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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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Spitzel.«
    Elena erhaschte ein Glitzern in den Augen der Jägerin. »Aber du bist nicht ihrer Meinung?«
    »Irgendetwas daran ist schräg. Sein Assistent Robert Syles wurde auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Dabei liebt Bobby die Fernsehkameras.« Ashwini zuckte die Achseln. »Ich vermute, dass sie selbst Jagd machen. Vielleicht auf Engel. Wir erfahren es noch früh genug.« Erneutes Gähnen.
    »Du solltest dich wieder hinlegen.«
    »Ach nein, ich habe genug Kräfte getankt. Aber ich sollte mal duschen– in einer Stunde muss ich wieder los.« Sie drehte sich noch einmal um. »Oh, ach so, El, eine Sache habe ich noch aufgeschnappt– anscheinend haben sie um die Zeit von Urams Verschwinden mehr als nur ein paar Tote ohne Köpfe gefunden. Die armen Schweine waren wohl seine Diener. Muss wohl einen Koller gekriegt haben. Zum Glück müssen wir diese Mistkerle nicht jagen.«
    Elena nickte matt. »Ja, zum Glück.«
    16
    Raphael stand vor dem kleinen unscheinbaren Haus in einem Vorort von New Jersey und beglückwünschte die Direktorin insgeheim zu ihrer Klugheit. Diese hatte ihr wundervoll restauriertes Haus aus rotbraunem Sandstein aufgegeben, um hier in diesem kleinen Holzhaus zu wohnen, in einer Gegend, in der ein Haus aussah wie das andere. Auch ihr Haus wirkte vollkommen durchschnittlich, aber er wusste, dass es eine Festung war. Er wusste auch, dass sie und ihr Mann als erfahrene Jäger immer abwechselnd Ausschau nach Vampiren hielten, mit dem Finger am Abzug.
    Um zielen zu können, mussten sie natürlich erst einmal etwas sehen. Und er war für sie nicht wahrnehmbar. Als er vom Balkon seiner Penthousesuite in die Abenddämmerung von Manhattan eingetaucht war, hatte er sich gleich mit dem Zauber umgeben. Er war beinahe wieder im Vollbesitz all seiner Kräfte. Während seines Fluges war es vollständig dunkel geworden, und jetzt spähte er durch die goldschimmernden Fenster.
    Licht. Wärme. Illusion.
    Der ganz normal anmutende Vorgarten war gespickt mit Sensoren, an die wahrscheinlich Sprengsätze gekoppelt waren, deren Auslöser wohl vom Haus aus zu bedienen waren. Raphael vermutete, dass es einen Keller mit einem geheimen Ausgang gab– keine Jägerin würde riskieren, dass ihre Familie in der Falle sitzt.
    Wenn er sich nicht gerade in einer Phase der Stille befinden würde, hätte es ihn vielleicht beeindruckt. Das Haus war hervorragend gesichert und würde selbst hochrangigen Vampiren standhalten, nur einem Dmitri wahrscheinlich nicht. Dazu war er zu gewieft. Aber selbst Dmitri hätte den Sprengladungen ausweichen müssen. Raphael hingegen musste nicht einmal einen Fuß ins Haus setzen.
    Das solltest du aber, flüsterte ihm der tückische, urzeitliche Teil seines Geistes zu, erteile ihnen eine Lektion, lehre sie, dass sich niemand ungestraft gegen einen Erzengel auflehnt.
    Mit der Kaltblütigkeit seines momentanen Bewusstseinszustands dachte er über die Möglichkeit nach, verwarf sie aber wieder. Die Direktorin der Gilde war eine intelligente Frau und leistete gute Arbeit. Es wäre unsinnig von ihm, sie jetzt zu töten, denn eine solche Tat würde ein großes Chaos in der Gilde nach sich ziehen, und eine erhebliche Anzahl unzufriedener Vampire würde es nutzen, um vor ihren Meistern zu fliehen. Einige hätten damit wahrscheinlich sogar Erfolg, denn die Jäger wären vom Tod ihrer Direktorin zunächst einmal zu sehr betroffen, um diensttauglich zu sein. Die Menschen waren so schwach.
    Keiner der Euren wird entkommen, flüsterte die Stimme wieder, eine Stimme, die er nur in Phasen der Stille hörte. Sie würden es nicht wagen. Niemand widersetzt sich dir, nicht, nachdem wir an Germaine ein Exempel statuiert haben.
    Germaine befand sich jetzt irgendwo in Texas, doch die Stunden am Times Square hatte der Vampir nie vergessen und würde es auch nie. Schmerzen, wie sie niemand überleben konnte, waren ihm unwiederbringlich ins Gehirn gebrannt. Raphael erinnerte sich, dass es auch während einer Phase der Stille geschehen war. Kurz nachdem er in diesen Zustand eingetreten war, war ihm auf einmal eingefallen, dass er mit Germaines Verhalten unzufrieden gewesen war. Jetzt, da er sich diese Ereignisse vergegenwärtigte, fühlte er… Reue. Er war zu weit gegangen.
    Was für ein absurder Gedanke. Was für eine absurde Gefühlsregung. Schließlich war er ein Erzengel. Und Germaine hatte gewagt, ihn zu verraten. Die Bestrafung war gerechtfertigt gewesen. Das wäre die der Direktorin auch, sollte sie sich Raphael in

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