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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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vermochte ihn offenbar nicht sonderlich zu fesseln, denn er wirkte ob der Unterbrechung fast erleichtert. »Frau Brunner, setzen Sie sich doch«, wies er auf den einzigen freien Stuhl in seinem Büro. Auf den anderen stapelten sich neben diversen Unterlagen auch verschiedenste Präparate aus seinem Labor.
Judith Brunner nahm Platz und kam gleich zur Sache: »Ich komme gerade vom Friedhof. Der Verwalter, ein Herr Uhlig, war ziemlich ungehalten über unser Nichtstun. Was ist eigentlich los? Warum ist das nicht längst erledigt? So schwierig kann es wohl nicht sein, ein paar Strauchdiebe zu erwischen!«
Dr. Grede nahm in Ruhe einen Schluck, seufzte und sah seine Vorgesetzte an. »Sie wissen, dass ich viel von Lisa Lenz halte, doch hier hat sie meines Erachtens mit ihrem Einsatz für Herrn Uhlig etwas übertrieben.« Den Namen betonte Grede irgendwie missbilligend.
»Sie kennen den Mann? Welchen Einsatz?« Judith überlegte, ob das Gespräch noch in die von ihr beabsichtigte Richtung lief.
»Mir gefällt nicht, dass ich derjenige bin, der Ihnen das erzählen muss. Ich wollte es eigentlich für mich behalten.«
Judith Brunner ging auf Hans Gredes Zurückhaltung nicht ein. »Was müssen Sie mir erzählen?«
»Na, die beiden haben ein Verhältnis, wie man so schön sagt.«
»Welche beiden?«, fragte Judith Brunner, doch im selben Moment erkannte sie, wen Grede gemeint hatte. »Oh!« Was sollte sie dazu auch sagen? Nun wurde ihr klar, warum das Gespräch mit Werner Uhlig so eigenartig verlaufen war. Der Mann hatte ganz genau gewusst, wer sie war, und in ihre aktuelle Ermittlung eingeweiht schien er auch! Da war Lisa ihr auf jeden Fall eine Erklärung schuldig.
Ungeachtet dessen forderte Judith Brunner mehr polizeilichen Einsatz: »Wie es aussieht, ist an der Sache genug dran, um schleunigst etwas zu unternehmen.« Sie berichtete von dem Gespräch mit Uhlig und dessen Verdacht.
Dr. Grede stimmte ihr zu, dass diese Hinweise vielversprechend seien, und gemeinsam kamen sie überein, in den kommenden Tagen die Straßen um den Friedhof herum unauffällig rund um die Uhr beobachten zu lassen. Außerdem sollten die Gartenbaubetriebe aufgesucht werden. »Nur, wer würde die Pflanzen erkennen können?«, fragte Judith Brunner.
»Ich kümmere mich persönlich darum«, bot Dr. Grede an, »hätte die Sache wohl ernster nehmen müssen.«
»Danke. Mir hätte das auch nicht wegrutschen dürfen, schließlich wurden die Anzeigen schon in einigen Wochenberichten erwähnt«, bekannte sie. Dann fiel ihr ein: »Uhlig hat mir übrigens die Abläufe bis zur eigentlichen Beisetzung auf einem Friedhof etwas detaillierter beschrieben. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Holls Leiche aus einem der Bestattungsinstitute entwendet wurde und nicht, wie wir bisher annahmen, von einem Friedhof.«
»Dann müssen wir dort noch mal nachhaken. Am Telefon gaben die Bestatter jedenfalls an, es sei alles in bester Ordnung«, erinnerte sich Dr. Grede.
Judith dachte nicht lange nach. »Ich hatte ohnehin vor, mir deren Einsätze im Krankenhaus genauestens anzusehen.«
Mitten in ihre Planungen hinein klingelte das Telefon. Dr. Grede hob ab und hörte aufmerksam zu. Als er dann den Hörer aufgelegt hatte, stand er auf, sah seine Chefin an und sagte knapp: »Kommen Sie, Frau Brunner. Es gibt mal wieder Arbeit in Waldau.«
    ~ 37 ~
     
    Der Fundort war äußerst idyllisch gelegen. Die Elf Quellen waren ein kleines Quellmoor, aus dem der Wiepker Bach entsprang. Herrliche alte Buchen wuchsen hier, stark und gesund, mit mächtigen Kronen.
Walter Dreyer ließ sich von Hedwig Bieske führen. Bei seiner Ankunft fand er drei ältere Herren und eine Dame vor, die dicht beieinander inmitten einer Lichtung standen. Ihre Fahrräder konnte Walter ein Stück abseits an einem Stapel dünner, auf eine einheitliche Länge zugeschnittener, entasteter Baumstämme entdecken. Er stellte sich den Chormitgliedern vor. »Wenn Sie sich setzten möchten, gehen Sie doch bitte zu Ihren Rädern zurück. Ich komme gleich zu Ihnen«, versprach er.
»Dahinten liegt er«, wies der Älteste unter den Wartenden ungefragt in Richtung eines großen, mit dunklem Laub bedeckten Wurzelstocks.
»Wie haben Sie ihn denn entdeckt?«, wollte Walter Dreyer, obwohl er es bereits ahnte, der Genauigkeit halber noch wissen.
Der Mann druckste auch nicht herum: »Ich musste mal.«
»Sicher. Danke. Wenn Sie dann bitte zu dem Holzstapel gehen?«, schickte er die Leute, nun deutlicher werdend, weg. »Ich sehe mir den

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