Gier
hat den Polizeiwagen ganz einfach nicht gesehen, der auf der linken Spur angebraust kam.«
»Also schlichtweg ein Unfall?«, fragte Sifakis, in dessen Stimme möglicherweise eine Spur Enttäuschung mitschwang.
»Schlichtweg ein Unfall«, bestätigte Paul Hjelm. »Wenn auch ein ziemlich auÃergewöhnlicher.«
»Aber er wollte etwas von mir«, sagte Söderstedt. »Er hat mir etwas zugeflüstert. Unmittelbar bevor er starb.«
»Arto, das haben wir doch schon ausdiskutiert«, wiegelte Hjelm ab, und er klang müde. »Du musst das vergessen. Das weiÃt du. Selbst wenn es irgendeinen Verdacht auf ein Verbrechen gäbe, wir haben keinerlei Anhaltspunkte. Das Opfer ist noch nicht einmal identifiziert. Aber sein ungewöhnlicher Tod hat die Opcop-Gruppe aktiviert, und die wird jetzt in ihre wunderbare Bürolandschaft zurückkehren, fleiÃig ihre internen Mails lesen und abwarten, bis ich angemessene Aufträge ausgemacht habe. Das Meeting ist hiermit beendet.«
Die Opcop-Gruppe blickte ihren Chef verdutzt an. Das epochemachende Meeting verlief gewissermaÃen im Sande. Wie ein spärliches Rinnsal in einem trockenen Flussbett verlieà die Gruppe den Raum. Nur drei Männer blieben zurück.
Es waren Paul Hjelm, Arto Söderstedt und Jorge Chavez, und die Erleichterung der drei, wieder Schwedisch sprechen zu können, war deutlich.
»Mir fällt gerade ein, dass ich noch nie zuvor einen Chefposten innehatte«, sagte Hjelm. »Hoher Polizeibeamter war ich, ja. Aber nie Chef. âºAre we ready?â¹ Meine Güte, wie peinlich.«
»Jetzt weiÃt du jedenfalls, wie Politik funktioniert«, meinte Chavez.
»Nun komm schon«, warf Söderstedt ein. »Du bist jetzt schon einen Monat lang der Chef von diesem Haufen. Es läuft doch gut.«
»Ich weiÃ, dass du die Sache mit diesem Chinesen weiterverfolgen wirst«, sagte Hjelm und sah ihm in die Augen. »Aber jetzt wissen alle von dem Vorfall. War es denn wirklich nötig, das hier aufs Tapet zu bringen?«
»Ich hab doch gesagt, du weiÃt jetzt, wie Politik funktioniert«, wiederholte Chavez. »Arto hingegen weià es nicht. Aber er ist ja auch nicht der Chef.«
»Lediglich hoher Polizeibeamter«, warf Söderstedt ein. »AuÃerdem will ich, dass die Sache auf unserer Agenda steht.«
»Offenbar hast auch du gelernt, wie es in der Politik läuft«, sagte Chavez. »Das hätte ich von unserem ungekrönten König der Fettnäpfchen nicht erwartet.«
Paul Hjelm legte seine Hände flach auf das Katheder und betrachtete sie eine Weile. Dann sagte er: »Wie steht ihr eigentlich zu dem Ganzen? Meint ihr, Opcop ist eine Totgeburt?«
»Es wird nicht einfach werden â aber das Modell ist vermutlich das einzige zukunftstaugliche«, meinte Söderstedt. »Jedenfalls, wenn wir die groÃen Schurken fangen wollen. Wir entwickeln uns gerade zu einer Gesellschaft, in der man einfach davonkommt, wenn man das Verbrechen über die Grenzen verschiebt.«
»Aber steuern wir so nicht auf eine Ãberwachungsgesellschaft zu?«, entgegnete Hjelm. »Haben wir nur die Wahl zwischen dem einen oder dem anderen?«
»Das sollten wir lieber heute Abend bei einem Bier diskutieren«, meinte Chavez. »Bis jetzt ist es jedenfalls herrlich, Strohwitwer zu sein, Jungs.«
»Das bin ich schon seit dem Jahreswechsel«, klagte Hjelm. »Während du erst am Freitag gekommen bist. Das ist ein Unterschied.«
»Aber dafür hast du meine Frau für ein paar Wochen hiergehabt, du Bandit«, konterte Chavez.
»Das ist eben die Kehrseite der Arbeit im Ausland«, meinte Söderstedt. »Ab morgen bin ich übrigens nicht mehr allein. Meine Familie zieht hierher.«
»Oh, wirklich?«, stieà Hjelm aus. »Davon hast du noch gar nichts erzählt.«
»Ich habe es nicht zu hoffen gewagt, aber jetzt scheint es in der Tat zu klappen. Anja hat aushandeln können, dass sie für ihren Job nicht vor Ort sein muss, und wir haben ja nicht mehr so viele Kinder im Haus.«
»Nicht mehr als vierzehn?«, fragte Chavez.
In dem Moment ertönte ein eigentümlicher Summton aus Hjelms Computer auf dem Katheder. Mit einer routinierten Handbewegung klickte er mit der Maus ein Symbol an und sagte: »Es ist an der Zeit, die Akustik dieser Kathedrale zu testen.«
Ein bläulicher Blitz schien durch den
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