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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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siedend heiß ein, dass ja nun ein anderes Institut zuständig war.
Mist.
Sie schluckte.
    »Friedberg oder Gießen?«, raunte sie, für die anderen nicht hörbar, in Richtung ihres neuen Kollegen.
    »Was?«, entgegnete er, weitaus weniger diskret, und die Kommissarin bereute, überhaupt gefragt zu haben.
    »Schon gut«, wehrte sie hastig ab.
    »Ist es zeitlich angemessen, die Pressekonferenz zwischen zwölf und ein Uhr anzusetzen?«, fragte Schulte in die Runde. »Bis dahin sollten die Hinterbliebenen aufgesucht sein. Ich möchte das möglichst eng terminieren, um Spekulationen zu vermeiden.«
    »Kommt drauf an. Wen gibt es denn da?«, erkundigte sich Sabine.
    »Reitmeyer ist verwitwet und hat zwei erwachsene Kinder«, kam es von Weitzel. »Der Sohn, er stammt aus einer frühen Liaison, und über dessen Mutter liegt nichts vor. Französin, seit zwanzig Jahren nicht mehr in Deutschland gemeldet. Sieht nicht nach einer heißen Spur aus. Die Tochter hingegen ist greifbar. Sie lebt auf dem Hof der Familie, in der Nähe von Rendel.«
    »Wo?«, wandte sich Angersbach mit gebeugtem Kopf und in Falten gelegter Stirn an Sabine.
    »Liegt hier um die Ecke«, antwortete diese und senkte ihre Stimme dabei ebenfalls kaum. Ein kokettes Grinsen huschte über ihr Gesicht, erleichtert, dass nun wieder ein Patt zwischen ihnen herrschte. Doch der nächste Konflikt sollte nicht lange auf sich warten lassen. Die beiden verließen das Gebäude, und mit einem vielsagenden Lächeln nickte Sabine in Richtung ihres Elektroautos.
    »Da soll ich einsteigen?« Ralph Angersbach tippte sich mit aufgesetzter Empörung an die Stirn, als er das in seinen Augen höchst ulkige Fahrzeug erblickte.
    »Wieso nicht?«, entgegnete Sabine frostig. »Es bietet genug Platz für uns beide, wollen wir wetten?«
    »Wenn wir Ölsardinen wären, vielleicht. Ist Ihnen entgangen, dass ich ein ganzes Stück größer bin als Sie?«
    »Reden wir von Ihrer Länge oder von Ihrem Ego? Ich jedenfalls produziere keinen Feinstaub mehr und habe kaum Einschränkungen beim Komfort. Letzterer ist bei Ihrer Kiste ja so gut wie nicht vorhanden.«
    »Ich brauche keinen Komfort, ich bin schließlich kein verwöhntes Stadtkind«, konterte Ralph.
    »Na, prima.« Sabine grinste, noch bevor ihr Kollege realisierte, dass er sich ins Abseits argumentiert hatte. »Dann können Sie ja jetzt einsteigen.«
     
    Das Hofgut der Familie Reitmeyer lag außerhalb Rendels und gehörte, auf der nördlichen Seite der B 521 gelegen, zum Stadtgebiet Karbens und damit noch zum Wetteraukreis. Ein Hauptgebäude und einige Nebengebäude, größtenteils renoviert und mit verschlossenen Toren, umringten einen gepflasterten Innenhof, in dessen Mitte sich ein aus Bruchsteinen gemauerter Brunnen befand. Mit ein wenig Anstrengung entnahm die Kommissarin einem im Mauerwerk eingesetzten Sandstein die dort eingemeißelte Zahl 1789 , das Jahr der Französischen Revolution, wie Sabine auch ohne profunde Geschichtskenntnisse wusste.
    »Hier lebt sichs nicht schlecht«, kommentierte Ralph Angersbach, die Hände lässig in den Taschen seiner Jeans verborgen. »Fehlen nur noch Polo-Reiter und zwei Bentleys im Schuppen.«
    »So einer war Reitmeyer angeblich nicht«, erwiderte Sabine. Sie blickte in die Ferne, wo auf einer Hügelkuppe einige Windräder standen. Die Flügel drehten sich nur äußerst gemächlich, eine Anlage stand still. »Sehen Sie dort oben? Dort verläuft die Hohe Straße, ein alter Handelsweg aus dem Mittelalter. Heutzutage ein stinknormaler Feldweg, aber vor ein paar Jahren entdeckte man den Höhenzug als geeignete Stelle für Windkraftanlagen.«
    »Hässliche Teile.« Angersbach beäugte die schätzungsweise drei Kilometer entfernten weißen Spargel. Er zählte sieben Stück, außerdem zwei Pfeiler auf halber Höhe, an denen sich Baukräne nach oben reckten.
    »Mag sein. Aber wenn man dort oben steht, ist das Panorama aufs alte Kraftwerk auch nicht besser. Und Strommasten sind genauso unästhetisch, und ohne geht’s nun mal nicht.«
    Angersbach zuckte die Schultern und beäugte wieder das Haupthaus.
    Während sie darauf zugingen, fuhr Sabine fort: »Drei der Anlagen stehen auf Reitmeyer-Äckern. Er ist kein dekadenter Materialist gewesen, darauf wollte ich vorhin hinaus, aber er wusste durchaus, in welchen ökologischen Sparten der Profit liegt. Vom Körnerladen zum Biohof-Unternehmer entwickelt man sich nicht einfach so.«
    »Und nicht ohne Feinde«, murmelte Angersbach und nickte. Dann erreichten sie

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