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Giftspur

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Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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Hauptkommissar gebracht hatte. Als Außenposten der regionalen Kriminalinspektion unterstanden sie der Führung des K 10 in Friedberg und damit Kriminaloberrat Horst Schulte. Trotz heiligem Sonntag, wie Sabine von einem geschäftig umhereilenden Uniformierten aufschnappte, hatte dieser seinen Weg nach Bad Vilbel gefunden.
    »Es ist eine mittelprächtige Katastrophe«, eröffnete Schulte die Besprechung, nachdem alle Platz genommen hatten. Seine dunklen, buschigen Augenbrauen erinnerten an einen Habicht, und die spitze, leicht gekrümmte Nase tat ein Übriges. Der füllige, breitschultrige Körper des etwa Fünfzigjährigen verbarg sich hinter einem halbrunden Stehpult, das gewöhnlich für Pressekonferenzen herhalten musste.
    »Ein zumindest regional prominenter Toter«, fuhr Schulte mit tiefem Schnarren fort, »eine Zeugin, die einen Schuss vernommen haben will, aber keine Hinweise auf eine entsprechende Verletzung beim Opfer. Die Presse wird verrücktspielen. Was wissen wir bislang über den Tathergang?«
    Mirco Weitzel, einer der Uniformierten, die bei Regina Ruppert gestanden hatten, fasste die dürftigen Erkenntnisse noch einmal zusammen.
    »Reitmeyer joggte stadtauswärts in Richtung Dortelweil«, begann er, wurde jedoch sofort von Angersbach unterbrochen.
    »Sein Kopf lag aber doch in Richtung Bad Vilbel. Worauf begründen Sie Ihre Behauptung?«
    Weitzel schmunzelte. Er war achtundzwanzig Jahre alt, athletisch gebaut und trug sein kurzes, braunes Haar stets korrekt gestylt. Unter den Kollegen munkelte man, er verwende tagtäglich große Mengen an Sekundenkleber dafür, denn auch nach dem Tragen der Dienstmütze wirkte seine Frisur in der Regel wie frisch gerichtet. Angeblich hatte man ihn sogar schon mit einem kleinen Spiegel erwischt, den er in seiner Brusttasche tragen sollte, doch für Sabine waren das die üblichen bösen Unterstellungen neidischer Kollegen, die weniger attraktiv waren. Ein Schönling allerdings, das musste sie zugeben, schien der junge Mann schon zu sein.
    »Hundekot an seinen Sohlen«, sagte dieser triumphierend.
    »Hundekot?« Die Aufmerksamkeit aller war ihm nun gewiss.
    »Ja, an seinen Laufschuhen. Die Spusi hat ein paar Meter südlich einen zertretenen Hundehaufen gefunden, und in seinem Schuhprofil waren entsprechende Rückstände. Das bedeutet, er war stadtauswärts unterwegs.«
    Sabine beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Angersbach diese Information aufnahm. Er schien einerseits beeindruckt zu sein, der Erkenntnis an sich jedoch keine allzu große Bedeutung beizumessen.
    »Ob hin oder zurück ist letztlich nebensächlich«, kommentierte er, »es sei denn, er lief diese Strecke nach einem festen Muster, und jemand hat ihm aufgelauert. Ohne Eintrittswunde scheidet ein Heckenschütze aber aus, oder sieht das jemand anders?«
    »Darum geht es mir ja«, schaltete Schulte sich wieder ein. »Was wissen wir von ihm? Feinde, Gewohnheiten, Motiv, Gelegenheit«, er wedelte ungeduldig mit der Hand. »Oder sein Gesundheitszustand. War er herzkrank, nahm er Medikamente, hatte er Asthma? Zugegeben, Reitmeyer war besser in Form als ich und noch lange nicht in einem Alter, wo man einfach umkippt. Oder führen wir es einmal ad absurdum: Hat möglicherweise jemand auf ihn geschossen, und der Schuss verfehlte ihn, hat ihn aber zu Tode erschreckt?«
    »Dazu brauchte es keinen Heckenschützen«, brummte Angersbach und erinnerte sich an den alten Porsche, der über die Brücke geknattert war. »Ein Knallkörper oder eine Fehlzündung täten es auch.«
    »Wie auch immer. Ich stelle keine Theorien auf, die nicht auch in der Bildzeitung produziert werden könnten. Aber fahren Sie bitte fort.« Schulte nickte in Mirco Weitzels Richtung.
    »Keine äußeren Verletzungen nach Inaugenscheinnahme durch den Notarzt. Die Todesursache bleibt zunächst unklar, Dr. Körber und das Opfer waren nicht miteinander bekannt. Ohne Kenntnis der Krankengeschichte …«
    »Klar so weit«, unterbrach Schulte den Beamten. »Wir beantragen eine Obduktion. Wir können es uns nicht leisten, nach Reitmeyers Hausarzt zu fischen, jede Stunde ist kostbar. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald Sie sich in der Rechtsmedizin einfinden können.«
    Sabine nickte. In ihrem Kopf formten sich vertraute Bilder des rechtsmedizinischen Instituts in Sachsenhausen, außerdem Gesichter einiger alter Bekannter. Insgeheim freute sie sich darauf, wenngleich die Umstände weniger erfreulich waren, dem Team dort einen Besuch abzustatten. Doch dann fiel ihr

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