Gilde der Jäger 01 - Engelskuss
Selbstgespräche, statt mich zu bezahlen?«
»Wie bitte? Oh.« Sie holte zwanzig Dollar aus der Tasche und drückte sie dem Taxifahrer in die Hand. »Stimmt so.«
Im Nu verwandelte sich sein finsterer Gesichtsausdruck in ein Grinsen. »Danke. Sie haben wohl eine große Jagd vor sich?«
Elena fragte nicht, woran er erkannt hatte, dass sie eine Jägerin war. »Nein. Aber sehr wahrscheinlich werde ich innerhalb der nächsten Stunden eines grausamen Todes sterben. Eine gute Tat verbessert meine Chancen, in den Himmel zu kommen.«
Der Taxifahrer fand ihre Bemerkung zum Brüllen komisch und lachte immer noch, als er losfuhr. Kurz vor dem breiten Fußweg zum Turm hatte er sie aus dem Wagen gelassen. Die ungewöhnlich grelle Morgensonne spiegelte sich in den weißen Steinplatten– stach messerscharf in Elenas übermüdete Augen. Sie fischte nach ihrer Brille, die im Ausschnitt ihrer Bluse klemmte, und setzte sie auf. Nun, da sie nicht mehr geblendet wurde, nahm sie auch die dunklen Schatten wahr. Natürlich hatte sie auch schon vorher gewusst, dass sie da waren– Vampire erfasste sie hauptsächlich mit anderen Sinnen als mit ihren Augen.
Einige standen um den Turm herum, aber mindestens zehn weitere hielten sich im Hintergrund oder spazierten durch die gepflegten Grünflächen um das Gebäude. Alle trugen schwarze Anzüge und weiße Hemden, die Haare waren nach FBI-Manier in exakten Linien perfekt geschnitten. Schwarze Sonnenbrillen und dezente Kopfhörer vervollständigten das Bild von Geheimagenten.
Darüber hinaus wusste Elena aber, dass diese Vampire nichts mit dem Geschöpf von gestern Nacht gemein hatten. Diese hier hatten schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel. Ihr intensiver Geruch– dämonisch, aber nicht unangenehm– und die Tatsache, dass sie den Turm des Erzengels bewachten, verrieten ihr, dass diese Vampire sowohl klug als auch äußerst gefährlich waren. Aus dem Gebüsch traten zwei von ihnen auf den sonnenbeschienenen Weg.
Keiner ging in Flammen auf.
Eine solch heftige Reaktion auf das Sonnenlicht– ein weiterer Mythos, den die Filmindustrie begeistert aufgegriffen hatte– hätte ihre Arbeit außerordentlich erleichtert. Dann hätte sie einfach nur abwarten müssen. Aber die meisten Vampire konnten sich problemlos Tag und Nacht frei bewegen. Und die paar Lichtscheuen unter ihnen starben auch nicht gleich, wenn die Sonne aufging. Sie suchten einfach den Schatten auf. »Du willst das Treffen nur hinauszögern– gleich dichtest du noch eine Ode auf den Garten«, raunte sie sich selbst zu. »Du bist ein Profi. Du bist die Beste. Du schaffst das schon.«
Sie holte einmal tief Luft, versuchte nicht an die Engel zu denken, die über ihr flogen, und ging mit festen Schritten auf den Eingang zu. Niemand schien ihr Aufmerksamkeit zu schenken, doch als sie den Eingang endlich erreicht hatte, nickte der diensthabende Vampir kurz mit dem Kopf und öffnete die Tür. »Geradeaus bis zum Empfang.«
Überrascht nahm Elena die Sonnenbrille ab. »Wollen Sie denn nicht meinen Ausweis sehen?«
»Sie werden erwartet.«
Der tückisch verführerische Duft des Torwächters– eine ungewöhnliche evolutionäre Anpassung zum Schutz gegen den Spürsinn der Jäger– umhüllte sie wie eine unheilvolle Liebkosung, als sie eintrat.
Das voll klimatisierte Foyer schien sich unendlich weit auszudehnen; es bestand hauptsächlich aus dunkelgrauem Marmor, der mit zarten Goldstreifen durchzogen war. Nichts war besser geeignet, um Reichtum, guten Geschmack und Macht zu demonstrieren. Auf einmal war Elena heilfroh, dass sie ihre übliche Kombination, Jeans und T-Shirt, gegen maßgeschneiderte Hosen und eine frische weiße Bluse eingetauscht hatte. Selbst ihr glattes Haar war zu einem französischen Zopf geflochten, und ihre Füße steckten in hochhackigen Schuhen.
Ihre Absätze kündeten von Entschlossenheit und Selbstvertrauen, als sie den Marmorboden im Foyer überquerte. Dabei nahm sie jedes Detail ihrer Umgebung wahr, von der Anzahl der Wächtervampire, den erlesenen, aber eigenartigen Blumengestecken, bis hin zu der Empfangsdame, einer sehr, sehr, sehr alten Vampirin, wenngleich sie Gesicht und Körper einer gepflegten Dreißigjährigen hatte.
»Miss Deveraux, ich bin Suhani.« Lächelnd erhob sich die Dame und trat hinter ihrem geschwungenen Tresen hervor. Er war ebenfalls aus Marmor; sein tiefes Schwarz war so blank poliert, dass er die Umgebung perfekt widerspiegelte. »Sehr erfreut.«
Elena schüttelte der Vampirin
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