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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir für einen Moment der Atem, denn ich hatte tatsächlich das Gefühl, eine Tote vor mir liegen zu sehen.
    Auf dem Gesicht verteilten sich die Schatten ebenso wie das schwache Licht der Kerzen, und diese Schatten selbst drangen ein in den starren und offenen Mund.
    Ich faßte die Hand an und hob ihren linken Arm. Der Puls schlug, sie war nicht tot.
    Elvira kam langsam näher. Den Handrücken hielt sie gegen ihre Lippen gepreßt, als wollte sie einen Schrei unterdrücken. In ihren Augen las ich die Frage und schüttelte den Kopf. Zur Beruhigung gab ich noch eine Erklärung. »Sie ist nicht tot, Elvira, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Ihre Großmutter ist nur ohnmächtig geworden.«
    »Gott sei Dank!«
    Ich hob den Körper an, der mir leicht vorkam, und legte ihn auf das schmale Bett. Elvira war verschwunden. Sie kehrte mit einer kleinen Flasche zurück, deren Verschluß sie aufdrehte. »Das ist Riechsalz«, sagte sie. »Es wirkt rasch.«
    In diesem Moment bewegte sich die alte Frau. Das heißt, nur ihre Augen zuckten, aber sie hatte uns schon verstanden, denn sie sagte: »Keine Sorge, ich lebe noch.«
    »Das will ich auch hoffen, Großmutter.«
    »Gib mir einen Schnaps, Kind.«
    »Tequila?«
    »Ja.«
    Ich hatte mich etwas zurückgezogen und mußte lächeln. Die alte Ricca behielt mich im Blick. »Sie sind der Mann, der uns möglicherweise helfen kann?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Das ist gut«, flüsterte sie. »Mit den jungen Dingern ist das so eine Sache. Sie glauben nicht mehr an die alten Regeln. Sie denken, alles, was einmal einen entsprechenden Wert gehabt hat, gehört heute der Vergangenheit an. Aber dem ist nicht so. Manchmal sind wir Alten moderner als die jungen Leute.«
    »Das kann manchmal stimmen.«
    »Bei mir stimmt es auf jeden Fall.«
    »Hier ist dein Tequila, Großmutter.«
    Die alte Ricca richtete sich auf. »Ich danke dir, mein Kind.« Sie nahm das Glas in beide Hände, setzte es an die Lippen und schüttete den scharfen Agavenschnaps mit einem Ruck in die Kehle. Ein kurzes Schütteln, das leichte Hüsteln, dann war sie zufrieden, denn sie sprach davon, daß es ihr gutgetan hatte.
    »Soll ich Licht machen, Großmutter?«
    »Nur die Stehlampe.«
    Ich sah, daß sich die Falten um Riccas Mund bewegten, als sie lächelte.
    »Ich möchte mir doch den Mann einmal anschauen, der es wagt, gegen diese Blutfrau anzugehen.«
    Elvira verdrehte die Augen. »Großmutter, bitte, du kannst doch nicht sagen, daß alles so stimmt, wie du es dir vorstellst. Das ist übrigens John Sinclair.«
    Sie reichte mir die Hand. »Ich habe schon etwas von Ihnen gehört. Als alte Frau bleibt einem ja nicht viel Spielraum. Hin und wieder das Lesen einer Zeitung neben der Glotze, das ist alles.« Sie ließ meine Hand los.
    »Aber jetzt habe ich wieder Hoffnung.«
    »Bitte, Großmutter, du tust, als wäre alles schon verloren. Noch steht nichts fest.«
    Schon ruckartig richtete sich die alte Frau auf. »Du irrst, meine Liebe, du irrst. Alles wird so kommen, wie ich es dir gesagt habe. Es ist beinahe soweit.«
    »Wie meinen Sie das denn?« fragte ich.
    Die Alte lachte.
    »Haben Sie sich gewundert, daß Sie mich auf dem Boden fanden?«
    »Und wie.«
    »Es hat seinen Grund gehabt, Mr. Sinclair. Ich habe dort gekniet.« Sie deutete auf ihren kleinen Altar. »Ich habe gebetet. Ich wollte einen Schutz bilden, doch ich habe es nicht geschafft. Dafür habe ich erfahren, daß sie bereits unterwegs ist. Diese Sarah Helen Roberts liegt nicht mehr in ihrem Grab. Sie hat sich befreit. Die achtzig Jahre sind beinahe um, der Fluch wird uns treffen.«
    »Aber Großmutter«, Elvira redete mir ihr wie mit einem kleinen Kind.
    »Das stimmt doch alles nicht. Diese Frau ist tot, vermodert. Sie kann sich nicht mehr befreien.«
    »Was weißt du schon über Vampire, Kind!«
    »Nicht sehr viel, das gebe ich zu.«
    »Eben. Deshalb solltest du Mr. Sinclair mal nach seiner Meinung fragen.«
    »Danke für das Kompliment, Señora Márquez, aber…«
    »Sagen Sie doch Ricca, wie andere.«
    »Natürlich, gern. Aber ich habe mich auch über Ihre Aussage gewundert. Wie konnten Sie so sicher sein? Inzwischen kenne ich die Geschichte ja. Zwischen dieser Vampirin und uns liegen Tausende von Meilen. Da wird es schwer sein…«
    »Nichts ist schwer, junger Mann, gar nichts. Nicht für eine Blutsaugerin, die ihr Ziel erreichen will und sicherlich Helfer hat.«
    »In dem Ort Pisco?«
    Ricca winkte ab. »Aber nicht dort. Nein, diese Unperson hat hier in London

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