Gier
nicht an die Ãffentlichkeit gelangen sollten.«
»Oder auch der Opcop-Gruppe zugespielt werden könnten«, merkte Angelos Sifakis an.
»Nenn es Outsourcing«, schaltete sich Arto Söderstedt ein. »Drei Auftraggeber auf einmal. Starker Wirkungsgrad.«
»Ich möchte übrigens anmerken, dass ich derjenige war, der vermutet hat, dass Asterion drei Auftraggeber hatte«, warf Felipe Navarro ein. »Just for the record.«
»Ich hätte ihn erkennen müssen«, schimpfte Jorge Chavez selbstkritisch. »Ich habe ihn lange beobachtet. Er saà auf einem Stuhl in der Bank und blätterte in einer verdammten Broschüre über Hypothekendarlehen. Ich habe gesehen, dass er dort nicht hingehörte. Ich hatte den Eindruck, er sei Polizist.«
»Womit du auch gar nicht so falsch lagst«, bemerkte Paul Hjelm. »Wie wir erfahren haben, war Christopher James Huntington vor langer Zeit einmal bei der Kriminalpolizei in Virginia tätig. Und später dann beim Militär.«
»Ich hätte ihn mir vorknöpfen sollen«, meinte Chavez und schüttelte den Kopf.
»Denk jetzt nicht mehr daran«, sagte Hjelm. »Ihr habt einen mustergültigen Einsatz in der Kanalbank geleistet. Ganz eindeutig. Und wenn wir gerade davon reden, dass möglicherweise noch jemand von irgendwelchen Insiderinformationen über Nine-Eleven gewusst hat, gab es da ja noch den Bankdirektor Colin B. Barnworth, die Kontaktperson für Minotaurus und die Chinesen, den Mann, den Rianna Tinsley âºBâ¹ nannte. Er ist leider untergetaucht, die Flucht scheint von langer Hand geplant gewesen zu sein.«
»Ja, die Chinesen«, seufzte Kowalewski. »Was sie betrifft, bin ich auch etwas ratlos.«
»Arto?«, fragte Hjelm.
»Das kann Jutta übernehmen«, antwortete Söderstedt und wandte sich groÃzügig an seine Sitznachbarin.
»Gut«, sagte Jutta Beyer und blätterte ein wenig in den Unterlagen vor sich. »Ach ja, hier ist es. Dank der hemmungslosen Fabrikation von Produktkopien schwedischer Qualitätsmöbel florierte das Möbelunternehmen HÄnshuì in der Präfektur Nagqu im tibetischen Hochland lange Zeit so stark, dass es eine Menge Ãberschusskapital für mögliche Investitionen anhäufen konnte. HÄnshuì wandte sich an Antebellum Invest in New York, und die Bank versprach dem Unternehmen, seine Gelder um ein Vielfaches zu vermehren. Antebellum wandte sich wiederum an Minotaurus, den König der Makrofonds, der er offenbar auch noch lange nach seinem offiziellen Tod blieb. Und der in Deutschland unter dem Namen Dr. Johann Wrostock tätig war.«
»Wie genau die zeitliche Reihenfolge in dem gesamten Fall aussieht, ist nur schwer zu sagen«, erklärte Paul Hjelm. »Das Merkwürdige ist, dass alles in gewisser Weise organisch zu sein scheint. Die kriminellen Organisationen greifen reibungslos ineinander. Es existiert quasi kein Anfang. Es ist eine Geschichte ohne Beginn, eine Geschichte, in der alles bereits geschieht und nichts neu beginnen kann, ohne dass alles andere nicht bereits präsent ist. Es ist eine Welt in einer abwärtsführenden Spirale.«
»Ein Mahlstrom«, merkte Arto Söderstedt an.
»Es greift wirklich alles ineinander«, bestätigte Jutta Beyer. »Die âNdrangheta, die auf der Jagd nach neuen Drogenrouten und Schmugglerpfaden ist, erschlieÃt die Heroinroute von Nordkorea über HÄnshuì und Riga. Es ist nicht auszuschlieÃen, dass das Ganze über russische und chinesische Mafiakontakte läuft. Oder sowohl als auch. Aber die âNdrangheta benötigt Hilfe dabei, mehrere westeuropäische Möbelunternehmen, die am Rande der Insolvenz stehen, ausfindig zu machen und an sich zu binden, um ihre geruchsfreien Polstermöbel, die von Riga aus verfrachtet werden, zu importieren. Die Mafia ist bereits in Lettland aktiv, einem Land, das aufgrund der Finanzkrise perfekt dafür geeignet ist, Gifte von Möbelunternehmen zu verklappen. Die Mafia hat die Möbelfirmen fest in der Hand â das schwedische Endymion ist nur eines von vielen Möbelunternehmen, in die die Mafia ihre Widerhaken hineingebohrt hat. Die Investmentbank Antebellum steht für den Transfer von Schwarzgeldern von China in die USA, während sie zugleich den Anschein erweckt, selbst am Rande der Insolvenz zu stehen. Als ihr Geheimnis an die Ãffentlichkeit zu gelangen droht,
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