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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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anderen Lieblingen spielte– und würde wissen, dass sie die Glückliche war, die er auserwählt hatte, ihn für Äonen zu nähren.
    Aber zunächst einmal musste er dieser Jägerin den Garaus machen.
    36
    Raphael trat auf den Balkon im dritten Stock hinaus, Elenas Worte immer noch lebhaft im Ohr. Du bist jetzt ein kleines bisschen Mensch.
    Aus genau diesem Grund hatte Lijuan ihm geraten, Elena umzubringen. Seine Reaktion auf den Schuss, der Schmerz, das Blut, hatten ihn in dem Glauben bestätigt, dass diese Jägerin gefährlich für ihn war. Aber was, wenn mit dieser Gefahr auch gleichzeitig ein Schutz verbunden war, ein Schutz vor den Torheiten von Alter und Macht? Immerhin war er aus der Phase der Stille viel früher als gewöhnlich erwacht.
    Während er auf Jason wartete, dachte er darüber nach, wie er sich bei der ersten Begegnung mit ihr verhalten hatte. Gewaltsam war er in ihre Gedanken eingedrungen, hatte sie kaltblütig terrorisiert. Würde er es vielleicht wieder tun? Ja, dachte er und machte sich hinsichtlich seines Wesens keine Illusionen. Er war imstande, noch einmal ganz genau dasselbe zu tun. Aber, ob er sich noch einmal dafür entscheiden würde… das war die entscheidende Frage.
    Jason kam von oben, landete unhörbar, der perfekte Späher eben. »Ich hatte damit gerechnet, Illium hier zu treffen.«
    »Er behält Elena im Auge.« Noch lieber hätte er ihr auch noch einen Vampirfahrer an die Seite gegeben, aber das würde ihre Witterung beeinträchtigen. Also fuhr sie selbst, und Illium flog über ihr. Durch seinen von Engelsfeuer angesengten Flügel war Raphael mehr oder weniger ans Haus gefesselt– zwar heilte er in Rekordzeit, und fliegen konnte er allemal, aber es wäre sehr belastend für die Heilung, und schließlich musste er vollständig einsatzbereit sein, wenn Uram wieder auftauchte.
    Elena war den größten Teil des Tages unterwegs; zwischendurch rief sie an und hielt ihn auf dem Laufenden, während sie Manhattan systematisch durchkämmte. Irgendwie war es seltsam, obwohl er so viel zu tun hatte… fehlte sie ihm. Sie war ihm ans Herz gewachsen, seine Sterbliche mit dem Herzen einer Kriegerin. »Dann leg mal los.«
    »Es ist so, wie Sie vermutet haben«, sagte Jason. »Lijuan weckt Tote wieder auf.«
    Raphael spürte die frische Brise, die der Fluss mit sich brachte, und fragte sich, ob Lijuan auch so geworden wäre, wenn sie damals diesen Menschen, der gedroht hatte, sie ein wenig sterblicher zu machen, nicht umgebracht hätte. »Bist du ganz sicher?«
    »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie es getan hat.«
    »Sind sie richtig am Leben?« Er wandte sich Jason jetzt aufmerksam zu.
    Tiefe Abscheu stand in seinem Gesicht. »Leben würde ich das nicht nennen, ein Lebensfunke ist da, aber sie sind nur mehr ein Schatten der Person, die sie einmal waren.«
    Das war schlimmer, als Raphael befürchtet hatte. »Keine Marionetten, wie wir vermutet hatten?«
    »Das sind sie auch, aber trotzdem noch mehr. Monstrositäten, die laufen, sehen, hören können, aber niemals sprechen. Ihr Schweigen wird von ihren schreienden Augen übertönt, denn sie wissen, was sie sind.«
    Der Erzengel spürte, wie ihn kaltes Grausen überkam. »Wie lange kann sie diese Wiedergeborenen erhalten?«
    »Der älteste war ein Jahr alt. Fing schon an, senil zu werden, der Lebensfunke war dabei zu verglimmen.« Nach einer kurzen Pause sprach dieser sonst so zurückhaltende Engel weiter: »Es ist eine Gnade, wenn dieser Teil ihrer Seele erlischt.«
    »Und Lijuan hat tatsächlich absolute Macht über diese Wiedergeborenen?«
    »Ja. Im Moment spielt sie noch mit ihnen wie mit einem neuen Spielzeug. Aber es könnte bald der Augenblick kommen, in dem sie sie in eine Armee verwandelt.«
    Raphael fühlte, wie eine kalte Hand sein Herz umklammerte. Denn wenn die Wiedergeborenen gegen die Lebenden aufstünden, wäre es vorbei mit jeglicher Zivilisation, und ihre Schreckensherrschaft würde die Welt überziehen. »Sind die, die sie wiedererweckt– erst kurze Zeit tot?«
    »Nein«, kam die verstörende Antwort. »Bei denen ist es leichter, aber sie experimentiert auch mit solchen, die schon länger tot sind– selbst mit den… Verrotteten. Irgendwie kleidet sie sie wieder in Haut.« Jason hielt inne.
    »Was hast du?«
    »Es geht das Gerücht, dass das Fleisch von den frischeren Leichen stammt, die Lijuan nicht erwecken will, und ich weiß, dass diese dann, um überhaupt weiterexistieren zu können, Blut trinken müssen.« Jetzt

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