren es doch, die ihre Finger nicht von Mandy haben lassen können.«
    Kalkbrenner umkurvte seine Kollegin und betrat noch einmal das Büro. Ein heißer Schwall der Heizung traf auf sein Gesicht. »Gerade sagten Sie noch, Sie hätten nichts davon gewusst, dass Mandy ...«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt« Gregorsen wedelte unwirsch mit der Hand. »Ich habe gesagt, es sei mir neu, dass Mandy bei mir aufhören und im
Fancy
anfangen wollte. Mandy hatte nämlich nicht vor, ins
Fa
nc
y
zu wechseln,
okay? Das hat sie den Gebrüder Jalzin drüben schon vor Wochen klar gemacht. Sie wollte im
Lovelight
bleiben und damit basta
.
Aber ...« Gregorsen dehnte seine Worte und beugte sich dabei über den Schreibtisch, als wolle er den beiden Beamten ein besonderes Geheimnis verraten. »... Sie wissen doch, wie die Russen so

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