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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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den anderen gereiht hatte. Sie zog ein paar nervöse Blicke auf sich, und erst da merkte sie, dass sie eines ihrer langen, dünnen Wurfmesser in der Hand hielt.
    »Entschuldigen Sie.« Eine unsichere Stimme.
    Sie drehte sich erst gar nicht um. »Herr Wachtmeister, ich bin auf der Jagd. Mein Gildeausweis ist in der linken Hosentasche.« Jäger hatten Waffenscheine für alle möglichen Waffenarten. Und ohne diese ging sie nirgendwohin.
    »Ah…«
    Sie streckte ihm die linke Hand hin, um ihm zu zeigen, dass sie leer war. »Ich hole die jetzt raus, okay?« Der Wind blies ihr einen Säuregeruch in die Nase. Dunkles, dickes Blut. Verdammte Scheiße! Eigentlich musste sie jetzt der Spur folgen und sich nicht bei einem Jungbullen beim Streifegehen ausweisen, der offenbar nicht genug über Jäger wusste. Was, zum Henker, brachten sie denen heutzutage auf der Polizeischule bloß bei?
    Ein Aufschrei aus dem Mund der Frau vor ihr– und dann fegte ein blauer Blitz hernieder. Als Elena sah, wie der Polizist mit offenem Mund in den Himmel starrte, rannte sie los. Sie wusste ganz sicher, dass er sie nicht verfolgen würde, er hatte diesen Ausdruck im Gesicht. Engelsstarre. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung litten unter diesem Phänomen. Ihr war zu Ohren gekommen, dass es mittlerweile ein erfolgreiches Gegenmittel gab, die meisten Kranken aber gar nicht »geheilt« werden wollten.
    Vor Kurzem hatte ein Mann in einer Dokumentationssendung gesagt: »Wenn ich einen Engel sehe, begegne ich der Vollkommenheit. Für einen winzigen Moment bin ich Teil ihrer Magie; den Alltag gibt es nicht mehr, und der Himmel ist zum Greifen nahe. Warum sollte ich das aufgeben wollen?«
    Einen kleinen, schmerzhaften Moment lang beneidete Elena diese Menschen. Sie selbst hatte ihre Unschuld und ihren Glauben an die himmlischen Hüter schon vor achtzehn langen Jahren verloren. Dann gab es einen Schnitt, und die Kamera zeigte den Sprecher in der Engelsstarre. Blinde Bewunderung und Anbetung. Vergötterung.
    Nein danke.
    Zehn Minuten später brannte ihr wieder der Geruch in der Kehle und legte sich wie ein Pelz auf ihre Zunge. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie in einem der wohlhabenden Viertel östlich des Central Park angekommen war. Ausgesprochen wohlhabend, dachte sie beim Anblick der vornehmen Wohnsitze. Mehrstöckige Mietshäuser suchte man hier vergeblich. Einen Moment lang hielt sie inne, dann hatte sie ihn– den Standort. Raphael würde die Sache schon wieder hinbiegen, falls sie entdeckt würde. Mit diesem tröstlichen Gedanken kletterte sie über das verschlossene, kunstvoll verzierte Eisentor und landete direkt vor einer Villa. Auf der rechten Seite erspähte sie einen schmalen Durchgang, der sie zum Hintereingang des Hauses führte.
    »Ein Privatpark.« Wahnsinn. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas in Manhattan gab. Der üppig grüne Garten wurde von allen Seiten von ebensolchen Villen im europäischen Stil begrenzt. Misstrauisch berührte sie das Mauerwerk des ihr am nächsten stehenden Hauses und spürte weder Alter noch Zeit. Attrappen, dachte sie enttäuscht. Irgendein Bauunternehmer hatte ein zweifellos teures Stück Land aufgekauft, einen englischen Garten angelegt und einen Riesenreibach gemacht.
    Engel haben genug Geld, um es zu verheizen.
    Und die Fährte war so stark hier… aber leider nicht frisch. »Er ist hier gewesen, aber jetzt nicht mehr.«
    »Bist du dir sicher?«
    Vor Schreck machte sie einen Satz, Messer gezückt, als sie sich umdrehte, stand Raphael hinter ihr. »Wie zum Teufel… Zauber?«
    Er ging nicht auf ihre Frage ein. »Wo ist er gewesen?«
    »Im Haus, glaube ich«, antwortete sie und versuchte ihr galoppierendes Herz zu beruhigen. Und Raphael nicht ihr Messer in die Brust zu stoßen, dafür, dass er sie so erschreckt hatte. »Ich dachte, du produzierst dich nicht in der Öffentlichkeit.«
    »Hier sieht mich ja keiner.« Sein Blick wanderte zu ihren Haaren. »Die sind alle damit beschäftigt, Illium bei seinen Kunststückchen zu bewundern.«

Sie ignorierte die Dunkelheit, die auf einmal in seinen Augen aufflammte, Besitzanspruch. »Wir müssen ins Haus.« Um zur Hintertür zu gelangen, ging sie um ihn herum, da packte er sie am Arm.
    Regungslos, aber bereit, ihn jeden Moment abzuschütteln, verharrte sie, doch er war nur daran interessiert, die blaue Feder aus ihrem Haar zu zupfen. »Um Himmels willen«, murmelte sie. »Bist du jetzt zufrieden?«
    Er zerquetschte die Feder in der Hand. »Nein,

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